Susanne Schmitt wohnt in einem kleinen Haus in Altstetten, einem Quartier der Stadt Zürich. Eigentlich ein ruhiges Fleckchen, doch seit einiger Zeit erlebt sie im eigenen Garten Szenen, die fast schon filmreif sind. Ein Fuchs dreht seine Runden im Grünen und verlässt den Garten oft nicht, ohne sich ein Souvenir zu nehmen: Er erbeutet Crocs, direkt vor der Haustür Turnschuhe – aber jeweils nur ein Exemplar. «Kürzlich habe ich ihn wieder ertappt – mit einem Gartenhandschuh im Maul!», erzählt Schmitt lachend. Weder die rund anderthalb Meter hohe Mauer noch der Hund im Haus scheinen den vierbeinigen Dieb aufzuhalten. Selbst die Schuhe, die direkt vor der Haustür standen, waren nicht sicher: Der Fuchs kletterte dafür sogar die Treppen hoch. «Eigentlich müsste man meinen, der Hundegeruch würde ihn abschrecken. Aber weit gefehlt», wundert sie sich.

Altstetten ist ein Quartier, in dem Mensch und Tier enger zusammenleben, als man auf den ersten Blick vermuten würde. «Wir haben hier viele tierische Nachbarn», sagt Schmitt. Einige Anwohner wollen sogar schon Waschbären gesichtet haben. Um ihren nächtlichen Besucher genauer unter die Lupe zu nehmen, will die Altstetterin nun eine Wildtierkamera im Garten installieren. Vielleicht kommt sie so dem Schuhfetisch des Fuchses auf die Spur.

Mit einem vierbeinigen Schuhliebhaber dürften schon viele Zürcherinnen und Zürcher Bekanntschaft gemacht haben. Schliesslich sind Stadtfüchse mittlerweile in ganz Zürich verbreitet, insbesondere in durchgrünten Wohngebieten mit hoher Populationsdichte. Mehr als die Hälfte ihrer Nahrung stammt direkt oder indirekt vom Menschen, wie eine Untersuchung des Integrierten Fuchsprojekts (IFP) zeigte: Weggeworfene Essensreste oder fressbare Abfälle vom Komposthaufen oder direkt aus dem Kehrichtsack sind ein Festschmaus für das vorwiegend dämmerungs- und nachtaktive Raubtier. Um ihre Unabhängigkeit und Scheu nicht zu verlieren, sollten sie allerdings unter keinen Umständen gefüttert werden. Halbzahmen Füchsen fehlt die Fluchtdistanz – ein Verhalten, das zum Abschuss führen kann.

Der Fuchs ist nur eine der vielen Tierarten, die sich gemeinsam mit 435 ​000 menschlichen Einwohnerinnen und Einwohnern die grösste Schweizer Stadt teilen. Ob im Park, in der Luft oder im Wasser: In Städten leben viel mehr Tiere als gemeinhin bekannt. Das zeigte eine 2024 veröffentlichte Studie des länderübergreifenden Gemeinschaftsprojekts StadtWildTiere.

Wildtier im Siedlungsgebiet entdeckt? Die Projekte «StadtWildTiere» (in städtischen Gebieten) und «Wilde Nachbarn» (in ländlichen Gegenden oder grösseren Regionen) erforschen tierische Siedlungsbewohner und benötigen dabei die Mithilfe der Bevölkerung. Wildtiersichtungen nehmen sie auf den jeweiligen Meldeplattformen entgegen. StadtWildTiere-Projekte gibt es aktuell nicht nur in Zürich, sondern auch in Bern, Luzern, St. Gallen und Winterthur. Weitere Städte sollen folgen. Wilde-Nachbarn-Projekte werden momentan in den Regionen Basel, Pfannenstiel, Solothurn, Appenzell und Zimmerberg, Engadin und Val Müstair, in den Waadtländer-Alpen, in Nyon, in Lausanne sowie in den Kantonen Thurgau, Uri und Zug durchgeführt.

Über mehrere Jahre wurden mit Hilfe der Bevölkerung in verschiedenen Städten wie Zürich, Berlin oder Wien Wildtierbeobachtungen gesammelt und in eine gemeinsame Datenbank eingetragen. Die Ergebnisse zeigen: Jede Stadt hat ihren ganz eigenen Wildtier-Fussabdruck. In Wien wurden überdurchschnittlich viele Hasen gesichtet, in Berlin hingegen waren es vor allem Wildschweine und Waschbären. In Zürich indes wurden besonders viele Eichhörnchen und Dachse gemeldet. Diese deutlichen Unterschiede erklären die Autorinnen und Autoren der Studie mit den stadttypischen Eigenschaften wie der Grösse, Bebauungsdichte, den vorhandenen Grünräumen und den klimatischen Verhältnissen.

