Ein Schaumnest für die Kinderschar
Die Labyrinthfische: Nestbauer im Aquarium
Labyrinthfische bauen Nester und atmen Luft ein wie jedes Säugetier. Sie sind angepasst an extreme Lebensräume in Asien und Afrika. Viele davon sind beliebte Aquarienfische.
Nicht alle Fische absorbieren ausschliesslich über die Kiemen Sauerstoff aus dem Wasser. Die Labyrinthfische heissen so, weil sie über ein Atmungslabyrinth verfügen, das ihnen ermöglicht, atmosphärische Luft einzuatmen. Es sind sehr wohl auch Kiemenatmer, doch wenn der Sauerstoffgehalt des Wassers sinkt, saugen sie an der Oberfläche Luft ab. In ihrem Verbreitungsgebiet ist diese Fähigkeit überlebenswichtig.
Viele Labyrinthfische schwimmen in flachen, rasch wärmer werdenden sumpfigen, stickstoffreichen Gewässern, etwa in Reisfeldern, Tümpeln und flachen Kanälen. Sauerstoff ist dort natürlicherweise wenig im Wasser vorhanden. Zudem: Je wärmer Wasser wird, desto weniger Sauerstoff enthält es. Andere Fische würden unter solchen Bedingungen verenden, Labyrinthfische aber bleiben quicklebendig. Sie atmen dank ihres Atmungsorgans einfach den Sauerstoff an der Wasseroberfläche. Dabei bewegen sie ihre Kiemendeckel und lassen bläschenweise verbrauchte Luft ab.
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Labyrinthfische sind in Asien und Afrika verbreitet. Sie werden im zoologischen System in drei Familien der Kletter- und Buschfische, der Küssenden Guramis und der Osphronemidae zusammengefasst. Zu den Letzteren werden unter anderem Faden- und Kampffische gezählt.
Die besonderen Fische werden durch den Menschen wirtschaftlich völlig unterschiedlich genutzt. Einerseits werden Riesenguramis, Küssende Guramis, manchmal gar gewisse Faden- und Buschfische als Speisefische geschätzt, andererseits gehören viele Vertreter der Labyrinthfische zum Standard-sortiment des Zoohandels weltweit. Sie werden meist in Asien und Osteuropa in kommerziellen Zierfisch-Zuchtbetrieben vermehrt und an Zoohandelsgrossisten geliefert.
Fische als Landwanderer
Der Riesengurami ist mit etwa 70 Zentimetern Länge einer der grössten Vertreter der Labyrinthfische. Er wird in Asien für Nahrungszwecke gezüchtet. In der Schweiz lebt die Art beispielsweise in einem Teich des Papiliorama in Kerzers FR. Eine Scheibe gewährt dem Publikum einen Blick in die Unterwasserwelt. Wie robust viele Labyrinthfische und ganz besonders der Riesengurami sind, zeigt die Geschichte von Johann.
Dabei handelt es sich um einen charakterstarken Riesengurami, den der Vater des heutigen Papiliorama-Direktors Caspar Bijleveld einst aus Südostasien mitbrachte. Der Fisch lebte zuerst im privaten Aquarium Caspar Bijlevelds, bis er zu gross wurde. Dann schwamm er im Schauaquarium des Papiliorama.
Damals befand sich der Schmetterlingsgarten noch in Marin NE, bis er 1995 abbrannte. Überwarmes Wasser, das spärlicher und dessen Qualität immer schlechter wurde, machte dem Fisch nichts aus. Er atmete an der Oberfläche, bis er gerettet wurde. Johann war eines der wenigen Tiere, das die Tragödie überlebte und schliesslich im neuen Aquarium in Kerzers weiter schwamm. Der Riesengurami wurde 25 Jahre alt.
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Die Anspruchslosigkeit und Robustheit machen den Riesengurami in Südostasien zum idealen Zuchtfisch. Die Art ist nicht bedroht und wird in Tümpeln vermehrt und aufgezogen. Auch punkto Nahrung sind Guramis anspruchslos. Sie nehmen insbesondere pflanzliche Kost zu sich, verschmähen aber auch Insekten oder kleine Fische nicht.
Bei drohender Trockenheit gräbt sich der Fisch in den feuchten Boden ein.
Auch der Kletterfisch aus weiten Teilen Asiens und Indiens verfügt über ein Atmungslabyrinth. Darum kann er sogar ausserhalb des Wassers seinen Sauerstoffbedarf decken. Wenn es nämlich regnet oder die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist, kann er das Wasser verlassen und über Land wandern, indem er sich windend fortbewegt. Bei drohender Trockenheit gräbt er sich in den feuchten Boden ein.
Sobald es nach Wochen oder Monaten wieder regnet, macht er sich weiter auf den Weg oder schwimmt davon. Auch diese Art wird in ihrer Heimat gegessen. Im Gegensatz zu vielen übrigen Labyrinthfischen betreiben Kletterfische keine Brutpflege. Die Buschfische aus Afrika sind mit dem Kletterfisch eng verwandt. Es gibt verschiedene Arten, die alle gute Kiemenatmer sind.
