Für die Vögel
Wie man seinen Balkon begrünt
Die Tage werden länger und wärmer, Vögel singen, der Frühling ist da. Zeit, sich Gedanken zu machen, wie der Balkon in eine grüne Oase verwandelt werden kann – so, dass er auch Vögeln gefällt.
Ein Balkon ist ein Fenster zur Natur, ein Erholungsort, eine Erweiterung des Wohnraums und eine grüne Oase, die auch Vögeln willkommenen Schutz bietet. Welche Wonne, wenn der Gang in den Dschungel nur zum Wohnzimmer hinausführt und dort aus nächster Nähe Amseln beobachtet werden können, die ihre Jungen füttern! Wenn es auch noch früh im Jahr ist – zu früh, um frostempfindliche Pflanzen nach draussen zu stellen –, so ist es doch an der Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie der Balkon in diesem Jahr aussehen soll. Er darf zu keiner kahlen Abstellkammer werden, sondern soll im Betonmeer erblühen. Dadurch wird die Hausfassade attraktiv und Wildvögel finden sichere Brutplätze.
Viele Vogelarten in Wohnquartieren stehen wegen der hohen Katzenbestände unter Druck, ganz besonders Freibrüter. Ein Balkon kann da eine ideale Brutplatz-Alternative sein, wenn nicht oberhalb oder nebenan Katzen hinüberschielen. Zudem wagen sich Nesträuber wie Krähen oder Elstern weniger auf Balkone, um Nester zu plündern. Höhlenbrüter sind vor dieser Gefahr gefeit. Kohl- und Blaumeisen etwa sind häufig in Siedlungen verbreitet und akzeptieren Nistkästen auf dem Balkon. Auch Spatzen und Stare nisten in Höhlen und benötigen Nistkästen.
Nistkästen locken Vögel an
In Gartenzentren, der Landi und im Vogelwarte-Shop werden Nistkästen für verschiedene Arten angeboten. Zudem gibt es dort auch Nisthöhlen für Halbhöhlenbrüter wie den Hausrotschwanz. Die meisten Vögel sind während der Brutzeit territorial. Befindet sich der Nistkasten zu nahe an einem Amselnest, kann es sein, dass die Amseln die brütenden Meisen nicht mehr zum Kasten lassen. Es hat also keinen Sinn, viele verschiedene Nistkästen nahe beieinander aufzuhängen.
Nistkästen müssen im Winter vollständig gereinigt werden. Da sich die meisten Höhlenbrüter ihre Nistplätze schon im Winter aussuchen, sollten Nistkästen ganzjährig angebracht sein. Sie sollten stets ausserhalb der Brüstung mit Draht befestigt oder in Pflanzenkörbe gestellt werden. Befinden sie sich innen am Balkon, werden sie meist nicht angenommen, weil dies dem Sicherheitsbedürfnis der Vögel nicht entspricht. Üppiges Grün auf dem Balkon zieht Vögel an. Und: Dort, wo Pflanzen wachsen, ist es auch für uns Menschen viel schöner! Üppiger Pflanzenwuchs auf dem Balkonbewirkt, dass auch schmucklose Wohnblocks zu Hinguckern werden. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der Balkon gross ist, denn jeder kann in einen hängenden Garten verwandelt werden.
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Gut bepflanzte Balkone verursachen viel Arbeit. Bis jeder Topf am richtigen Ort steht und alle Pflanzen umgetopft sind, vergehen zahlreiche Stunden. DieTätigkeit an der Frische auf dem Balkon ist der Gartenarbeit gleichzustellen. Es ist eine besondere Herausforderung, einen beschränkten Aussenraum durch Topf- und Kübelpflanzen zum Wundergarten werden zu lassen. Wenn schliesslich gar Vögel auf dem Dschungelbalkon nisten, machen sie der Balkongestalterin oder dem Balkongestalter damit ein besonderes Kompliment.
Tücken mit der Sommerfrische
Luftzirkulation und ultraviolettes Licht steigern die Wuchsfreudigkeit von Zimmerpflanzen auf dem Balkon. Pflanzen in der Natur wurzeln oft auf Felsen oder in flachem Grund, haben also wenig Boden zur Verfügung. Eine ähnliche Situation finden sie in Töpfen und Kistchen vor und wuchern darum auch da erstaunlich gut. Sie dürfen aber erst nach draussen gestellt werden, wenn die Temperatur nicht mehr unter den Gefrierpunkt sinkt. Früher wurden frostempfindliche Pflanzen ab den Eisheiligen nach draussen gestellt. Heute sinken die Temperaturen ab Mitte April nur noch selten unter den Gefrierpunkt. Normalerweise können deshalb Pflanzen ab dem Zeitpunkt, wo sich bei Büschen und Bäumen in der Natur Blätter zeigen, auf den Balkon gestellt werden. Die meisten Zimmerpflanzen vertragen problemlos einen temporären Temperaturabfall auf etwa 2 Grad Celsius, denn ihre Ursprungsformen stammen häufig aus subtropischen Zonen, wo es zeitweise genauso kalt werden kann.
