Rekordleger bis minus 28 Grad
Das Rhode-Island-Huhn
Vor rund 100 Jahren bewiesen Rhodeländer bei einem Experiment, dass sie auch bei minus 28 Grad auf rund 2300 Metern über Meer perfekte Eierleger sind. Die Hühner sind genügsam und zutraulich, und daher ideal für Anfänger und Selbstversorger.
Wer im Jahr 1927 bei der Bergstation Eigergletscher ausstieg, der könnte kurz gedacht haben, einer Halluzination zu unterliegen. Auf den über 2300 Metern über Meer hörte man Hühner gackern. Grund dafür war der höchstgelegene Geflügelstall Europas, in dem man Nutzrassen auf ihre Gebirgstauglichkeit testete. Allen voran das Rhodeländer-Huhn, eine rötliche Rasse, die aus den USA stammte und als besonders klimaresistent und robust galt. Und tatsächlich bestanden die Rhodeländer den Gebirgstest: Selbst im tiefsten Winter bei minus 28 Grad Celsius legten die Tiere zuverlässig Eier. So kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eine Eigenschaft, welche die Schweizer überaus schätzten.
Die Rhodeländer werden aufgrund ihres Ursprungs auch Rhode-Island-Hühner genannt. Rhode Island ist der kleinste Bundesstaat der USA und spielte als Küstenregion eine bedeutende Rolle für die Schifffahrt. Die Vorfahren der Rhodeländer kamen so auch per Schiff aus Asien. Bereits um 1860 entstanden die ersten Kreuzungen zwischen roten malaiischen Kämpfern und anderen Rassen wie dem chinesischen Cochin. Beliebt wurden Rhodeländer wegen ihrerguten Legeleistung. Da ihnen der Bruttrieb gezielt weggezüchtet wurde, können sie bis zu 200 Eier pro Jahr legen. Die etwa drei Kilogramm schweren Rhodeländer sind nicht nur anspruchslos in der Haltung, sondern fliegen auch ungern und werden zudem erstaunlich zutraulich.
1901 fanden die ersten Rhodeländer ihren Weg nach Deutschland und in die Schweiz. Hier fanden sich schnell Liebhaber der robusten Hühnerrasse, sodass bereits 1911 der Schweizerische Rhode-Island-Klub gegründet wurde. In dessen Chronik ist zu lesen, dass es in der staatlich geprüften Legekontrollstation Hennen gegeben haben soll, die im Jahr 247 Eier mit einem durchschnittlichen Gewicht von 63 Gramm legten. Mit dem Aufkommen von Legehybriden, Kreuzungen aus mehreren Hühnerrassen, sowie der industriellen Eierproduktion, verschwanden die Rhodeländer aus dem Fokus der Schweizer Geflügelhalter.
Das ideale Huhn für Selbstversorger
Wer sich Hühner für den Garten zulegen möchte, trifft mit Rhodeländern nach wie vor eine ideale Wahl. Mit ihrem ruhigen Temperament und den tiefen Ansprüchen eignen sich die Tiere auch für Anfänger. Sie sind nicht nur untereinander friedlich, sondern ebenfalls gegenüber Menschen, und eignen sich daher auch für Familien mit Kindern. Da Rhodeländer zwar fliegen können, dies aber nur ungern tun, reicht ein niedriger Zaun als Gehege. Auch die vollständige Freihaltung funktioniert gut. Selbstverständlich brauchen die Tiere in jedem Fall einen gut geschützten Stall, in den sie sich nachts zum Schlafen zurückziehen können.
Junghennen fangen bereits mit vier bis fünf Monaten an, zu legen. Die Legeleistung nimmt zwar im dritten Jahr etwas ab, aber nicht so stark wie bei anderen Legerassen. Wer eine Brut aufziehen möchte, sollte die Eier jedoch einer Henne einer anderen Rasse unterschieben, da den Rhodeländern – wie eingangs erwähnt – der Bruttrieb weggezüchtet wurde. Entsprechend bebrüten die Hennen ihre Eier selten. Dafür kann man sich an den vielen und grossen Eiern erfreuen, die den Frühstückstisch bereichern. Und auch die Hähne leisten durchaus ihren Beitrag zum Selbstversorgertum, denn als Zweinutzungshuhn liefern sowohl die Weibchen als auch die Männchen der Rhodeländer gutes Pouletfleisch.
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