Darum kommen sie nur selten an die Wasseroberfläche zum Luftholen. Die verschiedenen Arten von Buschfischen sind gut getarnt, ähnlich einem Blatt. So schleichen sie sich ihrer Beute an, bis sie zuschnappen. Die dreieinhalb bis 30 Zentimeter grossen Buschfischarten ernähren sich hauptsächlich von anderen, kleineren Fischen und Würmern. Buschfische bauen zur Brutpflege ein Schaumnest an der Wasseroberfläche.
Brutpflege durch das Männchen
Solche Schaumnester konstruieren auch die Vertreter der buntesten, formenreichsten Hauptgruppe der durch ein Labyrinth atmenden Fische, die Labyrinthfische. Ein Schaumnest besteht aus zahlreichen eingespeichelten Luftblasen, die jeweils unter einer Schwimmpflanze abgegeben werden und oft mit Pflanzenteilen verbunden sind. Es wird vom Männchen gebaut. Im Aquarium ist das sehr gut zu beobachten. Zum Beispiel bei den Kampffischen.
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Speziell die Siamesischen Kampffische werden seit Langem – zuerst in Asien, später auch in Europa – für den Zierfischhandel gezüchtet. Darum gibt es sie in verschiedenen Farben. Ein Kampffischmännchen kann zur Zucht einzeln in ein kleines Aquarium mit einer Schwimmpflanzendecke gesetzt werden. Die Wassertemperatur sollte sukzessive von 25 auf bis zu 32 Grad Celsius erhöht werden.
Gleichzeitig sollte in einem kleinen Glasbehälter ein Weibchen daneben gestellt werden. Das Männchen wird durch diese Massnahmen zum Schaumnestbau animiert. Hat es das Nest nahezu fertig, sollte das Weibchen hinzugesetzt werden. Es wird vom Männchen getrieben. Das gehört zum ganzen Paarungsspiel. Das Weibchen sollte sich im Zuchtaquarium in einer halben Kokosnussschale verstecken können, die auf einem Stein steht. Nach dem Ablaichen sollte das Weibchen aus dem Becken entfernt werden. Es wird vom Männchen verjagt, das sich allein um die Brut kümmert.
Das Männchen pflegt das Schaumnest, fügt neue Blasen hinzu, nimmt schlüpfende Fische ins Maul und spuckt sie wieder zurück. Wenn nach etwa zwei Tagen alle Jungen geschlüpft sind und frei schwimmen, kann das Männchen entfernt werden. Junge müssen dann mit Eidotterpulver oder anderem Spezialfutter ernährt werden. Da sie winzig sind, ist Flockenfutter nicht geeignet. Kampffischmännchen können in Aquarien nur einzeln gehalten werden. Artgenossen bekämpfen sie bis zum Tode, Weibchen treiben sie stetig.
Märchenhaft schöne Mosaikfadenfische
Fadenfische sind da sozialer. Wobei: Die erwachsenen Männchen können sich auch dominant verhalten. Labyrinthfische gehören zu den barschartigen Fischen, die Territorialverhalten zeigen. Fadenfische mögen von Wasserpflanzen verwachsene Aquarien mit einer Wassertemperatur von 28 Grad Celsius. Schliesslich schwimmen sie in ihrer asiatischen Heimat durch verkrautete Gewässer, die sich rasch erwärmen.
Der wohl schönste Labyrinther, wie die Fische von Aquarianern genannt werden, ist der Mosaikfadenfisch. Der ganze Körper ist geperlt, ebenso die langgezogenen Flossen. Ein schwarzer Strich zieht sich durch die Mitte des Fisches, Männchen fallen durch eine rote Brust auf. Der Zwergfadenfisch ist ebenfalls ein Farbwunder, doch heute überleben sie leider nicht lange, vermutlich, da sie zu hochgezüchtet sind.
Klassiker sind die Blauen Fadenfische, die es auch in einer orangen und marmornen Variante gibt. Gerade bei dieser Art sind aber zwei erwachsene Männchen untereinander streitsüchtig. Fadenfische haben ihren deutschen Namen von den zwei langen Fäden, die sie brauchen, um abzutasten, was vor ihnen liegt. Auch wenn sich zwei Fische einander nähern, strecken sie zuerst ihre Fäden aus.
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Für Labyrinthfische ist die Wasserqualität nicht so entscheidend, wichtig aber ist, dass die Oberflächentemperatur nicht kalt ist, da sie dort Luft einatmen. Geschlossene Aquarien eignen sich besonders gut, denn da ist die Luft zwischen der Wasseroberfläche und Abdeckung stets feucht-warm. Labyrinthfische sind ruhig und sollten nicht mit lebhaften Arten vergesellschaftet werden. Gerade wegen der Anspruchslosigkeit war ein Vertreter der Labyrinthfische unter den ersten Zierfischen, die in europäischen Aquarien schwammen. Die Makropode gelangte 1869 aus China nach Europa. Der farbige Fisch kann in Aquarien ohne Heizung und Filter gehalten werden. Auch er gehört eben zu den Labyrinthern.
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