Tierphysiotherapeutin zu Hundesport
«Auch der sportlichste Hund ist nicht unkaputtbar»
Wer mit seinem Hund sportlich aktiv werden möchte, sollte einiges beachten. Welche Rolle die Rasse und das Alter des Vierbeiners spielen, und ob Hundesport gesund ist, weiss Tierärztin und -physiotherapeutin Gaby von Fellenberg.
Frau von Fellenberg, worauf muss ich achten, wenn ich mit meinem Hund eine Hundesportart machen möchte?
Idealerweise macht man sich im Vorfeld Gedanken darüber, wo die Stärken des Hundes liegen. Wenn ich bereits schon vor der Anschaffung des Hundes weiss, in welche sportliche Richtung es gehen soll, darf ich mir an dieser Stelle schon Gedanken darüber machen, welche Rassen für meine bevorzugte Sportart geeignet sind. Mit entscheidend ist sicher auch, auf welchem Niveau und mit welcher Intensität man ins Training einsteigen möchte: nur «zum Plausch» oder mit dem Ziel, zum Beispiel an einer Weltmeisterschaft zu starten. Ebenso sollte ich einen guten Trainer auswählen, der idealerweise langjährige Erfahrung, sowohl als Hundeführer, als auch als Trainer seiner Sportart mitbringt, sich stetig weiterbildet und ein gewisses Grundverständnis für die Biomechanik als auch das Lernverhalten des Hundes mitbringt.
Welche Hunde eignen sich besonders für Hundesport?
Rassen, die seit Generationen für die Arbeit mit dem Menschen gezüchtet sind und ihrem Besitzer gefallen wollen, sind sicher einfachere Mitsportler, als der Strassenhund, der einfach nie gelernt hat, mit dem Menschen zu kooperieren. «High Impact»-Sportarten mit vielen Sprüngen und schnellen Bewegungen, wie Dogfrisbee und Agility, sollten primär von athletisch gebauten, nicht über 25 kg wiegenden Hunden betrieben werden. Aber Achtung: Nur weil eine Rasse für einen Sport geeignet ist, ist sie deswegen nicht «unkaputtbar». Mir ist es daher persönlich ein grosses Anliegen, dass gerade die angehenden Spitzensportler unter den Hunden bereits frühzeitig koordinativ und muskulär an ihre spätere Arbeit herangeführt werden. Zudem sollten solche Hunde auf jeden Fall sportphysiotherapeutisch begleitet werden.
«Junge Hundewerden tendenziell zu früh trainiert.»
Gibt es auch Rassen, mit denen man keinen Sport machen sollte?
Alles, was «anstrengend» werden kann, ist auch für stark kurzköpfige Rassen, wie Möpse oder Bulldoggen, sicher nicht geeignet. Dazu würde ich auch intensive Nasenarbeit wie Mantrailing oder Hoopers (wenn der Hund mit Tempo durch den Parcours läuft) zählen. Dogdance, Fitnessloops und jegliche Gymnastik-Arbeiten stehen allen Hunderassen offen, sofern der Trainer ein gutes Auge für die Besonderheiten des Hundes hat. Natürlich hängt auch da vieles von weiteren Faktoren, wie Trainingsintensität und beispielsweise Aussentemperatur, ab.
Wie hoch ist das Verletzungsrisiko für die Hunde?
Das Verletzungsrisiko ist bei den sogenannten «High Impact»-Sportarten um ein Vielfaches höher als beispielsweise beim Mantrailing oder Dogdance. Akute Verletzungen betreffen hauptsächlich die Muskulatur, Bänder und Sehnen. Daneben besteht natürlich auch das Risiko von «Verschleisserscheinungen» der Gelenke. Die Hunde werden in der Tendenz sehr früh und mit – meiner persönlichen Ansicht nach – zu wenig guter muskulärer Vorbereitung mit hohem Impact und hoher Wiederholungsrate in den Übungen trainiert.
Wie früh ist «zu früh», oder: ab welchem Alter darf mein Hund mit Hundesport beginnen?
Vorbereitende Übungen dürfen gerne schon im Welpen-alter beginnen: gemeinsames Spiel, Impulskontrolle, Übungen, die die Körperwahrnehmung schulen. So viel, wie sich der Welpe von sich aus bewegen möchte, darf er auch. Gezielten Muskelaufbau beginne ich in der Regel im Alter zwischen sieben und neun Monaten. Das sind kurze Einheiten, aber sie sollen den Hund bereits auf die spätere Aufgabe vorbereiten. Die Trainingsdauer, die Schwierigkeit der Übungen und die Belastung wird sehr kleinschrittig gesteigert.
Muss ich als Mensch sportlich sein?
Das kommt auf die Sportart an. Wenn ich zum Beispiel in den Frisbeesport möchte, aber eine absolute Null bin im Werfen der Scheiben, werde ich hart an mir arbeiten müssen, um die Technik des Scheibenwerfens so zu perfektionieren, dass der Hund sie fangen kann, ohne sich dabei den Hals zu brechen. Andere Sportarten wie Obedience erfordern zwar viel Geduld und Konsequenz, aber keine besondere Sportlichkeit seitens des Halters.
Sport soll ja gesund sein, gilt das auch für Hundesport?
Im Hunde- wie im Menschensport hängt es von den ziemlich gleichen Faktoren ab, ob er denn letztendlich gesund ist oder nicht. Körperbau, Trainingsstand und Trainer sind einige dieser Faktoren. Zweimal die Woche den Vitaparcours absolvieren ist langfristig gesünder als Hochleistungssport. Das kann man ziemlich eins zu eins auf die Situation im Hundesport übertragen.
Zur Person
Gaby von Fellenberg ist Tierärztin und Sporthunde-Physiotherapeutin. Nebst ihrer Tätigkeit als klassische Tierärztin begleitet und behandelt sie Sporthunde, unterrichtet Agility und ist in dieser Sportart, sowie im Dogdance selbst aktiv. Zu ihren tierischen Begleitern gehören die Border Collies Betty, Zoe, Alice, Floh und Ke.
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