Für Adrenalinjunkies
Wie schwierig ist ein Klettersteig wirklich?
Klettersteige versprechen einem breiten Publikum einmalige Erlebnisse am Berg. Doch so niederschwellig der Einstieg in diese Sportart ist, so unterschätzt sind die Folgen eines möglichen Sturzes.
Über wacklige Hängebrücken, steile Treppen aus Eisenstangen oder schweisstreibende Traversen bieten Klettersteige abwechslungsreiche Aufstiege auf so manche Gipfel. Ausser Schwindelfreiheit und etwas Erfahrung in den Bergen braucht es nicht viel für den Einstieg. Wer schon einmal in einem Seilpark war, kennt das Prozedere: Am Gurt hängen zwei Karabiner, von denen mindestens einer am sichernden Seil angeschlossen sein muss. Bei Fixpunkten muss deshalb konsequent ein Karabiner nach dem anderen umgehängt werden. «Viele Unfälle passieren genau dann, wenn man die Zeit abkürzen will, beide Karabiner auf einmal umhängt und kurz ungesichert ist», weiss Marcel Kraaz vom Schweizer Alpenclub (SAC). «Manche bringen auch ihre selbst gebastelte Ausrüstung mit, welche die Kräfte eines Sturzes nicht aushalten und reissen kann.»
Stürze unbedingt vermeiden
Bei den Klettersteigsets sind die beiden Karabiner über Lastarme an einem sogenannten Bandfalldämpfer angeschlossen. Bei einem Sturz reisst dieser auf und man fällt zwei weitere Meter runter. So wird zwar ein ungebremster Absturz verhindert, schmerzhaft wird es meistens trotzdem. «Klettersteigrouten sind nicht dafür gedacht, dass man stürzt», bestätigt Marcel Kraaz. Oft verletze man sich bei Stürzen an Eisentritten oder komme in eine Lage, aus der man sich nicht mehr selbst befreien könne. So mussten 2023 in der Schweiz97 Menschen aus Klettersteigen gerettet werden. Zwei Jahre zuvor waren es noch 45.
Wenn man sich auf Klettersteigen korrekt verhalte, sei das Unfallrisiko trotz Risiken gering, so Kraaz. Er empfiehlt allerdings allen, einen Kurs zu machen oder zumindest mit einer erfahrenen Begleitperson mitzugehen. «Man muss zwar keine Vorkenntnisse im Klettern mitbringen, jedoch können Klettersteige schnell sehr steil werden und dann braucht es einiges an Kraft», so Marcel Kraaz. Bei Unsicherheiten – auch wegen allfälligen Schnees auf der Route – empfiehlt er, die zuständige Tourismusregion zu kontaktieren.
Wichtigste CheckpunkteAuf allfällige Mindest-Körpergrössen achten und Kinder an ausgesetzten Abschnitten zusätzlich mit einem 20-Meter-Seil sichern. Wie diese Sicherung funktioniert, wird in Kursen vermittelt.
Vorbereitung: Crashkurs machen oder eine erfahrene Begleitperson mitnehmen.
Ausrüstung: Klettergurt, Klettersteigset, Helm und gutes Schuhwerk sind Pflicht.
Tourenplanung: Informationen über die Schwierigkeit der Route und das Wetter beschaffen. Nässe steigert die Unfallgefahr. Ein Gewitter kann lebensgefährlich werden.
Abstand halten: Zwischen zwei Fixpunkten ist nur eine Person am Seil. Überholen ist nur während sehr übersichtlichen Passagen und in Absprache mit der vorderen Person möglich.
Ein Rückzug aus einem Klettersteig ist schwierig, manchmal sogar unmöglich!
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