Schon ab Januar sind sie erhältlich, die schönen Kamelien. Ihre Blüten leuchten von Weiss bis Rot aus den dunkelgrünen, rundlichen Blättern. Meist werden sie als Topfpflanzen angeboten. Im Tessin aber, in der Nähe der Seen oder an der Promenade entlang des Genfersees von Montreux bis Villeneuve blühen sie als grosse Sträucher, übervoll von bauschigen Blüten.

Kamelien überstehen nur kurze Frostnächte, denn sie stammen aus den Subtropen. Zentrum der Artenvielfalt ist Südchina. Auch der Teestrauch (Camelia sinensis) gehört in die Gattung der Kamelien. Erste Pflanzen sind 1739 durch koloniale Beziehungen nach England gelangt. Noch heute blühen im milden vom Golfstrom geprägten Klima Südenglands Kameliensträucher in den alten Herrschaftsgärten.

Solch ein Blütenzauber zu Hause zu haben, wäre schön. Leider aber enttäuschen die im Handel erworbenen Pflanzen oft. Ein Ergebnis falscher Pflege. Werden Kamelien in der warmen Wohnung gehalten, werfen sie Knospen und Blüten rasch ab. Am besten sollten im Frühling erworbene Kamelien draussen an der Kühle gehalten werden. Bei leichten Frostnächten sollten sie nicht verschoben werden. Erst, wenn längere Zeit mehrere Minusgrade herrschen, sollten sie in einen kühlen Raum gestellt werden, nicht in die warme Wohnung. Doch Achtung: Zu häufiges Verschieben mögen die Schönheiten nicht. Sie zeigen ihren Missmut über die Zügelei mit dem Abwerfen von Knospen und Blüten. Ebenso machen sie es auch bei starken Temperaturschwankungen. Grundsätzlich sollten Kamelien frostfrei, hell, aber kühl überwintert werden, wie beispielsweise Zitrusfrüchte, also bei einer Temperatur zwischen 3 und 10 °C. Ein ungeheizter Wintergarten oder Balkonvorbau sind ideal. Auch wenn im Winter bei Kühle wenig gegossen wird, darf der Ballen nie austrocknen.

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Halbschatten und Regenwasser

Kamelien sind ideale Kübelpflanzen, und sie entwickeln sich bei richtiger Pflege zu robusten Sträuchern. Sie mögen einen halbschattigen Platz auf dem Balkon. Das heisst, dass sie dort täglich bis zu vier Stunden dem Sonnenlicht ausgesetzt sind.

Sie sollten während der wärmeren Jahreszeit häufig gegossen werden. Wer es richtig machen will, sollte enthärtetes Wasser zum Giessen verwenden. Regenwasser ist ideal. Die meisten tropischen oder subtropischen Pflanzen mögen weiches Wasser. Kamelien sollten in der warmen Zeit damit auch besprüht werden. Wenn die Pflanzen also so platziert werden können, dass Regen über sie rieselt, kommt dies ihren Bedürfnissen sehr entgegen. In den meisten Regionen der Schweiz ist das Wasser kalkhaltig. Wer einen Garten hat, kann Wasser in Plastiktonnen abfüllen und reichlich Falllaub hineingeben. Das Laub reichert das Wasser mit Huminstoffen an und senkt den pH-Wert, macht es also weicher. Die einzelnen Tonnen können im Wechselsystem mit Blättern angesetzt werden, damit sie verrotten können.

Kamelien und Rhododendren haben ähnliche Bedürfnisse. Zum Umtopfen sollte darum Rhododendronerde verwendet werden. Dünger sollte dem Giesswasser von März bis Juli zugesetzt werden, idealerweise solcher, der das Wasser weich macht, also enthärtet.

Die Kamelienbegeisterung in Europa brachte unzählige Sorten hervor. Sie blühen von Weiss über Rosa bis zu Rot. Blüten sind gefüllt, gemustert, haben rundliche oder spitzere Blütenblätter.

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Tessiner Kamelienparadies

Rund 1000 Kamelienvarianten entfalten sich bei San Nazzaro auf der Hügelterrasse zwischen Piazzogna und Vairano an der Ostseite des Lago Maggiore im Botanischen Garten Gambarogno. Sie blühen in Kombination mit Magnolien, Azaleen und Rhododendren in einem Hanggarten mit wildem Charakter. Er geht auf den Gärtner Otto Eisenhut aus dem Toggenburg zurück, der 1955 das Land erwarb, mit der Idee, Christbäume zu produzieren. Der saure Boden und die milden Temperaturen, die kaum unter den Gefrierpunkt sinken, erwiesen sich dann als ideal für Eisenhuts Passion, die Kamelien.

Bald waren die Christbäume Geschichte, und er baute eine einmalige Kameliensammlung aus. Heute widmet sich sein Sohn Reto Eisenhut der Gärtnerei, die nebst anderen Pflanzen Hunderte von Kamelienvarianten im Angebot hat. Dem Gärtnereibetrieb angeschlossen ist der Botanische Garten, der sich im Frühling in ein Blumenmeer verwandelt.

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Kamelien werden hauptsächlich in England und China gezüchtet. Reto Eisenhut vermehrt und veredelt sie in Gewächshäusern, weil Jungpflanzen sensibler auf kalte Temperaturen reagieren als alteingesessene Sträucher. Die Weglein, die unter den überhängenden Kamelienbüschen durchführen, sind humusreich und weich. Immer wieder glitzert zwischen den Blüten weit unten der See, dahinter das Tessiner Hügelland. So ähnlich muss es irgendwo in Südchina oder in den Vorläufern des Himalayas sein, wo Wildformen der Kamelien und riesige Rhododendronbüsche gedeihen, zwischen deren Laub Fasane durchhuschen.