Städtischer Lebensraum im Wandel

In den Neunzigerjahren wurden Dachse in Zürich noch vor allem in stadtnahen Waldgebieten gesichtet. Doch 2018 konnte das Citizen Science-Projekt StadtWildTiere nachweisen, dass sich der Dachs in den vorangehenden zehn Jahren immer weiter in die Stadt hineinwagte. Ohne natürliche Feinde und dank eines vielfältigen Nahrungsangebots geniesst der nacht-aktive Allesfresser einen ungefährdeten Bestand und ist in der ganzen Stadt verbreitet.

Der Dachs ist bei weitem nicht das einzige Wildtier, welches das Leben innerhalb der Stadtgrenzen Zürichs für sich entdeckt hat. Auch der Biber, hierzulande einst ausgerottet, hat die Stadtzürcher Gewässer für sich entdeckt und fällt Bäume beim Lettensteg. Erstmals auf Stadtzürcher Boden konnte im Sommer 2024 die selten gewordene Wasserspitzmaus (Neomys fodiens), die grösste der elf einheimischen Spitzmausarten, nachgewiesen werden. Als Insektenfresserin ist sie auf naturnahe Gewässer mit unverbauten Ufern und dichtem Pflanzenbewuchs angewiesen. Vom Verlust geeigneten Lebensraumes und massiven Insektenschwund betroffen, ist die Wasserspitzmaus auf der Roten Liste als «gefährdet» eingestuft. Umso schöner sei es, dass sie in der Allmend Brunau, einem durch die Stadt aufgewerteten Lebensraum, gefunden wurde, kommentierte Mathujah Manikkan von StadtWildTiere den Erstnachweis: «Damit hat sich gezeigt, dass wir gefährdete Arten fördern können, wenn wir die Lebensräume aufwerten.»

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Ökologisch wertvolle Lebensräume in Zürich aufzuwerten, um die städtische Biodiversität zu fördern und langfristig zu erhalten: Das ist das Ziel der Fachplanung Stadtnatur. Knapp elf Prozent der Siedlungsfläche gilt als ökologisch wertvoller Lebensraum. Bis 2040 sollen es 15 Prozent werden – dank gezielter Massnahmen und dem Aufbau eines Netzwerks von miteinander verbundenen Lebensräumen. Weitere Fachplanungen widmen sich der Hitzeminderung oder den Stadtbäumen. Denn der Lebensraum Stadt ist im Wandel: Das Bevölkerungswachstum und die sich verändernden klimatischen Bedingungen beeinflussen nicht nur das Leben von Städterinnen und Städtern, sondern auch jenes ihrer wilden, tierischen Nachbarn.

Waschbären auf dem Vormarsch

Wie sich die städtische Wildtierpopulation unter diesen Herausforderungen verändert, weiss Sandra Gloor von der Forschungs- und Beratungsgesellschaft SWILD. Mit dem Ziel, Wildtiere und Biodiversität des Siedlungsraums zu fördern, gründete SWILD im Jahr 2013 den Verein StadtNatur, in dessen Vorstand Gloor gemeinsam mit anderen Wildtierbiologinnen und -biologen, Landschaftsarchitekten, Zoologen und Stadtökologen arbeitet. Der Verein StadtNatur ist Initiator und Träger der Meldeplattformen StadtWildTiere und Wilde Nachbarn.

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«40 bis 60 Prozent der Schweizer Wildtierarten können im Siedlungsraum leben», erklärt Gloor. Doch nicht alle sind so häufig anzutreffen wie der Fuchs. Dass dieser Schuhe oder Gartenhandschuhe klaut – wie im Fall von Susanne Schmitt aus Altstetten – ist laut der Wildtierbiologin ein bekanntes Phänomen. «Füchse bringen ihren Jungtieren Sachen in den Bau mit. Schuhe gehören offenbar dazu – wahrscheinlich, weil sie interessant riechen. Die jungen Füchse schütteln sie dann und spielen mit ihnen.»

