Invasive Pflanzen stellen für das heimische Ökosystem eine ganz erhebliche Bedrohung dar. Sie verdrängen einheimische Arten, verändern die Bodenchemie und stören das ökologische Gleichgewicht. Doch die Folgen beschränken sich nicht nur auf die Flora.

Japanischer Staudenknöterich

Ein Beispiel ist die Ausbreitung des Japanischen Staudenknöterichs (Reynoutria japonica), einer der bekanntesten invasiven Pflanzenarten in Europa. Forschungen der Universität Exeter zeigen, dass diese Pflanze bevorzugt von invasiven Blattläusen besiedelt wird, die als Vektoren für Pflanzenviren fungieren können. Einheimische Pflanzen in der Nähe des Staudenknöterichs sind dadurch einem erhöhten Krankheitsrisiko ausgesetzt. Ähnlich verhält es sich mit der Robinie (Robinia pseudoacacia), die ursprünglich aus Nordamerika stammt und in Europa häufig gepflanzt wird. Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig (UFZ) belegt, dass sich auf Robinien häufig invasive Bienenarten wie die Orientalische Mörtelbiene (Megachile sculpturalis) ansiedeln. Diese konkurrenzieren mit einheimischen Wildbienen um Nistplätze und Nahrungsressourcen, was deren Bestände weiter gefährdet.

Drüsiges Springkraut

Ein weiteres Beispiel ist das Drüsige Springkraut (Impatiensglandulifera), eine invasive Pflanze aus dem Himalaya. Sie wird besonders von der Asiatischen Hornisse (Vespavelutina) aufgesucht, wie Studien aus Frankreich belegen. Diese invasive Wespenart stellt eine grosse Bedrohung für heimische Bienen dar, da sie aktiv Honigbienen jagt und deren Populationen drastisch reduzieren kann. Das Drüsige Springkraut lockt mit seinem reichhaltigen Nektar also nicht nur Bestäuber an, sondern fördert auch die Ansiedlung invasiver Räuber. Auch die Kanadische Goldrute(Solidagocanadensis), ursprünglich aus Nordamerika, hat massive Auswirkungen auf heimische Ökosysteme. Untersuchungen der Universität Wien zeigen, dass diese Pflanze oft von invasiven Wanzenarten wie der Marmorierten Baumwanze (Halyomorphahalys) besiedelt wird. Diese Wanzen ernähren sich nicht nur von der Goldrute, sondern schädigen auch Obst- und Gemüseernten in der Umgebung und verursachen recht grosse wirtschaftliche Schäden. Doch warum ziehen invasive Pflanzen invasive Insekten an? Ein Grund ist, dass viele der Neophyten ähnliche ökologische Nischen wie ihre Herkunftsregion bieten. Invasive Pflanzen bieten oft reichlich Nektar oder Pollen, was sie besonders attraktiv für eingeschleppte Insekten macht. Hinzu kommt, dass sich einige invasive Pflanzen und Insekten in ihrer Herkunftsregion bereits koevolutionär entwickelt haben, sodass die Insekten ihre angestammten Wirtsarten leichter erkennen. Die Folgen dieser Wechselwirkungen sind gravierend. Einheimische Pflanzen und Insektenarten, die sich über Jahrtausende in einem empfindlichen Gleichgewicht entwickelt haben, werden zunehmend verdrängt. Die ökologische Kaskade setzt sich fort: Bestäubungskreisläufe werden gestört, Böden verarmen, und ganze Nahrungsketten können zusammenbrechen. Gartenbesitzer sollten bei der Auswahl ihrer Pflanzen daher stets darauf achten, heimische Arten zu bevorzugen, um invasiven Arten keinen zusätzlichen Raum zu bieten.