Aus geistiger Praxis kulturell-sozial gestaltend zu arbeiten, so formulierte Rudolf Steiner (1861–1925) seine Vision. Anfang des 20. Jahrhunderts schlossen sich Anhänger dieser spirituellen und esoterischen Weltanschauung zur Anthroposophischen Gesellschaft zusammen. 1923 wird als deren Hauptsitz das Goetheanum in Dornach erbaut. Hier befindet sich auch die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft. Deren Leitspruch «Mensch werden, mit Natur, durch Kunst, im Sozialen, im Heilen» gibt zugleich Auskunft über die thematischen Ausrichtungen der elf Sektionen. Neben der Waldorfpädagogik, verschiedenen Kunstwissenschaften oder der anthroposophischen Medizin ist auch die Sektion für Landwirtschaft ein zentrales Standbein.

Forschung und Praxis verknüpft

Deren wichtigste Aufgabe besteht in der Koordination und Initiierung der biodynamischen Bewegung. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft wurde 1924 durch einen Vortragszyklus von Rudolf Steiner ins Leben gerufen. Heute wird biodynamische Landwirtschaft weltweit praktiziert: Über 150 000 Hektaren sind mit dem zugehörigen Demeter-Label zertifiziert.

Dieses alternative Landwirtschaftskonzept sieht den Boden, die Pflanzen, Tiere und Menschen als Teil eines grossen Kreislaufes. Den Produzenten ist eine fruchtbare Beziehung zu Boden und Pflanzen und eine bedürfnisgerechte Haltung ihrer Tiere wichtig.

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Das Gedankengut, das der biodynamischen Landwirtschaft zugrunde liegt, hat viele weitere Gebiete inspiriert, wie die Landschaftsgestaltung, Bienenhaltung oder den Weinbau. Diese werden in den 20 Fachbereichen am Goetheanum erforscht und vermittelt. Die Verknüpfung von Forschung und Praxis ist den Anthroposophen wichtig, so hiesst es im Leitbild der Sektion Landwirtschaft: «Wir bringen akademische Forschung mit dem Fachwissen der Praktikerinnen zusammen, um gemeinsam die drängenden Probleme der biologisch-dynamischen Lebensmittel- und Landwirtschaftssysteme zu erforschen und zu diskutieren.»

In vierjährigen Zyklen stellt die Sektion einen Themenbereich in den Fokus ihrer Arbeit. Zwischen 2021 und 2024 sind dies Klima, Resilienz und Gesundheit. In verschiedenen Projekten wird dies interdisziplinär bearbeitet, um ganzheitliche Lösungsansätze zu suchen. Die Landwirtschaftliche Tagung, die jährlich Anfang Februar stattfindet, bietet eine gute Gelegenheit, die biodynamische Bewegung, die Sektion Landwirtschaft der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft und das Goetheanum kennenzulernen.