Draussen rennen
Kaninchen draussen und in Gruppen halten
Kaninchen sind Gruppentiere, unterhalten aber strenge Hierarchien. Das macht ihre Haltung anspruchsvoll. Wie es gelingt, Kaninchen zu zweit oder in Gruppen mit Auslauf im Garten zu halten.
Wer schon mal in England gereist ist, hat sie gesehen: Wildkaninchen! Ob in Parkanlagen, auf Grünflächen in Städten oder auf dem Land, die braunen Hoppler mit den kurzen Ohren sind allgegenwärtig. Sie mümmeln Gras oder verschwinden in Höhlen, wenn sie Gefahr wittern. Hauskaninchen, die im Zoofachhandel verkauft werden, stammen von diesen Wildkaninchen ab. Darum ist klar, dass Kaninchen in Gruppen leben, idealerweise in einem Aussengehege mit Stall. Damit dies gelingt, müssen gewisse Voraussetzungen beachtet werden.
Einer, der sich intensiv mit artgerechten Haltebedingungen der Kaninchen auseinandersetzt, ist Michael Hauser aus Pfeffikon (LU). Der Züchter konzentriert sich auf die Zwergformen der Kaninchenrassen Japaner und Rhön. Aus dem Wildkaninchen wurden zahlreiche Rassen und Farbenschläge herausgezüchtet, die sich in Grösse, Form und Behaarung unterscheiden.
Michael Hauser sieht kein Problem bei der ganzjährigen Aussenhaltung, sofern sich Kaninchen daran gewöhnt sind. «Wichtig ist, dass sie einen zugfreien, trockenen Stall mit Stroh aufsuchen können», betont er. Tiere aus reiner Innenhaltung sollten im Sommer an die Aussenhaltung gewöhnt werden, sodass sie sich mit den natürlich sinkenden Temperaturen im Herbst allmählich an die kalte Jahreszeit gewöhnen. Tiere, die in reiner Stallhaltung nur wenig Gras erhielten, müssen allmählich an die neue Situation gewöhnt werden, sodass sich ihre Verdauung anpassen kann. Gras im Aussengehege sei bei eingewöhnten Tieren kein Problem. Auch in der Natur würden Kaninchen stetig davon fressen. Michael Hauser propagiert grosszügige Aussengehege. «Die Kaninchen sollten darin rennen können», stellt er klar. Er hält beispielsweise fünf Kaninchen in einem Gehege von 5 x 4 Metern Fläche mit angrenzendem Stall. Der Spezialist räumt ein: «Auch ein Aussengehege von 1,5 x 2 Metern mit Stall ist ausreichend für zwei Kaninchen.»
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Schatten, Sicherheit und soziales Gefüge
Ein Aussengehege für Kaninchen muss von Anfang an richtig geplant werden. Einfach mal einen Zaun aufstellen, geht nicht. Michael Hauser sagt: «Kaninchen graben, ein Zaun muss mindestens einen halben Meter tief in die Erde eingelassen werden.» Kleinere, transportable Gartengehege, die immer wieder weitergesetzt werden können, sollten einen Boden aus Drahtgeflecht aufweisen. Durch das Versetzen dieser Gehege entfällt der Parasitendruck und sie sind rundum mit Drahtgeflecht gesichert. Das ist bei einem grossen Gehege kaum möglich. Michael Hauser hat bei seinen Aussengehegen darum oben einen Elektrodraht gespannt als Schutz vor Marder und Fuchs. Eine andere Möglichkeit, die Kaninchen sicher unterzubringen, sind Volieren. Michael Hauser macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: «Beim Aussenstall muss darauf geachtet werden, dass er aus massivem Hartholz gebaut ist. Ich habe gerade wieder gehört, dass ein Fuchs über Nacht einen einfach gebauten Stall aufgenagt und die Kaninchen erbeutet hat.» Wichtig bei der Kaninchenhaltung ist nicht nur die Raumquantität, sondern auch die Raumqualität. Das heisst: Kaninchengehege sollten attraktiv gestaltet werden, sodass sich Versteckmöglichkeiten bieten.
Michael Hauser sagt: «Kaninchen sollten sich aus dem Weg gehen können.» Das ist nur möglich, wenn Gehege gut strukturiert werden. In Hausers Aussen-abteilen hat es darum beispielsweise kleine Hügel und Betonrohre, die hindurchführen. Das führe zwar nicht dazu, dass Kaninchen nicht auch selbst graben würden. «Betonrohre sind aber im Sommer schön kühl, was Kaninchen schätzen», sagt der Tierfreund, dessen Familie sich mit der Kaninchenhaltung identifiziert. Frische Äste zum Nagen, Steinaufschichtungen und Sträucher sind weitere Bereicherungen. Kaninchen müssen immer schattige Stellen im Gehege vorfinden können. Sommerhitze mögen sie nicht. Beschäftigungsmöglichkeiten bieten Rückzugsorte, etwa ein Versteck unter einem belaubten Ast. Wenn viel zu tun ist im Gehege, lenkt das auch vom Gegenüber ab.
Der Züchter Michael Hauser hält Junge in reinen Weibchen- und Männchengruppen ab zehn bis zwölf Wochen zusammen. Ab dem Alter von 20 Wochen könne sich der Geschlechtstrieb bemerkbar machen. «Männchen müssen kastriert werden. Wenn ich zwei aus einer solchen Gruppe entnehme und abgebe, kommen sie dauerhaft gut miteinander aus.» Michael Hauser empfiehlt, ein kastriertes Männchen und zwei Weibchen zusammen zu halten. Es sei nicht Bedingung, dass junge Kaninchen, die miteinander vergesellschaftet würden, Geschwister sind. «Ich beobachte, wie sie sich nach dem Zusammensetzen verhalten.» Wenn beide eine normale Dominanz zeigen würden, gehe es gut. Verhalte sich aber ein Kaninchen massiv unterwürfig, eigne es sich nicht für die Gruppenhaltung. Auch wenn die Bereitschaft, sich zu akzeptieren, im jungen Alter grösser sei, gehe es auch mit erwachsenen Weibchen. «Ich vergesellschafte sie regelmässig, nachdem ihre Jungen selbstständig geworden sind», sagt Michael Hauser. Erwachsene Kaninchen zu vergesellschaften, ist aber grundsätzlich schwierig.
Kaninchen in der WohnungWer keine Möglichkeit hat, seinen Zwergkaninchen ein Aussengehege zu bieten, kann sie gut auch in der Wohnung halten und ihnen unter Aufsicht regelmässig Auslauf drinnen gewähren. Es gibt innovative Unterbringungsmöglichkeiten. So können Schreiner individuelle Gehege fertigen mit unterschiedlichen Stockwerken, die mit Brettern miteinander verbunden sind. Das vergrössert die Grundfläche, die Höhe kann ausgenutzt werden.
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