Der springende Punkt
Wie Flohhalsbänder unsere Umwelt vergiften
Die Insektizide Fipronil und Imidacloprid werden bei Hunden und Katzen gegen Flöhe und Zecken angewendet. Sie enthalten Gifte, die in der Landwirtschaft verboten sind. Zwei Ständeräte fordern nun ein Verbot auch bei Heimtieren.
Flöhe und Zecken sind für Hunde und Katzen ein Problem. Sie lösen Juckreiz aus und können Krankheiten übertragen. Wenn die Tiere durch die Natur streifen, gelangen sie in Kontakt mit den Insekten. Darum gibt es verschiedene Mittel zur Prophylaxe oder zur Bekämpfung. Nicht alle sind harmlos. Der Tierarzt Dr. Rolf Frischknecht aus Laupen (BE) warnt: «Nach der Applikation werden die Ektoparasitenmittel nicht nur beim Baden von Hunden, sondern auch indirekt via Sekundärkontamination während längerer Zeit an Gewässer abgegeben und führen dort zu Belastungen weit über den Grenzwerten.» Bei Sekundärkontamination denkt er besonders an Hundesalons, Heimtierutensilien und ans Händewaschen der Tierhaltenden.
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Der Toxikopathologe weist auf den springenden Punkt hin: «Tatsache ist, dass in Flohhalsbändern, aber auch Spot-ons und Sprays für Hunde und Katzen Insektizide eingesetzt werden, die wegen ihrer hohen Giftigkeit für die Landwirtschaft in der Schweiz verboten sind.» Es sei bei diesen Mitteln nie eine Umweltprüfung vorgenommen worden. Die ganze Problematik bekam nun eine politische Dimension. Der Thurgauer SVP-Ständerat Jakob Stark und der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch haben beim Bundesrat eine Interpellation eingereicht. Darin werden wissenschaftliche Abklärungen zur Problematik und ein Verbot der Insektizide Fipronil und Imidacloprid gefordert.
Manuelles Entfernen und alternative Duftstoffe
Gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen aus England geraten die Insektizide auch bei der Anwendung an Heimtieren in die Umwelt. In England sind in vielen Gewässern erhöhte und teilweise für Wasserinsekten tödliche Dosen von Insektiziden aus Heimtier-Ektoparasitenmitteln gefunden worden. Dr. Frischknecht weist auch auf eine Studie von 2019 im «International Journal of Hygiene and Environmental Health» über Fipronil hin, in der auch eine Gefährdung des Menschen vermutet wird.
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Hauptbewerbungsargument für die beiden Insektizide für Heimtiere ist die Zeckenprophylaxe. Dr. Rolf Frischknecht kontert: «Dieses Heilsversprechen ist falsch, denn die Zecken sterben bei den meistverbreiteten Inhaltsstoffen Fipronil und Imidacloprid erst 24 bis 48 Stunden nach dem Biss ab, zu einem Zeitpunkt also, zu dem potenzielle Krankheitsüberträger längst in das Heimtier gelangt sind.» Der Veterinär empfiehlt ein rasches manuelles Entfernen von Zecken im Tierpelz oder alternative Mittel wie Duftstoffe und Öle, welche die Zecken abhalten. Es gebe aber Fälle, etwa in Zuchtbetrieben oder Tierheimen, wo die gezielte, kurzfristige Anwendung chemischer Mittel bei starkem Befall nach Absprache mit dem Tierarzt sinnvoll sein könne. «Insbesondere bei Flöhen ist aber die Umgebungshygiene für einen langfristigen Erfolg entscheidend», betont Dr. Frischknecht.
Wie häufig die Mittel in der Schweiz angewendet würden, sei nicht bekannt, schreibt der Veterinär in seinem Grundlagendossier zur Interpellation der beiden Ständeräte. Ausgehend von rund 0,5 Millionen Hunden und1,5 Millionen Katzen sei aber auch in der Schweiz mit einer relevanten Menge dieser Giftstoffe zu rechnen, welche in die Gewässer gelangten.
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Schweizer Zoohandlungen, auch grosse Ketten, bieten keine Mittel mit den beiden Stoffen Fipronil und Imidacloprid an. Sie führen als Floh- und Zeckenprophylaxe Mittel wie Icaridin mit Zitronen-Eukalyptusöl und Geraniol. Auch elektronische Ultraschallgeräte werden gegen Zecken und Flöhe beworben, ebenso Effektive Mikroorganismen in Keramikperlen, also alternative Produkte. Die beanstandeten Mittel sind über Tierärzte, in Apotheken oder online erhältlich. Für Frontline beispielsweise wird im Internet aktiv geworben – ohne genügende Warnhinweise.
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