Schon junge Steinböcke messen ihre Kräfte im spielerischen Kopfstoss, und Löwenjunge üben sich im Raufen – solche Interaktionen dienen dem Erlernen sozialer Signale und bereiten auf ernsthafte Auseinandersetzungen im Erwachsenenalter vor. Kämpfe unter Artgenossen drehen sich meist um Fortpflanzungspartner oder die Stellung innerhalb der sozialen Rangordnung.

Solche Auseinandersetzungen werden als Kommentkämpfe bezeichnet. Sie verlaufen ritualisiert, finden ausschliesslich unter Artgenossen statt und enden selten mit schweren Verletzungen. Viele Tiere verfügen über eine sogenannte Tötungshemmung – das Ziel ist es, durch Imponierverhalten und körperliche Präsenz zu beeindrucken oder einzuschüchtern, nicht zu töten. Kommentkämpfe treten primär bei Arten mit natürlichen Waffen wie Hörnern, Zähnen, Gift oder Hufen auf.

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Im Gegensatz dazu stehen sogenannte Beschädigungskämpfe, bei denen das Ziel darin besteht, das Gegenüber zu verletzen oder zu töten. Der Übergang zwischen Komment- und Beschädigungskämpfen ist jedoch oft fliessend: Können unterlegene Tiere in einer Konfrontation nicht ausweichen – etwa aufgrund räumlicher Enge in Gefangenschaft – kann ein ursprünglich ritualisierter Kampf eskalieren und plötzlich lebensbedrohlich werden. Zebras, Bären und Hirschkäfer tragen ritualisierte Kommentkämpfe aus, bei denen auch Beschwichtigungsgesten zum Einsatz kommen – sie dienen dazu, die Aggression des Gegners zu mindern. Der Kampf endet in der Regel, wenn einer der Kontrahenten aufgibt. Ziel ist häufig der Zugang zu einem paarungsbereiten Weibchen.

Aufbrausende Junghengste

Pferde leben in Herden, die sich aus mehreren kleinen Haremsgruppen zusammensetzen. Jede dieser Gruppen besteht aus einem Leithengst und mehreren Stuten – nur er darf diese decken. Mit Eintritt der Geschlechtsreife müssen Junghengste die Gruppe verlassen und schliessen sich in Junggesellengruppen zusammen. Früher oder später fordern sie etablierte Hengste heraus, um selbst einen Harem zu übernehmen. Solche Rangkämpfe folgen ritualisierten Abläufen. Verliert ein Junghengst, zieht er sich mit seiner Gruppe zurück – bis er eines Tages siegreich ist und einen eigenen Harem anführen kann.

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Auch Zebras tragen vergleichbare Kämpfe aus: Vor allem während der Paarungszeit fordern junge Zebrahengste die Führer bestehender Haremsgruppen heraus. Die Auseinandersetzungen sind ritualisiert – sie beinhalten sowohl Drohgebärden als auch physische Angriffe. Ziel ist es, den Kontrahenten mit gezielten Tritten der Hinterbeine an empfindlichen Körperstellen wie beispielsweise dem Hinterteil oder dem Schweif zu treffen. Der unterlegene Hengst zieht sich zurück, der Sieger erhält Zugang zu den paarungsbereiten Stuten und übernimmt den Harem.

Mit der Pranke zum Sieg

Junge Löwenmännchen schliessen sich zu Junggesellengruppen zusammen und versuchen, etablierte Männchen aus deren Harem zu verdrängen. Löwen markieren ihr Revier mit Urin, Kot und Kratzspuren. Das Eindringen eines fremden Männchens kann zu heftigen Auseinandersetzungen führen. Zwar verlaufen diese Kämpfe meist ohne tödlichen Ausgang, doch schwere Verletzungen können dazu führen, dass unterlegene Tiere später verenden. Sie erliegen entweder ihren Verletzungen oder sind nicht mehr fähig, sich ihren Platz an der Beute zu behaupten.

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Kämpfe zwischen Männchen und Weibchen sind hingegen selten, auch wenn Bilder oder Videos solcher Szenen im Internet häufig kursieren. Gut zu wissen: Die Löwenmähne schützt den Hals und die Kehle des Löwen vor Prankenhieben seines Opponenten.

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Bären hingegen sind Einzelgänger. Sie markieren ihre Anwesenheit mit Duftstoffen und Kratzspuren, meiden jedoch den direkten Kontakt zu Artgenossen weitestgehend. Nur während der Paarungszeit kann es zu längeren Wanderungen und heftigen Kämpfen zwischen zwei Männchen kommen – insbesondere dann, wenn ein brunftbereites Weibchen involviert ist. In der Regel zieht sich das unterlegene Tier jedoch rasch zurück.

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Käfer-Wrestling

Hirschkäfer verbringen mehrere Jahre als Larve im Boden, leben als Käfer aber nur wenige Monate. Diese kurze Zeitspanne ist jedoch geprägt von intensiven Kommentkämpfen zwischen den Männchen. Mit ihren geweihartigen Mundwerkzeugen greifen und stossen sie einander, nicht selten wird ein Rivale dabei in die Luft gehoben oder durch die Luft geschleudert. Ziel der Auseinandersetzung ist der Zugang zu einem paarungsbereiten Weibchen.

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Wasserkampf der Kraftprotze

Männliche Flusspferde können bis zu 3200 Kilogramm wiegen – treffen zwei Konkurrenten aufeinander, kann es zu massiven Kämpfen kommen. Weibchen leben in Gruppen von bis zu 30 Tieren, die sich abends auflösen, wenn sich die Tiere zu den Weideplätzen begeben. Männchen beanspruchen jeweils einen Flussabschnitt mitsamt den dort lebenden Weibchen für sich und verteidigen diesen gegenüber Rivalen. Solche Auseinandersetzungen beginnen mit langen Drohphasen, bei denen die Tiere minuten- bis stundenlang ihr Maul weit aufreissen. Im Anschluss kommt es häufig zu seitlichen Kopfschlägen, bei denen die Eckzähne schwere Verletzungen verursachen können.

Wenn’s im Bergtal knallt

Auch Steinböcke beteiligen sich an eindrucksvollen Kommentkämpfen während der Brunftzeit, die im Dezember beginnt. Bereits im Vorfeld messen sich die Männchen in ritualisierten Auseinandersetzungen. Sie stellen sich auf, nehmen Anlauf und prallen mit voller Wucht mit den Köpfen aufeinander – die Hörner krachen dabei mit grosser Kraft zusammen. Runde um Runde wird wiederholt, bis einer der Kontrahenten aufgibt. Ziel ist es nicht, den Rivalen zu verletzen, sondern Stärke und Ausdauer zu demonstrieren. Dennoch sind kleinere Blessuren wie Schürfwunden oder Prellungen nicht ungewöhnlich.

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