Dass Schmitts Nachbarn auch Waschbären (Procyon lotor) gesehen haben wollen, sei durchaus plausibel. «Noch werden in Zürich wenig Waschbär-Sichtungen gemeldet. Aber sie sind da, und sie sind sehr anpassungsfähig. Gefällt es ihnen an einem Ort, wird es schwierig, ihre Ausbreitung zu verhindern», betont Gloor. Ursprünglich aus Deutschland eingewandert, sind Waschbären invasive Neozoen: Sie verdrängen heimische Tierarten, verursachen Schäden an oder in Gebäuden und übertragen Krankheiten. Der Umgang mit Waschbären ist kantonal geregelt. Die Wildtierbiologin wünscht sich jedoch eine klarere Koordination durch den Bund. «Es bringt wenig, wenn er in einem Kanton intensiv bejagt wird, im anderen aber nicht. Wenn überhaupt, müsste jetzt eingegriffen werden, solange die Populationen noch nicht zu gross sind.»

Korridore schaffen

Während Arten wie Fuchs, Dachs oder Waschbär auf städtischem Boden einen ungefährdeten Bestand geniessen, gibt es andere, die unter schwindendem Lebensraum leiden. Dazu zählt auch der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus). Einst eine weit verbreitete Art, hatte ihn die Weltnaturschutzunion (IUCN) 2024 auf der Roten Liste von «nicht gefährdet» auf «potenziell gefährdet» hochgestuft.

Dass sich Igel mehr im Siedlungsgebiet als in ländlichen Gebieten tummeln, weiss man bereits seit den Neunzigerjahren. Doch eine Langzeitstudie zeigt, dass auch der Stadtzürcher Igelbestand im Zeitrahmen zwischen den Jahren 1992 bis 2018 um 40 Prozent abgenommen hatte. Grünflächen und kleinteilig strukturierte Gartenräume bieten dem kleinen Stachelträger eigentlich geeignete Räume.

«Das Problem ist aber oft der fehlende Durchgang zu den Grünflächen», erklärt Sandra Gloor. Was die Wildtierbiologin damit meint, zeigt sie während eines Spaziergangs durch den Westen Zürichs. In Albisrieden durchqueren wir das Areal der Stadtgärtnerei. Eine historische stadteigene Gärtnerei, angereichert mit prächtigen Blumenwiesen, Gemüsebeeten und begrünten Fassaden und Treibhäusern mit Pflanzenproduktion. «Viel hat sich hier getan», schwärmt die Wildtierbiologin – vor 30 Jahren habe die Stadtgärtnerei noch ganz anders ausgesehen. «Mittlerweile werden hier viele einheimische Baum- und Pflanzenarten angepflanzt. Darauf reagieren die Wildtiere sehr schnell.» Für sie wäre das Areal ein Paradies.

Doch die Stadtgärtnerei ist an zwei Seiten umzäunt. Solche Zäune würden von uns Menschen oft gar nicht als Grenze wahrgenommen, sagt Gloor. «Schliesslich sieht man ja durch. Ein Eichhörnchen kann darüber klettern, ein Fuchs springen. Doch alles, was kleiner ist – zum Beispiel Igel oder Amphibien – steht vor einer Barriere.» Die Wildtierbiologin schreitet zum Zaun, der die Grenze zu einem Privatgrundstück markiert und weist nach unten. Eine Plakette mit der Beschriftung «Igeldurchgang – bitte freihalten!» markiert einen kleinen Durchlass.

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Solche Korridore zu schaffen, ist das Ziel des Citizien-Science-Projekts «Freie Wildbahn für Igel & Co.»: Freiwillige werden dazu aufgerufen, auf Privatgrundstücken solche Durchlässe für kleine Tiere zu schaffen und mit Plaketten zu markieren. Mit zur Verfügung gestellten Wildtierkameras können sie überwachen, von welchen Arten die neu geschaffenen Korridore benutzt werden. Das Aufbrechen solcher Barrieren soll verhindern, dass Igel und Co. Umwege suchen müssen – gerade in verkehrsreichen Städten wie Zürich ein gefährliches Manöver, welches viel Zeit und Kraft kostet. Das sei eine Massnahme, mit der man zwar nicht die Welt verändere, sagt Gloor: «Aber für einzelne Tierarten machen solche Durchgänge einen sehr wichtigen Unterschied.»

Artenvielfalt auf dem Friedhof

Der Spaziergang durch den Westen von Zürich geht weiter: Sandra Gloor verlässt das Areal der Stadtgärtnerei, überquert eine viel befahrene Strasse und betritt die grösste Grünanlage der Stadt: den Friedhof Sihlfeld. 1877 wurde die knapp 29 Hektaren umfassende Anlage eröffnet. Alleen voller Platanen, Linden und Zypressen säumen das Gelände, Blumenfelder umgeben die Gräber, Parkbänke laden zum Verweilen ein. «Ein Areal dieser Grösse wirkt wie eine grüne Lunge», schildert Gloor. Das könne man auch an den Hitzekarten der Stadt ablesen. Für Wildtiere sei das Sihlfeld eine wahre Oase, welche verschiedene Arten anzieht. «Auf den Blumenwiesen gibt es eine bemerkenswerte Vielfalt an Schmetterlingen, Käfern und Wildbienen.» Von Juni bis Juli sei das Sihlfeld ausserdem ein Hotspot, um Glühwürmchen zu beobachten.

