Alles begann 1930, als in der Hochebene von Aleppo durch einen israelischen Forscher ein Goldhamster-Weibchen mit Jungtieren gefangen wurde. Nur drei Männchen und ein Weibchen überlebten an der Universität von Jerusalem. Sie bildeten den Grundstock für alle Goldhamster unter Menschenobhut. Erst ab 1971 sind wieder vereinzelte Wildfänge in Zuchten eingebracht worden. Das kleine Pelztierchen, das seit etwa 1950 viele Menschenherzen als abendlicher Berserker in seinem Terrarium erfreut, führt in seiner Wildform ein heimliches Leben, so wie es Kleinnagern eigen ist, die verborgen im Erdreich leben. Hinzu kommt noch, dass im Verbreitungsgebiet, den Äckern im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei, starke Militärpräsenz herrscht, was es Interessierten erschwert, dort nach Goldhamstern Ausschau zu halten.

Eine Eigenschaft von Kleinnagern ist die rasante Vermehrung, da sie in der natürlichen Nahrungskette zuunterst stehen. Sie führte dazu, dass sich Goldhamster unter Menschenobhut rasch etablierten. Heute sind sie als Haustiere nicht mehr wegzudenken. Es ist allerdings anspruchsvoll, einen Einzelgänger zu vermehren. Werden ein Männchen und ein Weibchen planlos zusammen gesetzt, führt dies zu sofortigem Streit, der, besonders für das Männchen, tödlich enden kann. In der Natur könnte es das Weite suchen. Dass Hamster partout allein leben wollen, macht Sinn. Sie stammen aus einem kargen Gebiet. Da muss jeder für sich schauen, damit er überleben kann. Nahrungskonkurrenz ist unerwünscht.

Weibchen zum Männchen setzen

Eine sehr erfahrene Hamsterzüchterin ist Susann Khelifi aus Bätterkinden (BE). Sie vermehrt seit über zehn Jahren Teddyhamster, eine Zuchtvariante von Goldhamstern. Um es vorwegzunehmen: Ein richtiges Liebespaar werden Goldhamster nie.

Das Geschlecht lässt sich beim Goldhamster äusserlich feststellen. Wird das Männchen auf den Rücken gedreht, sind die Hoden zu sehen. Zudem ist der Abstand zwischen Genital und After deutlich grösser als beim Weibchen. Die Geschlechtsbestimmung ist wichtig, denn der Mensch führt gezielt zwei Partner zusammen, zumal eine natürliche Begegnung der Geschlechtspartner in Terrarien nicht möglich ist. Dank ihrer Erfahrung kann Susann Khelifi Goldhamster lesen. «Das Weibchen wird alle vier Tage aufnahmebereit», sagt sie. Erstarre es, wenn sie es sanft mit einem Finger berühre, sei der Moment der Zusammenführung gekommen.

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Das entsprechende Hamstermännchen hat Khelifi bereits vorab in eine Plastikbox gesetzt. «Das Weibchen muss immer zum Männchen gesetzt werden, nicht andersherum», betont die Spezialistin. Sie ist bei Verpaarungen stets dabei. Läuft es richtig, beschnuppert das Männchen das Weibchen, berührt es mit der Nase an den Öhrchen, leckt. Dann erfolgt die Begattung – und schon wird das Weibchen wieder aggressiv. Die Züchterin trennt darum das Minuten-Liebespaar. Keine Zeit für Romantik also.

Platz für Einzelzimmer

Nach der Paarung baut das Weibchen ein Nest, beispielsweise mit Kapokfasern, die vom Seidenwollbaum stammen. Meist konstruiert es das Gebilde in einem Häuschen aus Sperrholz. Während der Trächtigkeit, die 16 Tage dauert, braucht das Weibchen eiweiss- und proteinreiche Nahrung. Diese kann aus Joghurt, Quark, Hüttenkäse und gefrosteten und aufgetauten Insekten bestehen, wie beispielsweise Buffalo- oder Mehlwürmern. Die proteinreiche Nahrung steigert die Milchproduktion.

Rückt die Zeit der Geburt in die Nähe, wird das Weibchen unruhig, zieht sich dann aber ganz in seinen Bau zurück. Während dieser Zeit darf weder nachgeschaut noch der Käfig gereinigt werden. Solche Störungen könnten zur Aufgabe der Nachzucht durch das Weibchen führen.

Durchschnittlich kommen um die acht Junge zur Welt. Schon nach zwei Wochen kraxeln sie im Terrarium herum. Sie sind dann noch blind. «Wenn sie vier Wochen alt sind, muss ich sie von der Mutter trennen, denn dann sind sie selbstständig», sagt Susann Khelifi. In der Natur würden die Jungen dann ausschwärmen und eigene Territorien suchen. Hamster werden nicht einfach so zutraulich. Susann Khelifi beispielsweise beschäftigt sich mit den Jungen intensiv, damit sie sich an den Menschen gewöhnen.

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Dass die Hamsterzucht nicht einfach so mal vorgenommen werden kann, zeigt sich spätestens jetzt. Wo denn sollen acht Individuen einzeln untergebracht werden? Susann Khelifi hat 15 Gehege zur Verfügung. Ihre Terrarien für die einzelnen Hamster sind 1,2 x 0,5 x 0,5 Meter gross. Sie hat sie in einem Zimmer schrankartig angebracht. Damit sich ein Goldhamster wohl fühlt, braucht er eine Schale mit einer tiefen Schicht trockenen Sandes, ein Laufrad, ein Graskörbchen als Schlafhäuschen, ein Vorratshaus, dessen Dach der Hamster als erweiterte Fläche und als Ausguck nutzt, ein Häuschen, in dem er Kot und Urin abgibt, weitere Balkone, die er besteigen kann, Korkäste und -rinde, über die er klettert und die als Versteck dienen, Rindenstücke und frische Haseläste aus dem Wald. Heu und Stroh sind wichtige Beigaben. Anstatt mehrere Häuschen kann dem Hamster auch ein Mehrkammernhaus geboten werden.

So populär der Hamster ist, so schwierig ist seine Zucht. Die Paarzusammenstellung verlangt Fingerspitzengefühl, rasch müssen Einzelplätze für die Jungen vorhanden sein. Wer züchten will, muss darum für die Nachtaktiven ein Zimmer reservieren. Und wer bestimmte Fellfarben züchten möchte, braucht spezifisches Wissen zu Verpaarungen, denn nicht alle Farbschläge lassen sich kombinieren.