Mit Blutsaugern unter einer Decke
Bettwanzen: Wie Spürhunde bei einem Befall Gewissheit verschaffen
Oft unbemerkt im Gepäck eingeschleppt, nisten sich Bettwanzen im Schlafzimmer ein – und bleiben dort lange unentdeckt. Juckende Stiche oder Spuren im Bett sind erste Warnzeichen. Gewissheit schafft meist erst ein professionelles Spürhundeteam.
Auf der Lauer und unsichtbar. Auf’s Bett krabbeln sie erst nachts: Bettwanzen. Die kleinen, flügellosen Insekten saugen Blut am schlafenden Menschen – wenn das Buffet eröffnet ist. Was früher als Relikt aus finsteren, unhygienischen Zeiten galt, ist heute in Hotels, Privatwohnungen und Jugendherbergen wieder auf dem Vormarsch. Und das weltweit.
Die Vorstellung allein reicht, um einen Ekelschauer auszulösen: Wanzen, die sich in der Nähe des Bettes verkriechen, um nachts aus kürzester Distanz zuzuschlagen. Dabei merkt man ihren Stich oft nicht sofort – die Hautreaktionen kommen erst Stunden oder Tage später. Kleine Pusteln, stark juckend, meist in einer Reihe: sogenannte «Wanzenstrassen», die bis zu 21 Tage nach den Beissattacken noch sichtbar sein können. 70 Prozent der Opfer bleiben in Unkenntnis ihres Blutraubes, denn bei ihnen bleiben Hautreaktionen aus. Für Viele beginnt dann jedoch eine Odyssee – zwischen Hautarzt, Vermieter, Kammerjäger und dem Gefühl, im eigenen Bett nicht mehr sicher zu sein.
«Das Problem ist nicht die Hygiene. Dies ist der wohl grösste Irrglaube», sagt Daniela Salg, die seit über einem Jahrzehnt mit ihren Hunden Bettwanzen aufspürt. Der Ursprung eines Befalls liegt meist ganz woanders: Reisegepäck, Secondhand-Möbel, ein Hotelzimmer mit unsichtbaren Mitbewohnern. Sie werden in Koffern eingeschleppt und nisten sich im Eigenheim ein. Dabei reicht ein einziges befruchtetes Weibchen als blinder Passagier. Dieses kann im Lauf seines Lebens Hunderte von Eiern legen. Die Entwicklung vom Ei bis zur ausgewachsenen Wanze dauert bei idealen Bedingungen gerade einmal vier Wochen. Ohne Nahrung überleben die Tiere bis zu sechs Monate – in kühler Umgebung sogar länger. «Das ist einer der Gründe, warum man sie nicht einfach aushungern kann, indem man das Zimmer ein paar Wochen meidet», so Salg. Ein weiterer Irrglaube, der sich ähnlich hartnäckig hält.
Tagsüber sind die Tiere gut versteckt, sie bevorzugen dunkle Ritzen. Bettrahmen, Matratzenränder, Lattenroste, Nachttische oder Steckdosen bieten ideale Rückzugsorte. Ihre flache Körperform – ausgewachsen etwa sechs Millimeter lang – macht sie zu perfekten Versteckkünstlern. Und genau das macht ihre Bekämpfung so aufwändig. «Die visuelle Kontrolle durch Fachleute allein hat nur eine Erfolgsquote von etwa 35 Prozent. Hunde sind mit bis zu 96 Prozent deutlich effizienter», erklärt Salg. Sie bildet Hunde daher speziell für die Bettwanzensuche aus. «Ein Hund kann in wenigen Minuten ein ganzes Zimmer absuchen, ohne dass man die Möbel zeitaufwändig demontieren muss.»
