Der ältere Herr war bereits mehrere Stunden aus dem Pflegeheim abgängig, als er bei der Polizei als vermisst gemeldet wurde. Man vermutete eine Suizidabsicht. Sofort wurde das ganze Gelände rund um die Institution abgesucht, vergeblich. Dann kam Diara zum Einsatz. Die 7-jährige Brandlbracke nahm am Hinterausgang den Geruch des Vermissten auf und folgte seiner Spur. «Bereits 20 Minuten später hat Diara den Mann gefunden und wir konnten ihn in Sicherheit bringen», berichtet Hundeführer Jörg Guggisberg. Dem Herrn geht es heute dank intensiver psychiatrischer Behandlung gut.

Einsätze wie diese sind für Jörg Guggisberg von der Kantonspolizei Zürich Alltag. Der Feldweibel ist Diensthundeführer und wird mit seinen beiden vierbeinigen Kolleginnen gerufen, wenn feine Nasengefordert sind. Diara, die Personenspürhündin, stöbert nicht nur vermisste Personen auf, sondern kann auch dabei helfen, Täter zu finden und Fluchtwege zurekonstruieren. «Diara bekommt von uns jeweils einen Gegenstand präsentiert, an dem der Geruch desGesuchten haftet. Anhand dessen nimmt sie die Spur auf und verfolgt sie», so Guggisberg. Kleidungsstücke, die dicht auf der Haut getragen werden, eignen sich dabei am besten, aber es müssen auch schon mal Ohrringe, Haarbürsten oder Handys genügen. Gerade bei vermissten Kindern oder Personen aus Pflegeeinrichtungen kämen die Personenspürhunde schnell zum Einsatz, erzählt Jörg Guggisberg. «Dass man erst 24 Stunden warten muss, um jemanden vermisst zu melden, ist in der Schweiz nicht der Fall. Wer vermutet, dass etwas passiert ist, kann sofort zur Polizei gehen.»

Eine Nase für alle Fälle

Die Kantonspolizei Zürich unterhält die grösste Diensthundestaffel der Schweiz. 80 Diensthundeführer mit 99 Hunden unterstützen die Polizei bei ihrer täglichen Arbeit. In der gesamten Schweiz sind es rund 610 ausgebildete Tiere. «Hunde sind bei uns fast täglich im Einsatz», berichtet Jörg Guggisberg. Nebst Personensuchen sind es vor allem Hausdurchsuchungen, bei denen feine Nasen gefragt sind. Hier kommt Anora zum Einsatz, die 4-jährige Grosse Münsterländer-hündin von Guggisberg. Sie ist ein wahres Allround-Talent. Anora ist dafür ausgebildet, Drogen und Bargeld zu finden, zudem ist sie einer der sieben kriminalistischen Ermittlungshunde der Schweiz. Sie findet an möglichen Tatorten selbst winzige Blut- und Spermaspuren und kann Leichen erschnüffeln. «Dank ihr konnten wir kürzlich eine Täterin überführen», berichtet der Polizist stolz. «Ohne die Hündin wäre die Frau vielleicht nicht geständig gewesen.»

«Anora findet alles. Vor ihr kann man weder Drogen noch Geld verstecken.»

Anoras Hauptaufgabe ist jedoch die Suche nach Drogen. Egal, ob in Wohnungen oder bei Fahrzeugkontrollen, Anoras Nase entgeht auch die kleinste Menge Rauschmittel nicht. Um die Motivation hochzuhalten, trainiert Jörg Guggisberg regelmässig mit seiner Hündin. Heute hat er in einem blauen VW-Bus der Polizei drei Päckchen mit Drogen versteckt, die Anora finden soll. Bevor es losgeht, legt der Dienst-hundeführer der Hündin ein oranges Halsband an, das Zeichen für den Hund, dass jetzt gearbeitet wird. Mit einem kurzen Kommando schickt er Anora zum Wagen, und sie macht sich an die Arbeit. Systematisch sucht sie mit ihrer feinen Nase den Aussenbereich des Fahrzeugs ab und vergisst dabei keine noch so kleine Ritze. In der Nähe des Auspuffs hält sie inne, legt sich hin, die Schnauze zeigt auf einen kleinen Spalt. «Super, sie hat das Crystal Meth gefunden!» Guggisberg holt ein kleines Päckchen mit weissem Pulver hervor. Danach öffnet er den Motorraum, in dem die Hündin nach kürzester Zeit das deponierte Säckchen mit Heroin anzeigt. Auch die Ecstasy-Pillen hinter der Beleuchtung im Innenraum des Autos findet Anora problemlos. Als Belohnung bekommt sie immer gleich an Ort und Stelle ein Leckerli, gefolgt von einer Spielpause mit ihrem Lieblingsspielzeug, einem grünen Ball.

