Wie häufig landen Speisen wie Risotto bzw. Pizza ai funghi auf Ihrem Teller?

Thomas Falzone: Mein gestriges Abendessen bestand effektiv aus einer Pilzpizza. Generell nehme ich viel und regelmässig Pilze zu mir, weil ich sie geschmacklich mag und es ein gesundes, ökologisches Lebensmittel ist.

Wie steht es mit dem Konsum von Vitalpilzen?

Diese sind seit über 20 Jahren fester Bestandteil meiner Gesundheitsroutine. Heute darf ich sagen: Mit 55 Jahren fühle ich mich gesund, vital, bin auf keinerlei Medikamente angewiesen und bewältige ein grosses Arbeitspensum. Vitalpilze nehme ich zu mir, um die Gesundheit zu unterstützen; also in einem präventiven Sinn. Sie versorgen meinen Körper mit wichtigen Nährstoffen, helfen bei der Entgiftung, senken den Cholesterinspiegel und stärken das Immunsystem – kurz: Sie sind der Schlüssel für Gesundheit.

Was lässt sich durch Studien belegen, was ist lediglich Hypothese?

Epidemiologische Studien zeigen: Jene Völker, die regelmässig Pilze verzehren, kämpfen deutlich seltener mit chronischen Krankheiten. Mittlerweile gibt es über 50 000 Studien zu Vitalpilzen. Zusammen mit den Erfahrungen aus der Komplementärmedizin zeigen sie klar, dass der regelmässige Verzehr die Gesundheit gut unterstützen kann. Doch es braucht noch mehr Forschung, um die komplexen Wirkmechanismen zu entschlüsseln: Derzeit wissen wir nur, dass es wirkt, aber nicht genau, wie.

Im Internet und auf Social-Media-Kanälen erleben Vitalpilze einen eigentlichen Hype: Sie machen angeblich Depressionen, Krebs, Rheuma und zig anderen Krankheiten den Garaus.

Vitalpilze können bei Krankheiten regulativ wirken. Trotz oft guten bis sehr guten Resultaten, die ich im Praxisalltag sehe, ist eine Heilung nicht garantiert. Das ist bei vielen schulmedizinischen Verfahren aber genauso. Heilsversprechen, wie sie auf gewissen Online-Plattformen kursieren, halte ich für unseriös. Ich wünsche mir einen nüchternen Blick auf dieses interessante Heilmittel mit einer langen Tradition – ein Wundermittel ist es aber nicht. Hinzu kommt: Ich kann natürlich nicht Wein ohne Ende trinken, mich von Torten und Chips ernähren, den Tag sitzend verbringen und dann hoffen, dass ein Vitalpilz den gesundheitlichen Durchbruch bringt. Es braucht eine ganzheitliche Anpassung der Lebensbedingungen, damit der Pilz regulierend wirken kann.

Speisepilz oder Vitalpilz: Was macht wann Sinn?

Bei einer Erkrankung empfehle ich, regelmässig Pilze einzunehmen, am besten täglich rund 150 Gramm. Eine solche Menge an Speisepilzen verzehren die wenigsten Leute, nicht zuletzt, weil das auch ins Geld geht. Hier macht ein Präparat Sinn: Durch die feine Vermahlung können die Pilze besser aufgenommen werden und wirken stärker. Es gibt Pilze, die geschmacklich nicht geeignet sind, um sie frisch zu verzehren. Und: Es ist wichtig zu wissen, wo ein Pilz gewachsen ist, weil er alle möglichen Stoffe – auch potenziell schädliche – aufnehmen kann. Deshalb empfiehlt es sich, nur biozertifizierte Produkte aus kontrolliertem Anbau und von einem seriösen Anbieter zu konsumieren.

Bei Krebs schwören gewisse Leute auf Vitalpilze, andere warnen davor.

In vielen Ländern kommt die Mykotherapie in diesem Fall standardmässig zum Einsatz – neben der schulmedizinischen Behandlung mit Chemotherapie und Bestrahlung. Dies ist vor allem in Asien, aber auch in den USA und in Kanada der Fall. Bei einer Erkrankung ist es wichtig, dass eine erfahrene Fachperson den Einsatz von Vitalpilzen begleitet und dies in Absprache mit den behandelnden Ärzten erfolgt. Gemäss diversen Studien verbessern Vitalpilze die Wirkung einer Chemotherapie bzw. einer Bestrahlung und minimieren Nebenwirkungen. Doch auch hier gilt: Manchmal funktioniert das hervorragend, manchmal bleibt die Wirkung aus.

Wie offen sind Fachleute aus der Onkologie für dieses Verfahren?

Das ist sehr unterschiedlich. Tendenziell ist diesbezüglich in der Schweiz eine gewisse Skepsis auszumachen. Aber das ist sich am Ändern, weil immer mehr Patienten diesen Weg einschlagen wollen. Auch bei meinen Mykotherapie-Ausbildungen sind vermehrt Leute aus der Schulmedizin anzutreffen.

«Vitalpilze können bei Krankheiten regulativ wirken.»

Thomas Falzone TCM-Spezialist und Mykotherapeut

Reishi, Maitake, Shiitake, Pleurotos, Chaga: Kann man mit diesen Substanzen auf eigene Faust experimentieren?

Davon rate ich ab. Eine Beratung durch eine Fachperson empfiehlt sich selbst dann, wenn die Einnahme rein präventiv erfolgt.

Wie gross ist das Risiko einer Überdosierung oder von Nebenwirkungen?

Ersteres ist kaum möglich: Problematisch wird es erst, wenn jemand über 100 Kapseln pro Tag schluckt. Es kann aber sein, dass zu Beginn Übelkeit auftritt, weil sich der Körper erst einmal an die Substanz gewöhnen muss. In der Regel dauert es ein paar Tage, bis solche Symptome wieder verschwinden. Drei Prozente aller Menschen vertragen die Pilze gar nicht: Sie reagieren mit starker Übelkeit und Schweissausbrüchen, die aber auch schnell wieder abklingen. Für sie ist die Mykotherapie nicht geeignet.

Wann lohnt es sich, bei Tieren Vitalpilze einzusetzen?

Die Anfragen, die uns erreichen, betreffen vorab kranke Tiere. Bei Hunden zeigen sich gute Resultate bei Futtermittelunverträglichkeiten, Allergien, Tumoren oder Angststörungen. Katzen mit Gingivitis, einer schmerzhaften Entzündung des Zahnfleisches, profitieren auch sehr von einer Mykotherapie. Doch auch bei grösseren Tieren wie Kühen oder Pferden zeigt sich bereits bei kleinen Dosen eine gute bis sehr gute Wirkung.

Weitere Infos: www.mykoplan.ch, www.gfvs.ch [IMG 2]