Vielerorts hat in der Schweiz im Oktober wieder die Jagd begonnen. Eine nicht unumstrittene Tätigkeit, deren Ausführung zu den staatlichen Aufgaben gehört und in der Bundesverfassung verankert ist. Jagen dient dazu, den Wildtierbestand zu regulieren, die Artenvielfalt und Lebensräume zu erhalten, bedrohte Tierarten zu schützen und durch Wildtiere verursachte Schäden an Wald und landwirtschaftlichen Kulturen zu beschränken.

Seit Februar dieses Jahres ist das neue Jagdgesetz in Kraft. Dieses bezieht sich auf fünf Tiergruppen, die gejagt werden dürfen: Vögel, Raubtiere, Paarhufer, Hasenartige sowie Biber, Murmeltiere und Eichhörnchen.

Laut Zahlen des Dachverbandes JagdSchweiz sind hierzulande über 30 ​000 Jägerinnen und Jäger im Einsatz. Diese müssen eine Ausbildung absolvieren, die entsprechende Prüfung bestehen und sich regelmässig weiterbilden – beispielsweise in der Handhabung ihrer Schusswaffen oder zu wichtigen Naturschutzthemen.

Jedes Jahr erlegen Jägerinnen und Jäger um die 70 000 Rehe, Gämsen, Hirsche und Wildschweine. Dabei wird Wildbret – das Fleisch jagdbarer Tiere – im Wert von rund 20 Millionen Franken erbeutet.

Unterschiedliche Jagdsysteme und -zeiten

Die Jagd zu regeln und zu planen, liegt in der Verantwortung der Kantone. Artikel 3 des Jagdgesetzes schreibt vor: «Die Kantone regeln und planen die Jagd nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und koordinieren die Jagdplanung, soweit erforderlich, untereinander. Sie berücksichtigen dabei die örtlichen Verhältnisse sowie die Anliegen der Landwirtschaft, des Naturschutzes, des Tierschutzes und der Tiergesundheit.»

Die Kantone organisieren die Jagd in drei unterschiedlichen Systemen. Die Mehrheit, darunter die Kantone Graubünden, Wallis und Bern, setzt auf die sogenannte Patentjagd, wobei sie Patente für das ganze Kantonsgebiet erteilen. Andere Kantone wie Zürich, Luzern oder St. Gallen praktizieren die Revierjagd – sie verpachten Jagdgebiete für eine bestimmte Zeit an Jagdgesellschaften. Eine Ausnahme bildet der Kanton Genf: In der dortigen Staatsjagd gewährleisten staatlich besoldete Wildhüter die Regulierung der Wildbestände.

Mancherorts entspricht das Jagdjahr dem Kalenderjahr, in anderen Kantonen startet das Jagdjahr am 1. April und dauert bis zum 31. März des Folgejahres. Während in Revierjagd-Kantonen die Rehbock-Jagd bereits im Mai beginnt, konzentriert sich die Jagd in den Patentkantonen auf einige Wochen im Herbst und Anfang Winter.

Unabhängig von kantonalen Jagdbestimmungen finden ab Oktober auch Gemeinschaftsjagden statt. Weltweit gesehen gibt es diverse Jagdmethoden. Die hierzulande gängigsten vier Varianten werden nachfolgend kurz erklärt.

Ansitzjagd

Warten und Geduld haben ist bei der Ansitzjagd gefragt: Bei dieser Art des Jagens lauern Jägerinnen und Jäger dem Wild an einer passenden Stelle, beispielsweise auf einem Hochsitz, auf. Bei der Ansitzjagd soll die Beunruhigung des Wildes vermieden werden. Entscheidend ist dabei die Windrichtung: Riecht das Wild die Person, stehen die Chancen für einen Treffer schlecht.

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Pirschjagd

Im Gegensatz zur Ansitzjagd wird das Wild bei der Pirsch aktiv und heimlich aufgesucht: Jägerinnen oder Jäger pirschen sich an die Tiere heran. Dabei ist es von Vorteil, sein Revier gut zu kennen – schliesslich gilt es, sich dem Wild möglichst leise und unbemerkt zu nähern. Jagende bewegen sich dabei zu Fuss durch das Revier – natürlich möglichst gegen den Wind – und nutzen die Deckungsmöglichkeiten in der Nähe.

Treibjagd

Bei der Treibjagd wird das Wild von sogenannten Treibern und Hunden lautstark aus seiner Deckung aufgescheucht und in Richtung der Jägerinnen und Jäger getrieben, welche an festen Positionen stehen. Somit stellt die Treibjagd eine dynamische Jagdform dar, die oft auf dem Feld stattfindet. Herausfordernd für die Schützen ist dabei, auf flüchtendes Wild zu schiessen. Diese Jagdform wird von Tierschutzorganisationen immer wieder kritisiert, da sie mit Stress und Angst für das Wild verbunden ist.

Drückjagd

Wie die Treibjagd zählt auch die Drückjagd zu den sogenannten Gesellschaftsjagden. Auch sonst ähneln sich die beiden Jagd-arten. Im Gegensatz zur Treibjagd wird das Wild bei der Drückjagd jedoch vergleichsweise langsam in Richtung der vorher positionierten Jägerinnen und Jäger getrieben. So soll ein möglichst sicherer Schuss ermöglicht werden. Drückjagden finden meistens im Wald statt, um Schalenwild wie Rehe, Rothirsche oder Wildschweine zu jagen.