Mindestens vier Wochen Ferien stehen Arbeitnehmenden gemäss Obligationenrecht in der Schweiz zu. Eine Zeit, die einige auf Balkonien verbringen, die meisten aber beim Schopf packen, um die grosse weite Welt zu erkunden. Laut dem TCS-Reisebarometer 2024 ist die Schweiz nach wie vor eine höchst reisefreudige Nation: Über 80 Prozent der Bevölkerung hat im vergangenen Jahr mindestens eine Reise mit drei oder mehr Übernachtungen ausser Haus vorgenommen – die meisten inklusive Abstecher ins Ausland.

Nicht immer ist es erlaubt oder sinnvoll, das eigene Haustier am Abenteuer teilhaben zu lassen. Städte-, Fern-, Flugreisen, aber auch Destinationen mit komplizierten, restriktiven Vorschriften für Tiere, können bei Halter und Fellnase für tüchtig viel Stress sorgen. Doch wie gelingt es, dass die Ferienzeit nicht zur Zerreissprobe wird und sämtliche Erholungsambitionen torpediert? Für einmal sind die Halter von Nagetieren, Vögeln, Fischen oder Katzen klar im Vorteil: Für einige Tage einen Bekannten oder eine Nachbarin zu finden, die diese Tiere nach bestem Wissen und Gewissen umsorgt, gestaltet sich deutlich einfacher als bei Hunden.

Frühzeitig Beziehung aufbauen

Der Schweizer Tierschutz STS empfiehlt, sich nicht erst einige Tage vor der Abreise die Frage zu stellen, wie das Alternativprogramm für Fido & Co aussehen könnte. Weitaus besser: Frühzeitig einen Tiergötti rekrutieren, der nach und nach eine Beziehung zum Tier aufbaut und im Fall von Ferien, Krankheit oder einem Unfall einspringt. «Idealerweise suchen Halter bereits bei der Anschaffung eines Hundes nach einer solchen Bezugsperson», empfiehlt Simon Hubacher, STS-Sprecher. Doch selbst wenn keine geeigneten oder zeitlich disponiblen Neffen, Tanten oder Nachbarn zur Stelle sind, ist das kein Grund, die Ferien ins Wasser fallen zu lassen; Alternativen zur 1:1-Betreuung im vertrauten Setting gibt es reichlich. Auch hier gilt: Eine frühzeitige Planung lohnt sich immer, zumal viele Pensionen und Dogsitter in der Ferienzeit schon Monate im Voraus ausgebucht sind.

«Bei der Ferienbetreuung muss stets individuell angeschaut werden, was dem Tier am meisten entspricht: Für manche Hunde ist eine Tagesstätte in gut geführten Gruppen passend, für andere erweist sich eine Betreuung im eigenen Zuhause als beste Lösung», so Simon Hubacher. Ein Blick ins Internet zeigt: Anlaufstellen für solch ferienbedingte Engpässe, die ihre Dienste anpreisen, gibt es zuhauf. Beim Leistungsumfang sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Während Fütterung, Spaziergänge und Spielzeit mit anderen Hunden vielerorts Standard sind, bieten exklusivere Adressen Annehmlichkeiten wie Spielplatz, Schwimmbad, klimatisierte Zimmer und Taxiservice fürs Holen und Bringen. Mehr noch: Gehobene Etablissements schmücken sich nicht nur mit fünf Sternen, sondern versprechen auch tägliche Spiel- und Schmuseeinheiten, professionelle Fellpflege, Kameraüberwachung, maximalen Komfort, hochwertige Verköstigung und auf Wunsch auch Zahnsteinentfernung – kurz: einen eigentlichen all-inclusive-Urlaub für den Vierbeiner, der notabene seinen Preis hat.

Wichtig: Faktencheck

Um hochtrabende Attribute, mit denen sich einige Einrichtungen schmücken, auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen, lohnt es sich, sich mit anderen Hundehaltern auszutauschen oder sich beim Tierarzt, Trainer, Züchter, im Hundesalon oder mittels Rezensionen kundig zu machen. «Es ist wichtig, darauf zu achten, dass alle nötigen Bewilligungen zum Betreiben einer Hundepension vorhanden sind. Im Zweifelsfall lassen Sie sich diese zeigen», rät Hubacher.

«Die Fachpersonen sollten darauf achten, dass der Hund nicht überfordert ist.»

Nach einer gründlichen off- und online-Recherche ist es ebenso ratsam, sich direkt vor Ort ein Bild zu machen. Sauberkeit, Sicherheit, Umgang mit den Hunden, Infrastruktur, Personalschlüssel, Atmosphäre, Ausbildung und Qualifikationen – die Überprüfung dieser Punkte hilft, die Professionalität und Seriosität einer Einrichtung einzuschätzen. «Die betreuenden Personen müssen über Fachkenntnisse und entsprechende Ausbildungen verfügen. Zudem sollte der Umgang mit den Hunden zu jeder Zeit korrekt, tierschutzkonform und einfühlsam erfolgen», führt Hubacher weiter aus. Gut zu wissen: Ab fünf betreuten Hunden schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen für gewerbliche Tierbetreuer eine «Fachspezifische berufsunabhängige Ausbildung» vor. Wichtig sind auch Notfallpläne und ein klar geregeltes Vorgehen, falls ein Hund krank wird oder sich verletzt. Das schafft für alle Seiten Sicherheit.

Action oder Dolcefarniente?

Im direkten Kontakt mit Hundepensionen empfiehlt es sich zudem, gezielte Fragen zu den täglichen Abläufen und Fütterungszeiten zu stellen. Auch Sicherheitsvorkehrungen wie Zäune, getrennte Bereiche für verschiedene Hundegrössen und klar deklarierte Gesundheits- und Impfanforderungen sind Indizien für gute Qualität. Möglichkeiten für soziale Interaktionen und ausreichend Platz für Spiel und Bewegung sorgen dafür, dass die Tiere genügend stimuliert werden. Auch in diesem Punkt lohnt es sich zu überlegen, ob der eigene Vierbeiner eher der Duracell- oder der gemütlich-genüsslichen Fraktion zuzuordnen ist. Simon Hubacher: «Die Fachpersonen sollten darauf achten, dass der Hund nicht überfordert ist.»

Viele Einrichtungen setzen auf Gruppenhaltung – die Hunde verbringen also viel Zeit zusammen in einem Raum. Andere bieten flexiblere Formen der Unterbringung an mit lärmisolierten Bereichen, Sichtschutz und Rückzugsorten, was für ruhigere oder ältere Hunde eine grosse Entlastung sein kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, vereinbart einen Probebesuch oder eine Eingewöhnungszeit, um herauszufinden, wie das Tier auf die neue Umgebung reagiert und ob es sich wohlfühlt. Und auch die Kommunikation während der Ferien kann unruhige Gemüter besänftigen: Manche Einrichtungen schicken auf Wunsch Kurznachrichten, Fotos oder Videos, damit Frauchen und Herrchen auch am andern Ende der Welt wissen, wie es ihren Lieblingen geht.

Richtig packenVertraute Alltagsgegenstände können dem Hund helfen, sich schneller an die neue Umgebung zu gewöhnen.

Diese Sachen dürfen nicht fehlen:
gewohnte Hundedecke
Spielzeug
(Spezial)Futter und Snacks
Transportbox
Wichtige Dokumente (Impfbescheinigungen etc.)
Kontaktdaten (Tierarzt, Erreichbarkeit des Halters während der Ferien)
Liste mit wichtigen Informationen zum eigenen Hund (Fressgewohnheiten, Vorlieben, Gesundheitszustand etc.)