Bräteln ist neben den beiden Feuerstellen strikt verboten, Stand-up-Paddles und Zelte bleiben zu Hause sowie Hunde an der Leine – diese und noch viele Regeln mehr gelten am Lauenensee, der sich mitten in einem 4663 Quadratkilometer Naturschutzgebiet befindet. Rund um den See gilt an den meisten Stellen sogar absolutes Betretungsverbot. Doch je mehr Schaulustige den Weg von Gstaad her auf sich nehmen, um den Bergsee mit seiner einmaligen Kulisse zu bestaunen, desto mehr Unwissen herrscht vor Ort und die Schilder werden zunehmend – ob bewusst oder unbewusst – ignoriert. Dies grösstenteils auf Kosten einer einmaligen Naturoase mit Mooren, wie sie in der Schweiz selten geworden sind. In der Corona-Pandemie wurden die Besucherzahlen am idyllischen Bergsee so hoch, dass die Gemeinde Lauenen beschloss, mithilfe von Rangern aktiv für Aufklärungsarbeit zu sorgen.

Erich Käser ist einer dieser Beauftragten. Während er sich bei seinen Runden um die See- und Moorlandschaft um den Zustand der Wege und die beiden Kompotoi-Häuschen kümmert, kommt er immer wieder mit den Touristen ins Gespräch. «Die meisten sind ganz normale, anständige Leute», erzählt der Ranger. «Die sehen die Regeln auch gleich ein und es entsteht ein schöner Austausch.» Doch manchmal stösst er auch auf Unverständnis oder gar Ignoranz. «In einem solchen Fall müssen wir einfach ruhig und sachlich bleiben», erklärt Käser. «Im Gegensatz zum Wildhüter dürfen wir keine Bussen ausstellen und diese müssten die Täter auf frischer Tat ertappen.» So bleibt ihm als Ranger die Aufklärungsfunktion und die Umsetzung von präventiven Massnahmen wie eben die Kompotoi-Toiletten. «Ohne diese wimmelt es im Wald von Nastüechli», erklärt Käser. «Ansonsten verzichten wir aber bewusst auf das Bereitstellen von Abfalleimern, damit die Leute ihren Abfall wieder mitnehmen.»

Die grössten Probleme stellen für das Naturschutzgebiet Hunde dar, die nicht angeleint sind. «Diese können auf einmal den Tieren nachjagen und Enten beim Brüten stören», so der Ranger. Vor allem im grossen See tummeln sich viele Blässhühner, Reiherenten und Stockenten. Im Naturschutzgebiet sind auch streng geschützte Tiere wie der Alpensalamander anzutreffen. Als besonders erhaltenswert gelten hier auch die Flachmoore mit den selten gewordenen Pflanzen wie dem Wollgras (rechts im Bild), dem Knabenkraut und weiteren Orchideenarten.

See wird immer kleiner

«Die häufigste Frage, die mir die Leute hier stellen, ist die, weshalb der See immer kleiner wird», erzählt Erich Käser. Tatsächlich habe man bei jüngsten Vermessungsarbeiten festgestellt, dass der See jedes Jahr etwa fünf Zentimeter an Umfang verliert. «Das liegt am Schilf, welches früher noch intensiver als Tierfutter genutzt wurde», erklärt Käser. Um die Verlandung des Sees einigermassen in Schach zu halten, wird das Schilf auch heute noch einmal jährlich von den Bauern gemäht. «Allerdings gilt eine Schutzzeit bis Mitte September», betont Erich Käser. «Auch ein Schutzstreifen für die Tiere ist Pflicht, damit sich diese zurückziehen können.»

Der schönste Arbeitsort

Es ist also alles geregelt, damit die insgesamt 1000 Hektaren Bergsee noch viele Jahre von Anwohnern wie auch von Touristen bewundert und genossen werden können. Der kleine See ist mit seinen nur ein bis drei Metern Tiefe relativ warm und perfekt geeignet zum Baden. Auch Fischen ist es hier wohl: Im Wasser gedeihen Hechte, Egli und Schleien. Man sehe rund um die Seelandschaft aber auch immer wieder Gämsen, Hirsche, Murmeltiere oder sogar Steinadler, wie Erich Käser erzählt. Auch wenn die Arbeit als Ranger am Lauenensee kein Sonntagsspaziergang ist, scheint er rundum zufrieden, während er sagt: «Ich habe doch den schönsten Arbeitsort, den es gibt!»

Das Naturschutzgebiet Gelten-Iffigen...

… gibt es seit 1969 und es ist das zweitgrösste Naturschutzgebiet im Kanton Bern.

… umfasst den Lauenensee sowie alpine Zonen über eine Fläche von insgesamt 6531 Fussballfeldern.

… beinhaltet ein Betretungsverbot rund um den Lauenensee (zwischen See und Weg), da es hier Flach- und Hochmoore von nationaler Bedeutung gibt (Moore sind in der Schweiz um 90% zurückgegangen).

… beherbergt im und rund um den Lauenensee drei Arten Wasser-vögel, drei Fischarten, Erdkröten, Alpensalamander, Grasfrösche, Gämse, Rothirsche, Rehe, Luchse, Schneehase, Auerhühner, Birkhühner sowie Steinadler und Bartgeier.