Nicht nur plötzlich hereinbrechende Frostnächte, sondern auch die pralle Frühlingssonne sind für Zimmerpflanzen früh im Jahr auf dem Balkon eine Gefahr. Durch die Wintermonate hinter Scheiben konnten die Pflanzen keine Pigmente bilden, um ultra-violette Strahlen zu absorbieren. Werden sie plötzlich an die direkte Sonne gestellt, verbrennen Blätter. Auch Kakteen, Euphorbien und Aloe, die sonst die pralle Sonne mögen, verbrennen, wenn sie nach der Winterpause unvermittelt der Sonne ausgesetzt werden. Sie sollten während einer bewölkten Woche ins Freie gestellt und allmählich an das natürliche Licht gewöhnt werden. Das gelingt, indem sie zuerst an halbschattigen Stellen platziert werden, bevor sie an ihre endgültigen Sonnenplätze gerückt werden.
Trocken, schattig, sonnig
Attraktiv sind Pflanzenkombinationen von tropischen Arten, die den Winter in den Zimmern verbringen, mit frostverträglichen Gewächsen. Das üppig wuchernde Grün des Wilden Weins, der Pfeifenwinde oder einer Clematis – alle frostverträglich – in Kombination mit Palmenarten zaubert Exotik auf den Balkon. Kletterbohnen ranken in Windeseile Schnüren oder Bambusstecken empor. Ob sie schliesslich auch Bohnen tragen, ist eine andere Frage. Doch wenn es insbesondere darum geht, sich mit wühligem Grün zu umgeben, sind sie ideale saisonale Gewächse.
Viele Pflanzen und Blumen wie Petunien oder Fuchsien brauchen reichlich Wasser, besonders, wenn die Sonne an kleine Pflanzengefässe brennt und das Grün zusätzlich Feuchtigkeit absorbiert. Das tägliche Giessen ist da ein Muss. Wer viel verreist und einen sonnigen Balkon hat, sollte sukkulente Pflanzen wählen, die problemlos mehrere Tage ohne Wasser überdauern. Sie zeichnen sich durch attraktive fleischige Blätter aus, wie etwa Sedum-Arten, die teilweise gar winterhart sind. Auch manche Yucca-Arten vertragen Frost. Kombiniert mit Trockengräsern in Blumenkistchen und Pflanztrögen erzeugen sie eine mediterrane Atmo-sphäre. Balkonkistchen sind nicht nur da, um Blumen zu pflanzen, sondern sie können genauso gut mit attraktiven Blattpflanzen besetzt werden. Funkien und Farne mögen schattige Balkone, da sie auch in derNatur unter Bäumen gedeihen. Die unterschiedlichen Blattformen und -farben geben einen märchenhaften Schmuck ab. Viele Begonien bevorzugen halbschattige Plätze und bilden mit ihren Blüten Farbtupfer. Wenn gar noch Bromelien-Hybriden wie Guzmanien integriert werden, ist die Exotik perfekt.
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Wühlige Balkonpflanzen
Wenn Kübel-, Kletter-, Hänge- und Topfpflanzen ideal kombiniert werden, entsteht schon nach einigenWochen eine Kulisse, die sämtliche Pflanzgefässe verschwinden lässt. Wenn Pflanzen regelmässig gegossen werden und gute Standplätze haben, wachsen sie im Frühling rasch. Kübelpflanzen wie Oleander-, Oliven-, Avocado- und Zitrusbäumchen sowie Schmucklilien, Euphorbien, Aeonium und Crassula können als Akzente an der sonnigen Balkonbrüstung platziert werden. Weitere Sonnenplätze sind Kakteen vorbehalten. Hängegeranien und Petunien leuchten mit ihren Blüten und werten die Brüstung in Kombination mit den grünen Hängeranken von Günsel, Efeu und Jasmin auf.
Anspruchslose Zimmerpflanzen wie das Zebraampelkraut in all seinen Variationen sorgen dafür, dass der Balkon auch innen verwachsen und attraktiv aussieht. Abgeschnittene Zweige wurzeln in feuchter Erde bald an und wachsen. Zebraampelkraut in kleinen Töpfen zwischen den Kübelpflanzen und an der Brüstung überwuchert Töpfe mit den farbigen Blättern, die sich wie ein Wasserfall auf die Innenseite des Balkons ergiessen. Grünlilien und das Elefantenohr, eine Begonienart, begrünen in hängenden Gefässen zurückversetzt eine weitere Dimension des Balkons, wenn die Wände nicht schon von Clematis, Kiwi, Geissblatt, Hopfen oder Wildem Wein überwuchert sind. Wer will denn da noch durch den Tropenwald streifen, wenn man durch einen Schritt auf den Balkon schon im Dschungel ist?
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