Gerade für Arten wie das Grosse Glühwürmchen (Lampyris noctiluca), aber auch für die Weissrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii) sowie viele weitere Arten ist der Faktor Dunkelheit wichtig. Die Lichtverschmutzung in der grössten Schweizer Stadt ist Tatsache und kann für verschiedene Arten folgenschwer sein: Bäume wachsen länger und werfen ihre Blätter später ab, Insekten werden getötet, Lebensräume und Orientierung nachtaktiver Tiere beeinträchtigt. «Lange dachte man, in der sowieso hellen Stadt brauche man keine Rücksicht zu nehmen. Erst jetzt realisiert man, wie lichtempfindlich einzelne Arten sind und beginnt in der städtischen Planung, bewusst an Dunkelkorridore zu denken, um Lebensräume zu vernetzen», schildert die Wildtierbiologin.

Auf dem Sihlfeld sorgen die vielen, alten Bäume nicht nur für eine Abschirmung vor Licht, sondern bieten auch diversen Arten ein Zuhause. Doch das Angebot an Unterschlüpfen und Versteckmöglichkeiten endet nicht bei Bäumen. Auch abseits der viel begangenen Pfade werden Massnahmen getroffen, um die Artenvielfalt zu fördern, erzählt Gloor. Abrupt verlässt sie den Pfad auf dem Friedhof und bahnt sich zwischen Zweigen und Ästen hindurch ihren Weg ins Unterholz. Dort befindet sich, verborgen vor den Blicken der Friedhofs-Besuchenden, ein Haufen voller Totholz: Es handelt sich um eine sogenannte Benjeshecke.

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«Die Idee ist, dass darin Vögel nisten und Samen hineintragen. Auch Mäuse, Hermeline oder Igel finden darin Unterschlupf. Mit der Zeit, wenn das Totholz nach und nach verrottet, entsteht eine verwilderte Hecke, die sehr wertvoll ist», erklärt die Wildtierbiologin. Erstellt wurde diese Benjeshecke vor rund drei Jahren von der Dienstabteilung Grün Stadt Zürich, die für die Bewirtschaftung der öffentlichen Grünanlagen zuständig ist. Eine einfache und praktische Massnahme, sagt Gloor. «Benjeshecken sind leicht zu erstellen. Auf den städtischen Arealen wird immer wieder überprüft, woPotenzial besteht, um neue zu errichten.»

Je wilder, desto besser

Nach dem Spaziergang durch den Friedhof Sihlfeld geht Sandra Gloor durch ein benachbartes Quartier zurück in Richtung der Stadtgärtnerei. «Eine sehr dichte Siedlung», bemerkt die Wildtierbiologin. «Für Wildtiere leider mit sehr vielen Grenzen in Form von Betonmäuerchen oder Zäunen verbunden.» Verdichteter Wohnraum sei ja wichtig, damit bereits überbauter Raum auch gut genutzt wird. «Wenn das aber auf Kosten von Grünraum entsteht, wird es schnell ungemütlich für Mensch und Tier.»

Von Schottergärten über gewöhnliche Rasenflächen bis hin zum so wichtigen Blütenreichtum sind in diesem Quartier sämtliche Varianten zu sehen. Für Verbote sei sie ja eigentlich nicht, sagt Gloor. «Aber bei Stein- und Schottergärten komme ich echt an meine Grenzen.» Zwar gilt diese Gartenform als pflegeleicht, doch als versiegelte Fläche bilden sie eigentliche Hitzeinseln, indem sie den Boden aufheizen und die Versickerung von Wasser verhindern. Weder Insekten noch Tiere finden zwischen den Steinen Nahrung.

So verschieden die Gartenflächen, so unterschiedlich auch die Gestaltung der Balkone in den oberen Stockwerken der Mehrfamilienhäuser im Quartier. Längst nicht alle sind bepflanzt – gerade für Wildbienen-Arten wäre ständiger Blütenreichtum in der Vegetationszeit zwischen Frühling und Herbst aber wichtig. Insektenhotels, wie sie in der Siedlung ebenfalls variantenreich zu sehen sind, bringen nur etwas, wenn für Wildbienen auch entsprechende Nahrungsquellen in der Nähe sind, erklärt Gloor. Fehlen diese, verschwinden die Wildbienen. Von den 215 Arten, die in Zürich leben, gilt über die Hälfte als gefährdet.

