Mit Kübelpflanzen werden Agaven, Oliven, Oleander, Palmenarten und Zitrusbäumchen assoziiert. Sie verhelfen zu mediterranem Ambiente auf Balkon, Terrasse oder im Garten und haben eine lange Tradition. Auf Gemälden aus der Barockzeit sind bereits Kübelpflanzen in königlichen Gärten zu sehen. Um sie zu überwintern, entstanden Orangerien, frostfreie und helle Horte für Orangenbäumchen, andere Zitruspflanzen und Dattelpalmen in Kübeln. Die langjährige Gärtnerin für Kübelpflanzen des Botanischen Gartens Basel, Edith Zemp, sagt denn auch: «Einzig limitierender Faktor für Kübelpflanzen ist der Platz, der im Winter für sie zur Verfügung steht.»

«Ein Kübel kann auch einen Schutz für eine Pflanze darstellen.»

Bis heute haben mediterrane Gewächse nichts von ihrem Reiz eingebüsst. Im dekorativen Kübel können sie während vielen Jahren gepflegt werden. Einerseits ist der Kübelinhalt zwar begrenzt, doch andererseits steht er einer Pflanze konkurrenzlos zur Verfügung. Dies wird beispielsweise im bekannten Majorelle-Garten in Marrakesch, Marokko, geschätzt, wo viele Pflanzenarten zwar ganzjährig draussen stehen, jedoch in Gefässen gepflegt werden. Das hat den Vorteil, dass sie am Standort problemlos verschoben werden können. Zudem müssen sie nicht um Nährstoffe kämpfen. Sie haben den beschränkten Platz im Topf allein zur Verfügung. Im Freiland besteht immer die Gefahr, dass dominantere, schnellwüchsigere Arten Nährstoffe und Wasser entziehen.

Auch Annette Lepple findet, dass ein Kübel nicht nur Begrenzung, sondern auch einen Schutz für eine Pflanze darstellen kann. Sie studierte Gartendesign in London, ist vielfache Autorin und wirkt als Gärtnerin auf verschiedenen Grundstücken. Sie schreibt in ihrem neusten Buch «Mein Garten wächst im Topf» über Kübelpflanzen: «Man kann gezielt pflanzenspezifische Bedingungen schaffen und so spezielle Schätzchen kultivieren, die ausgepflanzt keine Chance hätten.» Weiter lobt sie die Flexibilität von Kübeln bezüglich des Standortes. Wer also keinen Garten hat, muss sich nicht grämen, denn sogar die Gartendesignerin schwärmt von Kübeln. Balkon oder Terrasse lassen sich dank Kübeln in ein vielfältiges Gartenparadies verwandeln. Besonders empfehlenswert sind die Kombinationen verschiedener Blattformen. Annette Lepple spricht von architektonischen Pflanzen und meint solche mit form- und strukturstarken Blättern, wie etwa die Palmlilie mit langen, zungenähnlichen Blättern im Vergleich zur Aralie, welche tellergrosse, eingeschnittene Blätter ausbildet.

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Lepple empfiehlt, Lücken im Kübel mit charmanten Blühpflanzen wie Ringelblume, Tagetes oder Prunkwinde auszufüllen. Es handle sich um einjährige und insektenfreundliche Pflanzen, die verhinderten, dass kahle Erde von der Sonne ausgetrocknet werde. Für schattige Stellen empfiehlt Annette Lepple beispielsweise Tröge mit Farnen, Hartriegeln und Funkien. Wenn diese Pflanzen gar in bemoosten Trögen wuchern, ist das Waldambiente perfekt.

Die Gartenbuchautorin stöbert auf Flohmärkten nach Gefässen. Sie betont: «Sie können Gefässe aller Art verwenden, solange sie genug Drainagelöcher haben und den ausgewählten Arten angemessenen Platz für ihre Entwicklung bieten.» Wasser muss abfliessen können, denn Pflanzen vertragen keine Staunässe.

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Lehmhaltige Erde für den Kübel

