Ein dampfender Teller Bœuf Stroganoff steht auf dem Tisch. Die zarten Rindfleischstreifen schmiegen sich in eine cremige Sauce aus Rahm und Pilzen, umschlungen von Nudeln – ein Klassiker der gehobenen Küche. Doch während der Duft dieses Gerichts Erinnerungen an gemütliche und gesellige Abende hervorruft, hinterlässt es auch eine düstere Spur: Eine Standardportion verursacht stolze 6,8 Kilogramm CO₂-Äquivalente – fast zwanzigmal so viel wie eine vegane Variante mit Pilzen und pflanzlicher Sahne, die für nur rund 360 Gramm CO₂-Äquivalente verantwortlich wäre.

Dieser Tellervergleich verdeutlicht, wie ausschlaggebend die Wahl von Lebensmitteln ist. «Unsere Ernährung hat einen sehr grossen Einfluss auf die Umwelt», erklärt Dr. Thomas Nemecek von Agroscope, Experte für landwirtschaftliche Ökobilanzen. «Weltweit stammen etwa 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen aus der Ernährung und Landwirtschaft und bis zu 80 Prozent der Nährstoffemissionen von Stickstoff und Phosphor.» Besonders problematisch ist die Produktion tierischer Lebensmittel, die nicht nur grosse Mengen an Land und Wasser beansprucht, sondern auch erhebliche Mengen an Methan freisetzt – ein Treibhausgas, das 27-mal schädlicher ist als CO₂.

Klimakiller auf dem Teller

Tierische Produkte wie Fleisch, Käse und Butter sind die grössten Klimasünder auf unseren Tellern. Rindfleisch allein verursacht pro Kilogramm bis zu 60 Kilogramm CO₂-Äquivalente – mehr als eine 250 Kilometer lange Autofahrt. Diese hohen Emissionen resultieren nicht nur aus der direkten Tierhaltung, sondern auch aus der Produktion der Futtermittel, die häufig auf gerodeten Waldflächen angebaut werden. Doch nicht nur tierische Produkte belasten das Klima, wie Thomas Nemecek ergänzt: «Ein Grossteil der Umweltbelastung der Ernährung fällt wegen des hohen Anteils an Importen aus dem Ausland an.»

Frische Beeren aus Übersee, Spargeln aus Peru oder Mangos und Papayas aus tropischen Regionen sind nur einige Beispiele für Lebensmittel, die aufgrund ihrer kurzen Haltbarkeit und hohen Nachfrage oft per Flugzeug transportiert werden. Auch frischer Fisch für Sushi fällt in diese Kategorie. Diese Transportwege tragen erheblich zur Klimabelastung bei und verdeutlichen, wie eng verknüpft unsere globalisierte Ernährung mit Umweltproblemen ist. Auf die Schweiz beschränkt, verursache das Wohnen und die Ernährung die höchste Umweltbelastung – mehr als die viel gescholtene Mobilität.

Hoffnung durch bewusste Entscheidungen

Die gute Nachricht: Es gibt Wege, die Klimabelastung durch unsere Ernährung erheblich zu senken. Der grösste Hebel liegt in der Reduktion des Fleischverzehrs. «Ersatzprodukte für Fleisch haben deutlich geringere Umweltwirkungen und insgesamt ähnliche Nährwerte», erklärt Thomas Nemecek. Besonders sojabasierte Alternativen schneiden gut ab – vorausgesetzt, sie werden nicht auf Flächen angebaut, die durch Abholzung entstanden sind.

Ein weiteres wichtiges Feld ist die Reduktion von Lebensmittelverschwendung. Laut Nemecek entstehen die grössten Verluste in den Haushalten. Zusätzlich könnten Veränderungen in der Landwirtschaft, wie der Einsatz von Ökostrom und eine Anpassung der Fütterung, die Emissionen senken. «Bei denen, wo die Produktion mehr oder weniger gleich bleibt, liegt das Einsparpotenzial etwa bei 10 bis 15 Prozent», so der Experte für Ökobilanzen. Doch um die Klimabelastung des gesamten Ernährungssystems noch deutlich stärker zu reduzieren, sind tiefergreifende Veränderungen notwendig: weniger Fleischkonsum, kleinere Tierbestände sowie die Vermeidung der Nahrungsmittelverschwendung. «Durch eine Umstellung der Ernährung und eine Optimierung des Gesamtsystems könnten die Treibhausgas-Emissionen um über 50 Prozent gesenkt werden.»

Die Umsetzung von Klimaschutzmassnahmen in der Landwirtschaft ist keine einfache Aufgabe. «Eine Umsetzung ist jedoch machbar, wenn die entsprechenden Anreize oder eine Unterstützung aus der Wertschöpfungskette vorhanden sind», erklärt Thomas Nemecek. Das bedeutet, dass Landwirte und Landwirtinnen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene stärker unterstützt werden müssen – sei es durch Subventionen für nachhaltige Praktiken oder durch den Zugang zu Ökostrom und effizienteren Technologien.

Gleichzeitig stossen tiefgreifende Änderungen der Ernährung oft auf wenig Akzeptanz in der breiten Bevölkerung. Viele Menschen weichen von Ernährungsempfehlungen ab und konsumieren zu viel Fleisch, während pflanzliche Alternativen oft skeptisch betrachtet werden. Um hier Wandel herbeizuführen, braucht es noch Optimierungen des Fleischersatzes sowie langfristige Bildungs- und Aufklärungskampagnen. Ein weiterer entscheidender Faktor sind die Nahrungsmittelverluste, denn rund ein Drittel aller Lebensmittel werden verschwendet. Die Reduktion von Abfällen ist nicht nur für Konsumenten, sondern auch entlang der gesamten Lieferkette ein zentraler Hebel für eine nachhaltigere Ernährung.

Handlungsvorschläge für Konsumenten

Als Konsument gibt es viele Möglichkeiten, den eigenen CO₂-Fussabdruck bei der Ernährung zu reduzieren. Ein erster wichtiger Schritt ist, sich an den Ernährungsempfehlungen zu orientieren. «Konkret heisst das: den Fleischkonsum reduzieren und generell zurückhaltender bei tierischen Produkten sein», sagt Thomas Nemecek. Wer stattdessen häufiger zu pflanzlichen Alternativen greift, entlastet nicht nur die Umwelt, sondern tut auch seiner Gesundheit etwas Gutes.

Auch die Herkunft und die Produktionsweise von Lebensmitteln spielen eine Rolle. So sollten eingeflogene Produkte gemieden werden und stattdessen zu saisonalem und regionalem Obst und Gemüse gegriffen werden. «Im Winter gilt es jedoch zu beachten, dass das Gemüse nicht aus beheizten Gewächshäusern stammt, weil die Umweltbelastung dieser Produktionsart enorm hoch ist», betont der Experte.

Der letzte Handlungsvorschlag betrifft das Einkaufsverhalten: Wer gezielt plant, wie viel er benötigt, vermeidet Abfälle und spart Ressourcen. Grosseinkäufe, die unnötige Autofahrten reduzieren, sind nicht nur effizient, sondern auch umweltfreundlich. Mit diesen Massnahmen könnte jeder Einzelne einen Beitrag leisten, um die Klimabelastung durch Ernährung zu senken – Schritt für Schritt, Bissen für Bissen.

Ein Poster mit einer Übersicht der Ökobilanzen relevanter Lebensmittel gibt es kostenlos zum Download auf der Webseite www.ayce.earth!