Auf den richtigen Standort kommt es an
Pflanzen im Garten am richtigen Ort setzen
Der Standort einer Pflanze im Garten ist entscheidend, ob sie gut gedeiht. Doch auch die Bodenbeschaffenheit und die Ausrichtung des Geländes sollten analysiert werden. Der Landschaftsarchitekt Peter Steiger weiss Bescheid.
Die meisten Gärten bieten unterschiedliche Standorte, von sonnig bis schattig und feucht. Dies sollte bei der Gestaltung und Bepflanzung berücksichtigt werden. Ein Blick in die Natur ist ein guter Wegweiser. Jeder Lebensraum wird von spezialisierten Pflanzen besiedelt. In schattigen Wäldern wuchert Unterwuchs, auf Schuttkegeln gedeihen Pionierpflanzen, an sonnenexponierten Lagen entfalten sich hitzeresistente Arten. Werden Pflanzen standortgerecht gesetzt, entfalten sie sich optimal und haben eine lange Lebensdauer.
Nicht nur die Sonneneinstrahlung ist entscheidend, ob eine Pflanze wächst oder serbelt, sondern auch die Bodenbeschaffenheit. Es gibt feuchtigkeitsliebende Pflanzen, andere mögen tiefgründigen, nährstoffreichen Boden, weitere brauchen mageren, das heisst sandig-steinigen Untergrund mit wenig organischem Material.
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Eine Pflanze aus dem Moorgebiet ist an sonnenexponierter Lage auf sandig-steinigem Boden dem Tod geweiht. Manche Pflanzen entfalten sich gut, wenn sie alleine stehen, andere wiederum wuchern zu fest. Um die Artenvielfalt zu wahren, müssen die schnell wachsenden Arten in Schach gehalten werden.
Dann beschäftigt da noch die Frage, ob eine Pflanze einheimisch sein sollte, die im Garten gepflanzt wird. Der bekannte Landschaftsarchitekt und Diplomingenieur Peter Steiger von «Pulsatilla – Gärten für die Sinne» sagte an der Fachtagung «Pflanzensysteme» vom Herbst 2023 an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil: «Diese Diskussion sollte nicht dogmatisch geführt werden. Bei immergrünen Gehölzen sind wir rasch am Limit.» Steiger referierte zum Thema «Starkregen, Hitze und Trockenheit versus einheimische Wildstaudenmischungen». Er betonte, dass sich kein Insekt sage: Da ist eine Zistrose, da fliege ich nicht hin. Zistrosen stammen aus dem Mittelmeerraum und entwickeln sich dort zu Sträuchern und Halbsträuchern.
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Auch in der Schweiz gedeihen sie an Trockenstandorten gut und ziehen Insekten an. Der Landschaftsplaner Dr. Philipp Schönfeld, der zur Freilandpflanzenkunde doktorierte, doppelte nach: «Jede Pflanzenart ist ökologisch wertvoll.» Beiden Pflanzenexperten ist eine Gartenbepflanzung mit einheimischen Arten ein Anliegen, mit gewissen standortgerechten Gewächsen anderer geographischer Gebiete im heimischen Garten haben sie aber kein Problem.
Von trocken bis feucht
Peter Steiger spricht von den verschiedenen Lebensräumen, die ein Garten im Kleinen aufweist. «Die Pflanzen müssen darauf abgestimmt werden», betont der Spezialist. So habe beispielsweise eine Gartensüdseite Potenzial für einen Trockenstandort, wo Steppen-Wolfsmilch und der Färber-Ginster gedeihen.
Er spezifiziert dieses Biotop, indem er auch den Trockenstandort mit sandig-kiesig-felsigem Untergrund erwähnt, der völlig humusarm ist, ähnlich einer Steingrassteppe. Natursteinmauern etwa bieten solche Nischen, ideal für Stein-Nelken, Mauerpfeffer und Herzblättrige Kugelblume.
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Im Gegensatz zu den Trockenorten bereichern die Schattenseite des Gartens Farne, Stinkender Nieswurz und die Nesselblättrige Glockenblume. Als Grundlebensraum eines Gartens bezeichnet der Pflanzenspezialist eine sonnig-humose Rabatte, die im Englischen unter dem Begriff Mixed Border bekannt ist. Wasserdost, Sigmarswurz in Kombination mit Glockenblumen und Fingerhut wachsen dort gut.
Auch die Gestaltung eines Stücks sonniger Magerwiese ist im Garten möglich, wenn der Boden nicht zu nährstoffreich ist. Peter Steiger sagt, dass unter richtigen Bedingungen in einem solchen Biotop während vier bis sechs Wochen Blüten von Wiesen-Salbei, Schafgarbe und Knäuelblütiger Glockenblume genossen werden können. Ist der Boden zu nährstoffreich, eignen sich Rote Waldnelken und Kuckucks-Lichtnelken als frohe Blüher. Wer sich über Blüten im Garten freut, wird mit all diesen einheimischen Wildstauden viel Freude haben. Es handelt sich dabei um mehrjährige Pflanzen, die sich nach der letzten Eiszeit hier angesiedelt haben. Sie sind also bestens an das Schweizer Klima angepasst.
In praktisch jedem Garten gibt es einen halbschattigen Saum, so wie er sich beispielsweise an Waldrändern bildet. Das ist der Lebensraum des Blutroten Storchschnabels, ergänzt mit Büscheln von Pfeifengras, Schwarzwerdendem Geissklee und Kleiner Wiesenraute. Im Frühling blühen an einem solchen Standort Narzissen.
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Im vollen Schatten, also mitten im Wald, wo während des Sommers kaum Sonnenlicht hinreicht, beglücken im Frühling, bevor sich das grüne Laubdach bildet, die Buschwindröschen und bilden weiss-grüne Teppiche. Sie machen sich auch im Garten gut. Weiter können unter Waldbedingungen die Nesselblättrige Glockenblume, der Gelbe Fingerhut, Geissbart und Waldfarn gepflanzt werden.
Nah am Wasser
Manchmal weist ein Garten einen feuchten Graben auf. Peter Steiger kennt auch für solche Situationen Pflanzen, die dort gut wachsen. «Sibirische Schwertlilie, Aromatische Rossminze und Weiden-Alant entfalten sich prächtig in einer Mulde mit Dachentwässerung.» Zu vielen Gärten gehören Teiche. Ein nasser Graben kann in einen Teich überlaufen, der flache Uferpartien aufweist. Das ist der ideale Standort für Zwergrohrkolben und Teichenziane. Der Blick in die Natur oder das Gespräch in der Gärtnerei hilft, die richtigen Pflanzen für den entsprechenden Standort auszuwählen. Ob schattig oder vollsonnig, Pflanzen besiedeln fast alle Lebensräume. So blüht fast immer irgendeine Pflanze im Garten. Und das Schöne ist, sie entfaltet sich und lebt lange, da sie mit Boden und Standort die richtigen Bedingungen hat.
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