Wer sich einmal näher mit Schafen befasst, erkennt schnell, dass sie ganz besondere Tiere sind. Verbringt man viel Zeit mitihnen, können sie durchaus anhänglich und einzelne Tiere auch verschmust werden. In ihrer Haltung sind sie jedoch nicht ganz anspruchslos. «Schafe habeneinen speziellen Charakter, nicht zu vergleichen mit Kühen oder Ziegen. Sie brauchen viel Zuneigung, damit man gut mit ihnen arbeiten kann. Die meisten Schafe haben ein Wollvlies, das geschoren werden muss. Die Klauenpflege und die Weidehaltung haben bei Schafen so ihre Tücken», sagt Beat Würsch, dessen Familie seit Generationen Schafe hält. Sein Betrieb umfasst 21 Hektaren Landwirtschaftsland und eine Schafalp in Pacht für über 500 Schafe. Möchte man Schafe halten, braucht man zunächst einmal eine behördliche Genehmigung. «Jeder Schafhalter muss registriert sein, damit bei einem Seuchenfall bekannt ist, wo Schafe gehalten werden. Hier meldet man sich, am besten bevor man Schafe anschafft, beim kantonalen Landwirtschaftsamt. Wer gewerblich mehrere Tiere hält, braucht eine Ausbildung dazu», sagt der Experte.

Schafe brauchen Platz

Natürlich muss auch genügend Platz zur Verfügung stehen, schliesslich sind Schafe Herdentiere, die nie alleine gehalten werden sollten. «Nach dem Tierschutzgesetz benötigt eine 70 kg schwere Aue (Mutterschaf) eine Buchtenfläche von 1,5 m2. Hat diese Aue noch zwei Lämmer von ca. 15 kg Lebendgewicht, kommen nochmals 0,6 m2 hinzu. Sprich, mit zunehmender Grösse und Gewicht der Tiere erhöht sich der Platz-bedarf. Ebenfalls müssen die Tiere genug Platz zum Fressen haben», informiert Würsch, der sich auch im Zentralschweizer Schafhalterverein engagiert. Laut Beat Würsch sollten mindestens drei erwachsene Tiere zusammen gehalten werden. Kommt allerdings noch ein unkastrierter Bock zu einer Herde, kann diese ganz schnell um das Dreifache anwachsen, gibt er zu bedenken. Bezüglich Weide fällt gerade auch ihrer Pflege eine besondere Bedeutung zu, damit man die Schafe gesund erhält. «Bei einer reinen Weidehaltung ohne Zufütterung ist alle sieben bis zehn Tage ein Weidewechsel nötig. Im besten Fall ist die nächste Nutzung dann eine Schnittnutzung, damit der Parasitendruck nicht zu hoch wird. Ausserdem mögen Schafe keinaltes Weidefutter; sprich, sobald es im Frühling grünt, sollten die Weiden bestossen werden», erklärt der Experte. Ebenfalls wichtig ist der Herdenschutz, denn dadurch ist man auch rechtlich abgesichert, sollte doch einmal ein Wolf Schaden anrichten.

«Schafe mögen Temperaturen um den Gefrierpunkt viel lieber als 25 Grad in der prallen Sonne»

Beat Würsch hält aus diesem Grund Herdenschutzhunde. Auf der Weide selbst darf je nach Jahreszeit ein Unterstand nicht fehlen. «Eine Weide, welche keine schattenspendende Vegetation aufweist, sollte im Sommer bei über 30 Grad nicht beweidet werden. Ansonsten ist hier ein Unterstand erforderlich. Auch frisch geschorene Schafe brauchen bei nasskalter Witterung, sprich Schneefall, einen Unterstand. Ein dickes Wollvlies schützt die Tiere hingegen bei Nässe und Kälte wie ein warmer Pullover. Schafe mögen übrigens Temperaturen um den Gefrierpunkt viel lieber als 25 Grad in der prallen Sonne», so Würsch. Doch können Schafe auch im Winter auf die Weide oder sollten sie dann lieber im Stall bleiben? «Schafe und Lämmer, die über zwei Monate alt sind, können problemlos im Winter raus. Ablammungen im Freien bei Schneefall sind tabu. Falls man so etwas beobachtet, ist der Schäfer sicher froh um eine direkte Meldung, da es sich dann oft um ein Missgeschick handelt. Das heisst, eventuell hat der Bock mal die Seite gewechselt und ein Mutterschaf unplanmässig gedeckt. Oder ein junger Bock war etwas frühreif», sagt der langjährige Schafhalter. Was das Futter betrifft, sind Schafe relativ anspruchslos. Laut Würsch reicht es für Schafe, die Wiederkäuer sind, völlig aus, sie mit Heu, Gras und Grassilage, ergänzt mit einem guten Mineralstoffzusatz, sowie Salz zu versorgen.

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Pflege und Gesundheit

Bezüglich ihrer Pflege haben Schafe besondere Bedürfnisse. Da die meisten Rassen über stetig nachwachsende Wolle verfügen, müssen sie mindestens einmal jährlich, am besten im Frühjahr, geschoren werden. Viele Schafhalter scheren ihre Tiere noch ein zweites Mal im Herbst. Es gibt aber auch Rassen, die über einen saisonalen Fellwechsel verfügen und keine Schur benötigen, wie beispielsweise Kamerun- oder Soay-Schafe. «Ebenfalls sehr wichtig ist die Klauenpflege, je nach Haltung zwei- bis viermal im Jahr. Ausserdem ist eine vorbeugende Behandlung gegen Zecken und Räude empfehlenswert. Entwurmungen machen nur Sinn nach einer Kotprobe, welche entweder durch den Bestandstierarzt oder den BGK (Beratungs- und Gesundheitsdienst der Kleinwiederkäuer, www.kleinwiederkäuer.ch) analysiert wird. Der BGK ist grundsätzlich die richtige Adresse in Sachen Gesundheit beim Schaf. Eine Mitgliedschaft würde ich jedem Schafhalter empfehlen», rät der erfahrene Schäfer.

Gesundheitlich gibt es bei Schafen einiges zu beachten. «Innere Parasiten, sprich Würmer, sind ein ewiges Dauerthema in der Schafhaltung. Das Leiden durch massiven Wurmbefall ist für Laien auf den ersten Blick nicht erkennbar. Darum sollte man sich hier gut beraten lassen. Ein hinkendes Schaf hingegen sieht auch der Laie. Daher wird in solch einem Fall oft noch rechtzeitig behandelt. Leider sind Schafe bei Kontakt mit Artgenossen aus anderen Beständen ausserdem anfällig für einige Krankheiten wie Chlamydien, die oft Aborte verursachen. Aborte sind immer meldepflichtig», erzählt Beat Würsch. Bei einer guten Hobbyhaltung können Schafe, wenn sie nicht regelmässig Lämmer bekommen, übrigens 20 Jahre alt werden.

Schafe sind faszinierende, liebenswerte Tiere, die bei verantwortungsvoller Haltung viel Freude bereiten. «Mich fasziniert der Lebensstil, den Schafe mit sich bringen. Man geht mit den Tieren im Jahreszeitenrhythmus dem Futter nach: Frühlingsweide, Alp, Herbstweide und bei Schnee kommen sie in den Stall. Ausserdem ist die Lebensfreude der Auen und Lämmer ansteckend», so der Schäfer aus Emmetten, für den ein Leben ohne Schafe nicht vorstellbar ist.