Pflanzen haben durchaus eine lange Lebensdauer. Da heute oft geeignete Überwinterungsmöglichkeiten fehlen, werden etliche Arten nur saisonal genutzt. Das ist schade. Die Autorin Annette Lepple schreibt, dass sie ein Oleander und eine Fuchsie seit 25 Jahren begleiten würden. Sie überwintert frostempfindliche Kübelpflanzen in einem Gewächshaus, propagiert aber, wenn diese Möglichkeit nicht besteht, Arten, die winterhart sind und sich somit während vielen Jahren in einem Kübel entfalten. Dazu gehören beispielsweise auch verschiedene Gräser. Annette Lepple empfiehlt, mehrere Arten pro Kübel zu pflanzen und streicht heraus, dass die Anordnung der Gefässe in Rundungen oder auf verschiedenen Höhenstufen den optischen Reiz beeinflussen würden. Essenziell ist auch das Substrat. Annette Lepple gibt lehmhaltiger Erde den Vorzug. «Sie bietet einen besseren Nährstoffvorrat und ist darum prädestiniert für Kübelpflanzen.» Normale Gartenerde basiere oft auf Torf, sei zu leicht und würde sich nur schlecht wieder anfeuchten lassen, wenn sie einmal ganz ausgetrocknet sei. «Mehrjährigen Pflanzen bietet sie zu wenig Halt und Nährstoffe.»

Wer Kübel hat, kommt um das Giessen nicht herum. Auch Nährstoffe müssen zugefügt werden. «Das Universum einer Topfpflanze ist limitiert», so Annette Lepple. Düngergaben sind in der Wachstumszeit notwendig.

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Botanische Gärten in der Schweiz, so etwa in Basel, Bern und Zürich, haben grosse Sammlungen an Kübelpflanzen. Eine der grössten befindet sich im Botanischen Garten Bayreuth in Deutschland. Die Kübel werden dort jedes Frühjahr in Sand vergraben, so dass der Eindruck fremdländischer Wälder und Savannen entsteht. Eine Inspirationsquelle!

Ideen liefern auch Pflanzbeispiele in Lepples Buch. Von der Provence bis zur Heidelandschaft lassen sich unterschiedliche Vegetationstypen im Kübel, im Pflanztrog oder im Topf darstellen.

 

BuchtippAnnette Lepple
Mein Garten wächst im Topf – Mehrjährige Pflanzideen für Terrasse & Balkon
144 Seiten
Eugen Ulmer Verlag

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Pflanzbeispiele

 

Exotik

Ein Kübel mit aufregenden Blattformen verleiht dem Balkon einen fremdländischen Hauch. Neuseelandflachs mit den lanzenähnlichen Blättern, die in die Höhe schiessen, ist da sehr geeignet. Als Kontraste eignen sich rot blühende Nelkenwurz und Schwarzer Schlangenbart. Neuseelandflachs sollte frostfrei überwintert werden. Topfgrösse: ca. 80 Liter.

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Sichtschutz oder grüne Wände

Kletterpflanzen bieten Privatsphäre, indem sie einen Sichtschutz bilden und verwandeln einen Sitzplatz auf der Terrasse in ein lauschiges Plätzchen. Zudem begrünen sie Wände. Kletterhilfen aus Draht oder in die Erde eingesteckte Bambus- oder Weidenzweige sind notwendig für Geissblatt, Falscher Jasmin, Pfeifenwinde oder Efeu. Pflanztroggrösse: 250 Liter.

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Topfkombinationen

Winterharte Arten in verschiedenen Töpfen wirken langfristig dekorativ. Im hohen Topf gedeiht etwa eine Kornelkirsche, ein wichtiges Bienen- und Vogelnährgehölz. Sie blüht früh und verabschiedet sich im Herbst mit feurigen Blättern. Rutenhirse, Tauben-Skabiose und Grauer Storchschnabel entfalten sich in kleineren Gefässen. Topfgrösse: 120 Liter total.

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Zum Naschen

Auch Beeren und Früchte reifen auf dem Balkon. Zwar gibt es nicht die grosse Ernte, aber zum Naschen reicht es allemal. Ein Säulenapfel in der Mitte und rundherum Wald-Erdbeeren können sogar noch mit Ringelblumen kombiniert werden. Es gibt Züchtungen von Beerensorten und Obst, die extra für den Balkon geeignet sind. Topfgrösse: ca. 150 Liter.

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Für den Schatten

Gerade auf Balkonen ist der Lichteinfall oft nicht optimal. Auch solche Stellen können jedoch begrünt werden – mit Schattenpflanzen. Schwarzfrüchtiger Drahtstrauch, auch Muehlenbeckia genannt, Borstiger Schildfarn und Knöterich weisen verschiedene Blattformen auf und wirken darum in Kombination dekorativ. Ideal für den Schattenbalkon. Topfgrösse: ca. 25 Liter.

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Einheimische Freuden

Heimische Gehölze sind robust und ideal für zahlreiche Vogel- und Insektenarten. Ein Gefäss mit einer Gewöhnlichen Felsenbirne, der Gold-Waldrebe, die sich über den Topfrand ergiesst, Traubenhyazinthen, die im Frühling im Unterholz blühen und der Schnee-Marbel lässt die Terrasse zum Garten werden. Topfgrösse: ca. 80 Liter.

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