Ein neues Spielzeug mit Katzenminze landet vor der Katze. Erst schnuppert sie vorsichtig, dann weiten sich ihre Pupillen – und plötzlich bricht pure Euphorie aus. Sie packt das Spielzeug, beisst hinein und windet sich wie ein Krokodil im Wasser darum. Was nach harmlosem Spiel aussieht, ist in Wirklichkeit ein natürlicher Rauschzustand, der in der Tierwelt erstaunlich oft vorkommt.

Seit Jahrhunderten nutzt der Mensch berauschende Substanzen – sei es für Rituale, Feste oder als Flucht aus dem Alltag. Doch auch Tiere geraten in den Rausch, wenn auch aus anderen Gründen. Viele kommen regelmässig mit solchen Substanzen in Berührung, sei es durch vergorenes Obst, halluzinogene Pflanzen oder Stoffe, die von anderen Tieren abgesondert werden.

Besonders fruchtfressende Tiere stossen häufig auf Ethanol, also Alkohol. In Kanada und Skandinavien etwa ist der Seidenschwanz dafür bekannt, vergorene Beeren zu fressen. Zwar baut sein Körper Alkohol effizienter ab als der menschliche, doch vor allem Jungtiere überschätzen sich. Betrunken verlieren sie die Kontrolle über ihren Flug, kollidieren mit Hindernissen – und viele überleben den Rausch nicht.

Wilde Rauschmittel

Auch für Lemuren kann der Rausch riskant werden. Sie lecken und knabbern an Tausendfüsslern, um deren Abwehrsekret mit Speichel zu vermischen. Das enthaltene Benzochinon wirkt berauschend, doch eine Überdosis kann gefährlich sein. Gleichzeitig reiben sich die Tiere das Gemisch ins Fell – vermutlich als Schutz gegen Mücken, die Malaria übertragen könnten. Am Ende schlafen sie ihren Rausch ungestört aus.

Delfine scheinen dagegen mehr Spass an ihrer Methode zu haben. Sie schnappen sich Kugelfische und reichen sie wie einen Joint in der Gruppe herum. Die aufgeblähten Fische setzen dabei Tetrodotoxin frei, ein Nervengift, das für Menschen tödlich sein kann. Berauscht lassen sich die Delfine träge an die Wasseroberfläche treiben. Ob sie dies aus Spieltrieb, Neugier oder gezielt für den Kick tun, bleibt trotz zahlreicher Beobachtungen ein Rätsel.

Auch Jaguare zeigen auffälliges Verhalten. Sie kauen auf psychedelischen Lianen, die von Menschen zur Herstellung des halluzinogenen Getränks Ayahuasca genutzt werden. In Australien wiederum plündern Wallabys Schlafmohnfelder, fressen die Samen und vollführen anschliessend wilde «Opiumtänze», bevor sie erschöpft zusammenbrechen.

Drogengefahr für Haustiere

Nicht nur Wildtiere, auch Haustiere können ungewollt in einen Rauschzustand geraten – und das immer häufiger. Besonders in den USA häufen sich die Fälle. Die «Pet Poison Helpline» verzeichnete in den letzten Jahren einen dramatischen Anstieg der Notrufe wegen betroffener Tiere. Der Hauptgrund: Haustiere kommen zunehmend mit Drogen wie Kokain in Kontakt. Vor allem bei Hunden gab es 2022 und 2023 mehr als dreimal so viele Meldungen wie noch 2019.

Bei einer zu hohen Dosis von Substanzen wie Kokain oder Methamphetamin hilft selbst eine intensive Behandlung oft nicht – die Vergiftung endet tödlich. Doch die Gefahr lauert nicht nur in herumliegenden Drogen. Auch passiv eingeatmeter Cannabisrauch kann bei Hunden und Katzen Koordinationsstörungen und Angstzustände auslösen.

Ob Tiere bewusst nach einem Rausch suchen, bleibt fraglich. Ein beeinträchtigter Gleichgewichtssinn und verlangsamte Reaktionen machen sie zu einer leichten Beute für Raubtiere. Ein solches Verhalten widerspricht dem Prinzip der Evolutionstheorie – dem «Survival of the fittest», dem Überleben des Stärkeren.