Den Wanzen auf der Spur
Aber woher weiss man überhaupt, dass man betroffen ist? Erste Hinweise können juckende Stiche an unbedeckten Körperstellen, wie an Armen, Nacken oder Knöcheln sein. Auch Kotspuren in Form kleiner schwarzer Punkte, winzige Blutflecken auf der Bettwäsche oder Häutungsreste sind Indizien. Spätestens dann sollte professionelle Hilfe geholt werden, um einen möglichen Befall festzustellen. Für viele Betroffene ist die Diagnose eine emotionale Achterbahnfahrt. In Beherbergungsbetrieben sorgt sie oft für Erleichterung – besonders dann, wenn ein Frühbefall bei einer Präventionssuche entdeckt und rechtzeitig behandelt werden kann. «Es ist deutlich besser, wenn die Wanzen vom Hund entdeckt werden und nicht vom Gast», sagt Daniela Salg. «Dies spart nicht nur Kosten, sondern auch schlechte Bewertungen im Netz.» Beherbergungsbetriebe kämpfen gar ab und zu mit Gästen, die sich mit einem vorgetäuschten Bettwanzenbefall um die Kosten der Logis drücken wollen, wie Salg berichtet. «Hier schafft aber der Hund schnell Klarheit – besonders, wenn der Gast mit einem Konfitürenglas und vertrockneter Wanze angereist ist.»
In privaten Haushalten ist ein Bettwanzenbefall ebenso oft ein Wechselbad der Gefühle. «Es ist nicht zu unterschätzen, was dieser psychisch mit den Betroffenen anrichten kann», erzählt Salg. Wird sie mit einer ihrer sieben Spürnasen zur Nachkontrolle oder zum Ausschluss eines Befalls gerufen, sei die Erleichterung häufig spürbar – und eine Bestätigung ihrer Arbeit. «Die Betroffenen sind froh und dankbar, dass der Ekelfaktor Bettwanze für sie ein Ende hat. Das ist immer schön, zu erleben.» Einfach zu resignieren und den Befall hinzunehmen, sei keine Lösung: «Dies ist auf keinen Fall ratsam, denn die Krabbler verschwinden nicht von allein.»
Vom Befall zur Entwesung
Daniela Salg empfiehlt stattdessen ein klares, professionell begleitetes Vorgehen. Zuerst müsse – sofern es sich um ein Mietobjekt handelt – der Vermieter oder die Verwaltung informiert werden. Danach sollte ein spezialisiertes Spürhundeteam beauftragt werden, um einen möglichen Befall zu bestätigen und dessen Ausmass einzugrenzen, was wiederum die Kosten senke. «Idealerweise ist gleichzeitig ein Schädlingsbekämpfer dabei, der sich vor Ort ein Bild macht und die Anzeigen des Hundes einordnen kann», ergänzt Salg. Wurde der Befall thermisch – also mit Kälte oder Hitze – behandelt, sollte etwa zwei Wochen später eine Erfolgskontrolle durch das Spürhundeteam erfolgen. Bei chemischer Bekämpfung entfällt jene Kontrolle, damit die Hunde nicht durch Rückstände gefährdet werden.
Eines ist klar: Bettwanzen verschwinden nicht von selbst – und wer auf eigene Faust handelt, verschlimmert das Problem oft nur. «In Eigenregie zu experimentieren, hat bislang bei keinem mir bekannten Fall zum Erfolg geführt», so Salg. Sprays, Hausmittel oder das eigenmächtige Aufheizen eines Raumes ohne Profi-Equipment seien ineffektiv – und man riskiere zusätzlich eine Ausbreitung der Blutsauger in andere Räume.
Nach einer erfolgreichen Entwesung macht sich zwar Erleichterung breit, doch einen dauerhaften Schutz vor erneuter Einschleppung gibt es nicht. Wer viel reist, sollte daher besonders in Hotelzimmern wachsam sein: Mit einer Taschenlampe Bett und Matratze inspizieren, den Koffer stets möglichst weit davon geschlossen verwahren und benutzte Kleidung heiss waschen oder über längere Zeit einfrieren. Eine solche Prävention mag zwar umständlich sein, könnte sich aber im Zweifelsfall auszahlen.
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