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Intensive Ausbildung

Jörg Guggisberg und seine zwei Diensthunde sind ein eingespieltes Team. Der Polizist hat bereits während seiner Ausbildung damit geliebäugelt, Hunde für den Polizeidienst auszubilden und einzusetzen. Seine beiden Vierbeiner hat er angefangen zu trainieren, als sie als Welpen zu ihm kamen. «Bis ein Hund einsatzfähig ist, dauert es je nach Einsatzgebiet 1,5 bis 3 Jahre», berichtet Guggisberg. Die Ausbildung findet sowohl polizeiintern als auch in externen Vereinen statt. Heute gibt Guggisberg selber Kurse und ist Vizepräsident beim Schweizerischen Polizeihundeführer-Verband.

Die Erfolgsquote bei Einsätzen mit Hunden ist gross. «Anora findet alles. Vor ihr kann man weder Drogen noch Geld verstecken», so Jörg Guggisberg. IhreBegeisterung für die Arbeit als «Polizeischnüfflerin» führte sogar dazu, dass die Hündin dem Besuch zu Hause regelmässig die Portemonnaies aus den Handtaschen zieht.

Bargeldfunde spielen für die Polizei dann eineRolle, wenn das Geld aus Drogengeschäften und anderen illegalen Einkünften stammt, bei Steuerhinterziehungen und Unterschlagungen, oder auch, wenn mehr als die erlaubte Menge in Form von Bargeld über die Grenze gebracht wird. Damit die Hündin nicht auf menschlichen Geruch reagiert, bekommt die Polizei von der Notendruckerei regelmässig frisch gedruckte Scheine geliehen, mit denen die Hunde trainiert werden können. Wie mit den Drogen aus der Asservatenkammer wird auch hier genau dokumentiert, wer, wann, wie viel bekommt und dass die exakte Menge auch wieder zurückgebracht wird.

Auch mit Personenspürhündin Diara trainiert Jörg Guggisberg regelmässig die Suche nach Vermissten. «Hier muss ich mich ganz auf den Hund verlassen können, denn wenn er zum Einsatz kommt, habe ich meistens keine Spur», so der Hundeführer. Hat die Hündin die Fährte aufgenommen, so folgt sie ihr konzentriert und zielstrebig.

Trotzdem sollte man einen Hund im Dienst niemals ansprechen, mahnt Guggisberg. «Sowohl das Tier als auch der Hundeführer sind in dem Moment maximal angespannt und konzentriert. Leinen Sie Ihren eigenen Hund an, halten Sie Abstand und lassen Sie uns unsere Arbeit tun. Damit ist uns schon sehr geholfen.» Letztlich geht es im Einsatz gerade bei vermissten Personen nicht selten um Leben und Tod.


Diensthunde

Schutzhunde
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Der Schutzhund ist ein Allrounder unter den Diensthunden. Er sucht nach Personen, folgt menschlichen Spuren, bewacht Objekte und unterstützt die Polizei bei Ordnungsdiensteinsätzen. Als Schutzhunde sind Deutsche und Belgische Schäferhunde sowie Rottweiler und Dobermänner sehr gut geeignet.


Personenspürhunde
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«Mantrailer», die man auch Personenspürhunde nennt, werden nicht auf einen bestimmten Geruch trainiert, sondern nehmen während des Einsatzes jeweils die Fährte der gesuchten Person auf. Für diese Aufgabe eignen sich viele Jagdhunderassen wie Schweisshunde, aber auch Deutsche Schäferhunde werden eingesetzt.


Drogen-/Brandmittel-/Notengeldspürhunde
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Spürhunde lassen sich auf praktisch jeden Geruch trainieren. Ihre feinen Nasen finden Betäubungsmittel und Geldnoten oder können nach Bränden winzige Mengen Brandbeschleuniger finden und somit Brandstiftung nachweisen. Für diese Aufgabe eignen sich prinzipiell alle Hunderassen, wobei die Grösse beim Erreichen von Suchgebieten eine Einschränkung sein kann.


Sprengstoffspürhunde
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Diese speziellen Spürhunde suchen nach allen gängigen Sprengstoffen, Waffen und Munition. Besonders wichtig ist es, dass die Tiere Funde passiv anzeigen und nicht mit den Stoffen in Berührung kommen. Deutsche Schäferhunde und Malinois werden in diesem Bereich werden fast ausschliesslich ausgebildet.


Kriminalistische Ermittlungshunde
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Sie wurden früher auch Blut- und Leichenspürhunde genannt. Sie suchen an möglichen Tatorten nach Hinweisen auf ein Verbrechen, indem sie denGeruch von Blut, Sperma oder Verwesung anzeigen. In der Schweiz stehen hier vor allem Deutsche Schäferhunde und Malinois im Einsatz.