Viele Arten leben nur an wenigen Standorten, in kleinen Populationen und sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Zudem ist da noch die Konkurrenz zur Honigbiene, welche grosse Mengen an Nektar und Pollen verschlingt. Doch verschiedene städtische Programme geben Gegensteuer: Einerseits werden auf städtischem Boden seit September keine neuen Honigbienenstände mehr bewilligt. Mittelfristig soll in bestehenden Schutzgebieten die Zahl der Honigbienenvölker reduziert werden, um ein Gleichgewicht zwischen Wild- und Honigbienen zu schaffen. Mit dem Programm Stadtgrün unterstützt die Stadt Zürich biodiversitätsfördernde und hitzemindernde Projekte auf Privatgrundstücken, indem sie kostenlose Beratungen anbietet und Massnahmen subventioniert.

«Biodiversitätsfördernde Massnahmen, wie wir sie gesehen haben – Durchgänge sowie wilde Hecken schaffen oder für mehr Blütenreichtum im Privatbereich sorgen – sind oft einfach, aber effizient», sagt Sandra Gloor zum Abschied, als wir wieder die Stadtgärtnerei erreichen. «Es fasziniert mich immer wieder von neuem, wie schnell sich die Natur erholen kann und auf Massnahmen reagiert. Gerade bei Wildbienen ist es sehr befriedigend zu sehen, dass auch seltene Arten wieder da sind.»

Ausstellung zeigt den Plan

Wie viele weitere biodiversitätsfördernde Massnahmen auch in anderen Zürcher Stadtteilen bereits umgesetzt wurden, zeigt seit diesem April die Ausstellung «Vernetzte Natur – lebenswerte Stadt» in und auf dem Areal der Stadtgärtnerei. Die Ausstellung basiert auf der Fachplanung Stadtnatur und beleuchtet konkret, wie der Anteil ökologisch wertvoller Lebensräume bis 2040 von elf auf 15 Prozent erhöht werden soll. Das Interesse am Thema sei gross, schreibt die Medienstelle von Grün Stadt Zürich auf Anfrage. In den ersten vier Monaten haben bereits knapp 10 000 Personen aller Altersklassen die Ausstellung und die Rahmenveranstaltungen besucht. Die Rückmeldungen seien positiv ausgefallen; man freue sich über das grosse Interesse am Thema Stadtnatur.

«Vernetzte Natur – lebenswerte Stadt»Die Ausstellung zeigt anhand von Beispielen aus Zürich, wie wertvolle Orte für die Natur erhalten, neu geschaffen und vernetzt werden. Eine Hummel als «Stadtführerin» und interaktiv gestaltete Stationen stellen städtische Lebensräume im Ausstellungraum und auf dem Areal der Stadtgärtnerei vor. Zudem gibt es ein vielfältiges Rahmenprogramm. Die Ausstellung ist bis 3. Januar 2027 täglich von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden Sie hier

Die Umsetzungsagenda der Fachplanung Stadtnatur, die 15 Prozent zu erreichen, sei auf Kurs. Seit die Fachplanung Stadtnatur im Juli 2024 offiziell beschlossen wurde, arbeite Grün Stadt Zürich mit verschiedenen Partnern eng zusammen. Dabei wurden die Ziele und Inhalte vorgestellt, Rückmeldungen eingeholt und eine gute Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Abteilungen aufgebaut. Dazu gehören nicht nur die städtischen Behörden, sondern auch Baufirmen, Gartenbaubetriebe und weitere Fachleute.

In den nächsten drei Jahren werde Grün Stadt Zürich auch eine neue Übersicht über die Lebensräume in der Stadt erstellen. Diese sogenannte Biotoptypenkartierung helfe dabei, die Fortschritte zu messen und dem Stadtrat zu berichten. Künftig soll diese Übersicht häufiger aktualisiert werden, damit man besser verfolgen könne, wie sich der Anteil an wertvoller Natur entwickelt.

Denn wie in der Ausstellung zu lesen ist, bedeuten Natur und Stadt keinen Widerspruch – im Gegenteil. Bieten Lebensräume genügend Platz für Tiere und Menschen, schaffen sie auch Lebensqualität für die menschlichen Stadtbewohnerinnen und -bewohner.