Was drauf darf und was nicht
Ein guter Kompost ist keine Hexerei
Wer ein paar Grundregeln befolgt, wird mit einem eigenen Kompost «Gold für den Garten» produzieren. Die Kompostberaterin Helena Städler erklärt in Kursen, wie aus Abfall begehrter Humus wird.
Jeder Zeitpunkt sei der richtige zum Beginnen, sagt Helena Städler. Die Ostschweizerin ist Kompostberaterin und Vorstandsmitglied beim Kompostforum Schweiz, einem Verband, der sich dafür einsetzt, dass Grünabfälle wiederverwertet werden und nicht einfach im Müllsack enden. «Das sind ganz wertvolle Ressourcen. Je weniger davon in der Verbrennung landen, desto besser.»
Die Expertin wird’s wissen. Angestellt von der KVA Thurgau, also der kantonalen Kehrichtverbrennungsanlage, leitet sie Kurse für interessierte Hobbygärtnerinnen und -gärtner, in denen sie zeigt, wie man einen Kompost aufsetzt und pflegt. «Für viele Leute ist das in der heutigen Zeit nämlich ein zu grosser Aufwand», beklagt sie. «Für manche ist das einfach der Abfall im Garten. Der Komposthaufen stinkt, weil sie ihn falsch mischen, und dann geben sie auf.» Dabei, sagt Städler, «ist der Kompost das Gold im Garten, wenn man es richtig macht.»
Eine Hexerei sei das Kompostieren nämlich nicht. «Wenn man ein paar Basics weiss, klappt das schon.» Das Wichtigste sei das richtige Verhältnis zwischen stickstoffreichem und kohlestoffreichem Material. Dabei gehen etwa Rüstabfälle aus der Küche, Grasschnitt oder Blumen in die Kategorie «stickstoffreich», gehäckselte Äste oder Laub fallen unter «kohlestoffreich». Ungefähr halbe-halbe sollte das Verhältnis sein, dazu benötigt der Kompost noch Mineralstoffe, die oft mit Steinmehl aus dem Laden hinzugefügt werden. «Aber als Alternative funktioniert auch Gartenerde», sagt Helena Städler. Nur wer die richtige Mischung im Griff hat, erlaubt dem Kompost, zu arbeiten. «Wenn ich nur Grasschnitt auf dem Kompost habe, gibt das eine feuchte Pampe, die anfängt zu faulen und zu stinken», sagt die Expertin. «Nur wenn ich es mit Holz vermische, kann es verrotten.»
Die Kompostwürmer dürfen einziehen
Dieser Verrottungs-Prozess besteht aus mehreren Phasen. Anfangs, in der Abbauphase mit der sogenannten Heissrotte, entstehen im Komposthaufen Temperaturen von rund sechzig Grad. Sie helfen auch, Krankheitserreger und Unkrautsamen abzutöten. So hat Helena Städler auch keine Hemmungen, ihr «Gejät» auf den Kompost zu werfen, wovor sonst oft gewarnt wird, weil Unkraut bei falschen Temperaturen heiter weiterspriesst, statt sich zu zersetzen.
Nach rund einem Monat ziehen Pilzgeflechte in den Kompost ein und beginnen, auch das schwerer verrottbare Holz zu zersetzen. Nach drei bis vier Monaten hat sich sogenannter Frischkompost gebildet, in dem es von den roten Kompostwürmern wimmelt. «Die kommen ganz von alleine, wenn der Kompost die richtige Feuchtigkeit hat», erklärt Expertin Städler. Man muss ihnen nur die Möglichkeit geben, einzuwandern, weshalb ein Kompost nicht auf einen Plattenboden gehört, sondern auf die nackte Erde.
Das darf drauf
√ Rüstabfälle von Obst und Gemüse
√ Eierschalen (zerdrückt)
√ Tee- und Kaffeesatz
√ Schnittblumen, Topfpflanzen samt Erde
√ Kleintiermist (von Pflanzen-fressern)
√ Federn, Haare
√ Laub, Grasschnitt
Das nicht
x Asche
x Staubsaugersäcke
x Jegliche Kunststoffe
x Hundekot, Katzensand
x Öle und Fette (in grossen Mengen)
x Von Krankheiten befallene Pflanzen
x Rosen, Brombeerstauden
Das Kompostforum Schweiz hat einen Crashkurs in Prospektformat veröffentlicht. Er heisst «Tipps und Anleitungen zur Kompostierung im Hausgarten» und kann im Shop auf der Website des Kompostforums bezogen werden.
kompost.ch
Nun ist es an der Zeit, den Kompost gründlich zu durchmischen. So feucht wie ein ausgedrückter Schwamm soll er sein: Wenn man ihn in der Faust zerdrückt, darf er weder tropfen noch rieseln. Ist der Haufen zu feucht, könne Stickstoff ausgeschwemmt werden, den die Pflanzen zum Wachsen brauchen. Das könne in grösseren Mengen zu einer Wasserverschmutzung führen. «Haufenweise Asseln wären hingegen ein Hinweis, dass der Kompost zu trocken ist.» Ein paar Asseln gehören aber auf den Kompost. Genau wie Ameisen, Springschwänze, Milben und zig andere Mikroorganismen. Sie alle sorgen in der dritten Phase der Verrottung, der Aufbauphase, dafür, dass aus dem einstigen Gartenabfall neue Erde wird. Hoch fruchtbar und feinkrümelig.
Nach sieben bis neun Monaten ist der Kompost reif und die Kompostwürmer ziehen aus. Wer testen will, ob sein eigener Kompost schon parat für die Anwendung im Gartenbeet ist, kann einen Kresse-Test durchführen: In ein Konfitüreglas Kompost geben, ein paar Dutzend Kressesamen streuen, befeuchten und das Glas schliessen. Wächst die Kresse nach ein paar Tagen gut und ohne Verfärbung, ist der Kompost reif und bereit zur Verwendung im Garten. Verfärbt sich die Kresse gelblich, kommt sie gar nicht oder tritt beim Öffnen ein Ammoniakgeruch aus dem Glas, muss der Kompost noch länger reifen.
Der fertige Kompost, von dem Helena Städler sagt, er sei das «Gold für den Garten», strotzt vor Humus, einer Art Wundermittel für den Gartenboden. «Humus speichert mehr Wasser, so trocknet der Boden weniger aus», schwärmt die Kompostberaterin. «Darauf können Pflanzen schneller wachsen. Humus hilft aber auch, den Boden zu durchlüften und sich besser zu erwärmen.» Ausserdem sorge er dafür, dass die Kleinstlebewesen im Boden aktiver werden. Und zu genau diesen Bodenlebewesen müsse man ganz besonders Sorge tragen, sagt Helena Städler. «Denn sie sind es ja, die das ganze Jahr über für uns im Garten arbeiten.»
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