Wer einen Muskatellersalbei im Garten stehen hat, der wird sie mit Sicherheit schon einmal beobachtet haben: Die Grosse Holzbiene (Xylocopa violacea), die grösste bei uns heimische Wildbiene. Sie wird von den würzig duftenden Blüten der mediterranen Pflanze fast magisch angezogen und vermag es, diese trotz ihrer bis zu 28 Millimeter langen Körpergrösse auch zu bestäuben.

Wie ihre mit etwa 16 Millimeter Körperlänge etwas kleinere Schwester, die Kleine Holzbiene (Xylocopa iris), ist auch sie schwarz und hat einen hummelähnlichen Körperbau. Die Grosse Holzbiene wird aufgrund ihrer bläulich schimmernden Flügel zudem auch Blauschwarze Holzbiene genannt. Die Dritte im Bunde, die Östliche Holzbiene (Xylocopa valga), ist von der Grossen Holzbiene praktisch nicht zu unterscheiden, kommt jedoch nur in Genf, im Wallis und im Tessin vor.

Im Gegensatz zur Honigbiene sind Holzbienen einzelgängerisch und produzieren keinen Honig.

Nektarräuber mit kräftigen Mandibeln

Während sich viele Schmetterlings- und Lippenblütler wie Salbei und Wicken über die Holzbienen als Bestäuber freuen können, haben andere Blütenpflanzen weniger Glück. Holzbienen betätigen sich nämlich in vielen Fällen als sogenannte «Nektarräuber».

Mit ihren kräftigen Mandibeln beissen sie ein kleines Loch durch die Blütenröhre und saugen so auf dem kürzesten Weg den Nektar, ohne den vorderen Zugang zu nutzen. So gelangen die Insekten auch bei Blüten, die für sie zu klein sind, an den begehrten Nektar.

Selbstgebautes für die nächste Generation

Ihre Mundwerkzeuge nutzen Holzbienen auch für jenes Verhalten, welchem sie ihren Namen verdanken. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wildbienen, die bereits bestehende Löcher nutzen, nagen sie sich ihre Nistgänge nämlich selber.

Dabei sind Holzbienen auf morsches Totholz oder markhaltige Stängel angewiesen, die sie aushöhlen. In die so entstehenden, etwa 30 Zentimeter langen Gänge legen die Holzbienen ihre Eier, jeweils einzeln in eine Brutzelle und neben einen Klumpen bestehend aus Pollen, Kropfdrüsensekret und Nektar als Proviant für die Brut.

Die geschlüpften Larven verpuppen sich bereits nach eineinhalb bis zwei Monaten, sodass noch im selben Jahr eine neue Generation Holzbienen unterwegs ist. Den Winter verbringen die Bienen einzeln oder in kleinen Gruppen in geschützten Spalten, selbst gegrabenen Erdlöchern oder ihren Nestern, bevor sie sich im Frühling verpaaren und der Zyklus von vorne beginnt.

Die Weibchen erleben noch den Schlupf ihrer Brut mit, bevor sie gegen Ende des Sommers sterben. Somit gehören Holzbienen zu den langlebigsten Solitärbienen überhaupt.

Friedlicher Riese mit Wohnungsnot

Holzbienen können zwar stechen, tun dies aber äusserst selten. Trotz ihrer beeindruckenden Grösse und des tiefen, hummelähnlichen Summens sind sie gegenüber Menschen nicht angriffslustig.

Den einzigen Ärger, den sie verursachen können, ist, wenn sie auf der Suche nach passendem Holz ihre Gänge in alte Balken nagen. Denn geeignetes Nistmaterial ist Mangelware. In der Schweiz gilt die Grosse Holzbiene als gefährdet, was primär an unserer Aufräumlust liegt. Immer noch wird Totholz in der Waldwirtschaft, in Parks und Gärten weggeräumt.

In einem Naturgarten, in dem die Holzbiene sowohl Nistgelegenheiten als auch grosse, nektarreiche Blüten wie jene von Blauregen, Blasenstrauch, Dost, Rosmarin, Lavendel und Bohnenkraut findet, dürfte der grosse Brummer jedoch zu den regelmässigen Gästen gehören.