Beide Geschlechter der Watussi-Rinder tragen eindrückliche Hörner. Die der Stiere sind die mächtigsten unter allen Rindern. Es scheint, als seien sich Watussis ihrer würdevollen Ausstrahlung bewusst. Eigenschaften wie stoisch, ruhig und weise werden mit ihnen assoziiert.

Am Ansatz können die Hörner einen Umfang von einem halben Meter erreichen. Im «Guinness-Buch der Rekorde» ist der Watussi-Ochse Lurch, also ein kastriertes männliches Rind, aufgeführt, dessen Hornumfang mit 95,25 Zentimetern angegeben wird. Die Spannweite der Hörner kann zwei Meter betragen. Seit über 5000 Jahren werden die Watussi-Rinder denn auch auf das eine Selektionsmerkmal hin gezüchtet: überdimensionale Hörner.

Watussis gehören zu den afrikanischen Buckelrindern. Schon in altägyptischer Zeit sind Buckelrinder aus Asien nach Afrika gelangt. Zebus oder Buckelrinder sind in einer Vielzahl von Rassen in Asien, Afrika und auch in Südamerika verbreitet. Neben dem Wasserbüffel stellen sie das wichtigste tropische Haustier dar. Obwohl Buckelrinder mit den auffälligen Höckern auf den ersten Blick an die asiatischen Wildrinder Banteng und an das mächtigste lebende Wildrind überhaupt, den Gaur, erinnern, stammen sie vom Auerochsen ab, wie die Kuhrassen in Europa – vermutlich aber von dessen frühzeitig ausgestorbener indischer Form.

Statussymbole in Afrika und Europa

Watussi-Rinder wurden aus den Buckelrindern in Afrika herausgezüchtet. Sie werden zu Statuszwecken gehalten. Es werde höchstens der Dung genutzt, berichtet Dr. Arnfrid Wünschmann in Band 4 von «Grzimeks Tierlexikon». Der Zoologe war stellvertretender Direktor des Berliner Zoos sowie Direktor des Münchner Tierparks Hellabrunn.

Watussis beeindrucken nicht nur afrikanische Völker, sondern auch europäische Zoobesucher. Im Berliner Zoo werden sie seit 1945 gehalten und gezüchtet. In der Schweiz wurden sie während vieler Jahre in Knies Kinderzoo in Rapperswil auf einer Gemeinschaftsanlage mit Rothschild-Giraffen, Böhm-Steppenzebras und Helmperlhühnern gehalten. Der Leiter des Tierbereichs, Sven Fässler, sagt: «Momentan halten wir keine Watussi-Rinder mehr. Aus Altersgründen mussten wir die beiden über 20-jährigen Tiere nacheinander euthanasieren.» Derzeit werde bei Knie geprüft, ob wieder neue Watussis für die Anlage angeschafft würden oder ob eine andere Tierart infrage komme. Watussis waren früher regelmässig in den Vorstellungen des Circus Knie präsent.

Der ehemalige Schweizer Zoodirektor Prof. Dr. Dr. Heini Hediger lernte die sogenannten Inyambos, die besten Watussi-Rinder, in Ruanda kennen und schrieb «von den prachtvollen Tieren mit den gewaltigen Lyrahörnern». Während der Königszeit wurden Inyambos in Ruanda für königliche Paraden gezüchtet. Sie galten als Würdenträger. Bis heute werden in Ruanda, Uganda und Burundi Watussi-Herden gehalten, meist durch den Stamm der Tutsi. Eine andere Bezeichnung für diesen Volksstamm ist Watutsi. Oft werden die Weidetiere über Landesgrenzen hinweg getrieben. Die Anzahl Tiere verkörpert den Reichtum eines Bauern. Die Rinder fressen Kräuter, Gräser und Laub. Die Kühe tragen neun bis zehn Monate. Meist werden ein bis zwei Jungtiere geboren. Im Alter von zwei bis drei Jahren werden sie geschlechtsreif. Watussis wurden bis 27 Jahre alt.