Blickwinkel|Dieser Artikel gehört zum Dossier: Blickwinkel
Rassistische Tiernamen: Warum eine Umbenennung überfällig ist
Viele Tiernamen stammen aus kolonialen Zeiten und tragen rassistische Begriffe in sich. Diese Namen unkritisch weiterzuverwenden, verletzt und verfestigt Vorurteile.
Begriffe wie «Mohrenkopfpapagei», «Zigeunermotte», «Negervogel», «Kafferbüffel» oder «Hottentottenente» stehen exemplarisch für ein Problem, das lange ignoriert wurde. Die Herkunft vieler dieser Begriffe liegt in kolonialistischen und eurozentrischen Denkmustern. Sie entstanden in einer Zeit, in der europäische Naturforscher fremde Länder bereisten und die von ihnen entdeckte Flora und Fauna oft aus der Perspektive ihrer eigenen kulturellen Überlegenheit benannten.
Begriffe wie «Mohr, «Kaffer» oder «Zigeuner» wurden dabei nicht nur unreflektiert verwendet, sondern trugen auch stereotype und abwertende Konnotationen. Heute wissen wir, dass solche Begriffe nicht nur historisch belastet sind, sondern auch weiterhin rassistische Bilder reproduzieren können. Es ist also Zeit, diese Bezeichnungen kritisch zu hinterfragen und zu ändern.
Kritiker einer Umbenennung argumentieren häufig, dass solche Begriffe lediglich «harmlos» oder «traditionell»seien. Sie führen an, dass Diskussionen um Tiernamen von wichtigeren Themen wie dem Artenschutz ablenke. Doch diese Argumentation greift zu kurz. Sprache formt unser Denken – und Namen, auch von Tieren, tragen dazu bei, wie wir die Welt wahrnehmen. Wenn wir diskriminierende Begriffe dulden, signalisieren wir, dass diese Art von Sprache weiterhin akzeptabel ist. Zudem können solche Namen für Menschen, die von den dahinterliegenden Stereotypen betroffen sind, sehr verletzend sein und das Gefühl verstärken, in einer Gesellschaft nicht respektiert oder wertgeschätzt zu werden.
Ein positiver Wandel ist jedoch möglich. Wissenschaftliche Organisationen haben den Begriff «Zigeunermotte» beispielsweise durch «Schwammspinner» ersetzt. Dieser Schritt zeigt, dass es durchaus möglich ist, respektvolle und wissenschaftlich präzise Alternativen zu finden, ohne die wissenschaftliche Arbeit oder die Kommunikation zu beeinträchtigen.
Der Widerstand gegen die Änderung rassistischer Tiernamen zeigt jedoch, wie tief die Angst vor sprachlichem und kulturellem Wandel in manchen Teilen der Gesellschaft verankert ist. Doch gerade diese Diskussion bietet eine Chance, sich mit der kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen und sich für eine diskriminierungsfreie Zukunft einzusetzen. Indem wir unsere Sprache ändern, können wir ein wichtiges Zeichen setzen: für Respekt, Gleichberechtigung und ein neues Verständnis von Vielfalt.
Es geht hier nicht um politische Korrektheit um ihrer selbst willen, sondern um Verantwortung. Wir tragen die Verantwortung, Sprache so zu gestalten, dass sie niemanden verletzt oder ausschliesst. Die Umbenennung rassistischer Tiernamen ist ein kleiner, aber bedeutender Schritt in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft. Wir sollten diese Chance ergreifen und zeigen, dass wir aus der Vergangenheit etwas gelernt haben.
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