Sobald das Wetter wärmer und zugleich feucht wird, sind sie nicht weit: Schnecken. Für viele Gärtnerinnen und Gärtner bedeutet ihr Einzug ins Beet das Ende unbeschwerter Gartentage. Frisch gesetzte Salatpflänzchen, saftige Funkien oder prächtige Rittersporne werden binnen einer Nacht fast vernichtet – übrig bleiben nur ein paar zerfressene Blätter. Doch ihr schlechter Ruf wird ihnen nicht gerecht – Schnecken sind im Garten weit mehr als nur Plagegeister.

«Schnecken fressen nicht nur unsere Kulturpflanzen, sie helfen auch dabei, die organische Masse im Garten umzusetzen», erklärt Susanne Wepfer, Kundenberaterin bei der Hauenstein AG. Durch ihren Appetit auf abgestorbene Pflanzenteile sorgen sie dafür, dass Nährstoffe schneller wieder verfügbar werden. Zudem sind sie ein wichtiges Glied in der Nahrungskette: «Schnecken stehen auf dem Speiseplan von Igeln, Maulwürfen und Vögeln.» Doch Schnecke ist nicht gleich Schnecke und nicht alle sind gefrässige Pflanzenmörder. Der entscheidende Unterschied besteht zwischen Nackt- und Gehäuseschnecken. «Die Gehäuseschnecken sind nämlich oft harmlos», erklärt Wepfer. So richten Weinberg- oder verschiedene Bänderschnecken kaum Schaden an. Sie ernähren sich überwiegend von abgestorbenem Pflanzenmaterial und tragen so zur Bodenverbesserung bei. Anders sieht es bei den Nacktschnecken aus. Diese Schneckenarten, insbesondere die eingeführten, richten massive Schäden im Gemüsegarten an.

Unter den Nacktschnecken sticht eine Art besonders hervor: «Die gefrässigste ist die eingeschleppte Spanische Wegschnecke», sagt Susanne Wepfer. Ursprünglich stammt sie von der Iberischen Halbinsel, wurde jedoch durch den globalen Pflanzenhandel in viele Länder Europas verschleppt. In der Schweiz ist sie seit den 1960er Jahren verbreitet. Durch ihre hohe Anpassungsfähigkeit, ihre Widerstandskraft gegen Trockenheit und ihre extreme Vermehrungsrate hat sie die einheimischen Schneckenarten teilweise verdrängt. Während viele einheimische Nacktschnecken eher geschwächt bei Trockenheit reagieren, übersteht die Spanische Wegschnecke auch ungünstige Bedingungen erstaunlich gut.

Besonders ärgerlich: Im Gegensatz zu Häuschenschnecken frisst sie eben nicht nur abgestorbene Pflanzenreste, sondern bevorzugt frische, gesunde Pflanzen. «Zarten, frischen Salat oder aber auch Wurzelgemüse, Rittersporn und Funkien, um nur ein paar zu nennen», zählt Wepfer die bevorzugten grünen Opfer auf.

Kombinierte Schutzmassnahmen

Wer seinen Garten schützen will, sollte auf eine Kombination verschiedener Methoden setzen. Besonders effektiv seien Tiere als natürliche Verbündete. «Laufenten sind besonders effektiv oder Nematoden, welche die Gelege der Schnecken befallen», erklärt Wepfer. Zudem sei das tägliche Einsammeln der schleimigen Kriecher äusserst effektiv. Auch mechanische Barrieren sind sinnvoll: «Schneckenkragen sind sehr wirkungsvoll», betont die Gartenexpertin.

Hausmittel wie Kaffeesatz, Eierschalen oder Bierfallen geniessen hingegen einen eher zweifelhaften Ruf: «Diese sind nur beschränkt nützlich und haben eine geringe Wirkung. Man kann diese einsetzen, muss aber damit rechnen, dass die erwünschte Wirkung verfehlt wird», resümiert Susanne Wepfer nüchtern.

Wichtiger ist es, den eigenen Garten möglichst unattraktiv für Schnecken zu gestalten. Das bedeutet: morgens statt abends giessen, auf dichten Mulch verzichten, Boden offenhalten, Eiablageplätze entfernen und auf eine hohe Biodiversität achten. Denn ein naturnaher Garten lockt natürliche Feinde wie Igel, Kröten oder Blindschleichen an und bringt das ökologische Gleichgewicht ins Lot.

«Man sollte Schneckenzäune um besonders gefährdete Pflanzen aufstellen und insgesamt die Biodiversität im Garten fördern – so bleibt das ökologische Gleichgewicht eher erhalten», empfiehlt Susanne Wepfer als nachhaltige Strategie. «Auch schneckenresistente Pflanzen sind eine gute Wahl.»

 

Tipps & Tricks

Vorbeugende Massnahmen- Trockene und sonnige Standorte für Beete wählen.
- Schneckenzäune sind teuer, aber auch wirkungsvoll.
- Schnecken unempfindliche Sorten anpflanzen sowie kräftige, abgehärtete Jungpflanzen setzen.
- Um die Pflanzen den Boden offenhalten und nur dünn oder gar nicht mulchen.
- Keine Monokulturen anlegen, besser Mischpflanzungen.
- Morgens wässern und nur gezielt die Pflanzen.
- Regelmässige Bodenbearbeitung schadet den Schnecken und reduziert deren Aktivität.
- Nach Regen verschlämmte Erde lockern – trockene Risse können sonst als Tagesversteck dienen.
- Platten, Bretter und Plastik nicht liegen lassen – sie dienen als Eiablageplätze und bieten idealen Unterschlupf.
- Ernteabfälle nicht liegen lassen.
- Nistplätze und Verstecke für natürliche Feinde schaffen.

Bekämpfungsmassnahmen- Laufenten oder Hühner fressen gerne Schnecken, aber auch Setzlinge – Kulturpflanzen daher schützen.
- Nematoden der Art Phasmarhabditis hermaphrodita sind harmlos und befallen nur die Schnecken.
- Schneckenkörner nur auf Basis von Eisenphosphat verwenden.
- Schneckenkragen tief im Boden um die gefährdeten Pflanzen – Pflanzenteile sollten den Rand nicht überragen.
- Schutzringe aus Asche, Sägemehl oder Holzhäcksel nur bei Trockenheit wirkungsvoll.
- Bierfalle nur im Februar/März geeignet, wenn das Nahrungsangebot gering ist. Ansonsten zieht die Falle nur noch mehr Schnecken an.
- Tägliches Absammeln der Schnecken – als Köder eignen sich alte Bretter, nasse Tücher, Rhabarberblätter oder eine Mischung aus 200 Gramm Weizenkleie und 50 Gramm eingeweichten Katzen- oder Hundebisquits.
- Das Zerschneiden von Schnecken ist kontraproduktiv, da nur noch mehr Schnecken angelockt werden.