Hinter dem Sammelbegriff Gras verbergen sich ungefähr 14 000 Arten, die auf allen Kontinenten verbreitet sind. Gräser wachsen fast überall, auch an den lebensfeindlichsten Standorten wie in der Wüste Namib in Südwestafrika oder im salzigen Marsch- oder Dünenland. Manche Arten haben Strategien entwickelt, mit ganz wenig Wasser auszukommen, andere können sogar im Salzwasser gedeihen. Gras ist die dominierende Vegetationsform.

Prärien und Steppen, von den USA bis nach Südamerika, von Afrika bis nach Asien, wären ohne Grasland nicht zu denken. Vom Gras ernähren sich riesige Tierherden, in Nordamerika Bisons, in Ostafrika Gnus, Zebras und viele Antilopenarten. Durch das Grasland der Pampa marschieren Nandus, durch dasjenige Australiens hüpfen Kängurus.

Gräser spielen für die Menschheit eine entscheidende Rolle, denn aus einigen Arten entstanden durch Selektion Getreidesorten. Die sesshaft gewordenen Vorfahren begannen mit gezieltem Getreideanbau. Getreide gehört zu den Gräsern. Das Zwerggras bleibt drei Zentimeter kurz, Bambusstängel ragen, je nach Art, zwölf Meter in die Höhe. Auch Bambus ist ein Gras. Obwohl Gräser allgegenwärtig sind und der Mensch seit Jahrtausenden mit Gräsern verbunden ist, wurden sie erst spät als Zierpflanzen entdeckt. Erst nach 1990 wurden sie im Gartenhandel mit der Einführung naturalistischer Gartenkonzepte so richtig populär. Heute gehören Gräser zum Standardangebot. Sie bieten akustische und optische Reize. Der Wind rauscht über gelbliches, grünes, rötliches Gras. Gräser zittern im säuselnden Wind, Tau funkelt frühmorgens darin, im Winter glitzert bei den ersten Sonnenstrahlen der Reif an vertrockneten Grashalmen.

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Nicht alle Gräserarten sind anspruchslos oder winterhart. Es gibt Gräser, die schattige Zonen bevorzugen, so wie die immergrünen Sauergräser. Sie schätzen meist humosen, feuchteren Boden. Sonnenanbeter sind das Moskitogras, Garten-Reitgras, Diamant- oder Pampasgras. Ihnen würde stetig feuchter Boden schaden. Gräser können im Garten als Unterstützung von Stauden oder im Balkonkistchen zwischen Blumen gepflanzt werden. Oder sie dominieren ganze Pflanzbereiche allein. Gräser sollten im Frühjahr gepflanzt werden. Ebenfalls im zeitigen Frühjahr sollten abgestorbene Pflanzenteile abgeschnitten werden. Grosse Gräser, im Winter zusammengebunden, werden weder vom Wind zerzaust noch vom Schnee niedergedrückt. Eine kleine Übersicht:

Zittergras (Briza media)

Beim leichtesten Windstoss zittern die herzförmigen Ähren dieses einheimischen, 40 Zentimeter hohen Grases. Der Boden sollte nicht zu nährstoffreich und eher trocken sein. Die Art ist in der Natur selten geworden.

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Pfeifengras (Molinia caerulea)

Dieses einheimische Gras wächst auf feuchten, mässig sauren Böden mit Sand- und Mooranteil in einem Horst bis zu 60 Zentimeter hoch und blüht von August bis September.

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Japanisches Blutgras (Imperata cylindrica)

Die blutroten Blätter wirken wie Blüten, darum bildet dieses 30 Zentimeter hohe japanische oder asiatische Gras Kontraste. Es treibt grün aus, wird erst im Sommer rot und ist nur bedingt winterhart. Für den Topf geeignet.

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Pampasgras (Cortaderia selloana)

Der Klassiker der grossen, einen Meter hohen Gräser bildet dekorative weisse oder rötliche Blütenstände aus. Der Standort sollte sonnig sein, die Bodenqualität nährstoffreich und humos, im Sommer trocken halten.

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Fuchsrote Segge (Carex buchananii)

Ein unkompliziertes, pflegeleichtes und durch seine rote Farbe attraktives Ziergras aus Neuseeland, das eine Wuchshöhe von 30 Zentimetern erreicht und von Juli bis August rot-braun blüht.

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Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides)

Ein attraktives Gras aus dem asiatischen Raum mit filigranen Blüten, das in Horsten, die bis 150 Zentimeter breit werden können, wächst und bis zu 1,5 Meter hoch wird. Das Ziergras verträgt keine Staunässe, sondern mag gleichmässig feuchten Boden.

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Japan-Berggras (Hakonechloa macra)

Wunderschön überhängend wachsendes, winterhartes Ziergras mit grün-gelben Blättern, das horstig und bis zu einer Höhe von 40 Zentimetern wächst. Es verträgt trockene Bedingungen und entfaltet sich im Halbschatten in nährstoffreichem Boden.

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Rutenhirse (Panicum virgatum)

Wächst senkrecht üppig in einem Horst, bis einen Meter hoch, auch als Balkonpflanze, an sonnigem, trockenem Standort. Eine Pflanze aus den Ebenen Nordamerikas.

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Chinaschilf (Miscanthus sinensis)

Die auffällige Solitärpflanze wächst in einem Horst bis zu 2,5 Meter hoch an sonnigem Standort in nährstoffreichen, trockenen Böden. Die rötlichen Blütenähren öffnen sich zwischen Oktober und November.

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Südafrika-Segge (Ficinia truncata)

Ein pflegeleichtes Ziergras für einen sonnigen Standort, das sich mit feinen Rhizomen polsterförmig vermehrt. Es wird ungefähr 20 Zentimeter hoch, wächst kompakt, ist allerdings nicht winterhart.

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