Gepanzert untertauchen
Faszination Wasserschildkröten
Lust auf Aquarien, aber nicht auf Fische? Dann sind Wasserschildkröten die Haustiere der Wahl. Dieurtümlich aussehenden Tiere gibt es in allen Grössen und Farben, entsprechend ihrer Vielfalt sind jedoch auch einige Haltungsanforderungen zu beachten.
Aquarien sind ein Hingucker in jeder Wohnung. Wer kein Fischfreund ist, den könnte das einzigartige Aussehen von Schildkröten locken, die in den Glasbecken ihre Bahnen ziehen, sich an Land sonnen oder auf dem Grund nach Futter suchen. Wer Wasserschildkröten halten will, hat viele verschiedene Arten aus allen Ecken der Welt zur Auswahl. Aber Achtung: Auch wenn die Jungtiere, wie zum Beispiel die der Mittelamerikanischen Schmuckschildkröte (Trachemys venusta), besonders niedlich aussehen, sollte man sich bewusst sein, dass viele Arten grösser als ein Suppenteller werden können und entsprechend viel Platz benötigen. «Für Anfänger eignen sich daher eher nordamerikanische, klein bleibende Arten», rät Martin Berger, Experte für Wasserschildkröten und unter anderem Vorstand der Schildkröten-Interessensgemeinschaft Schweiz.
Pflegeleicht und mit maximalen 15 Zentimetern recht klein seien Zierschildkröten (Chrysemys picta dorsalis). Auch die weniger bunten, aber lustig aussehenden Moschusschildkröten (Gattung Sternotherus), einige Höckerschildkröten (Gattung Graptemys) oder Klappschildkröten (Gattung Kinosternon) bleiben so klein. Solche Arten eignen sich daher besonders für eine Aquarienhaltung. Martin Berger warnt jedoch davor, eine Haltung von Wasserschildkröten auf die leichte Schulter zu nehmen. «Fehler entstehen meistens dadurch, dass man sich nicht informiert, wo die Tiere herkommen und welche Art gehalten wird», so der Experte. «Die Haltung orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen der Tiere, wie Temperatur oder Wassertiefe.»
Die meisten Wasserschildkröten brauchen genügend Platz zum Schwimmen, einen Bodengrund zum Wühlen, Strukturen, um sich verstecken zu können, einen Landteil und gute Beleuchtung. Letztere erfüllt in der Regel gleich drei Ansprüche: Sichtbares Licht sorgt für einen Tag-Nacht-Rhythmus, Wärmelampen dienen dem Sonnenbad und UV-Licht wird für ein gesundes Wachstum von Knochen und Panzer benötigt. Jede Art hat zudem einen anderen Anspruch an die Wasser- und Lufttemperatur, welche man über Aquarienheizstäbe regulieren kann. Um Erkältungskrankheiten vorzubeugen, ist es jedoch immer besser, mithilfe entsprechender Lampen den Luftraum zu beheizen. Warmes Wasser und kalte Luft sind unnatürlich und es entsteht Zugluft. Bei Arten aus gemässigten Klimazonen schwankt die Temperatur im Jahresrhythmus. Die Kälte des Winters und der damit verbundene Nahrungsmangel zwingen die Tiere zur Winterstarre. Für eine artgerechte Haltung dieser Arten wird der Winter daher simuliert. Die kalte Jahreszeit verbringen Wasserschildkröten dann nicht im Aquarium, sondern in einer Überwinterungsbox mit Wasser und Laub im Keller oder im Notfall im Kühlschrank. Während dieser Phase kommen Wasserschildkröten ohne Nahrung aus. Allerdings gibt es auch einige wenige Arten aus tropischen und subtropischen Regionen, die keine Winterstarre halten und das ganze Jahr über im Aquarium gehalten werden können.
Vom Wasser ins Maul
Wasserschildkröten schwimmen nicht nur im Wasser, sondern trinken es auch. Daher muss bei allen Arten in einen guten Wasserfilter investiert und regelmässig die Hälfte des Wassers zusätzlich ausgewechselt werden. Die meisten Wasserschildkröten sind Allesfresser, benötigen also pflanzliches und tierisches Futter. Wasserpflanzen wie Entengrütze oder Wasserpest eignen sich von Natur aus als Grünfutter, aber auch Löwenzahn und Salat fressen Wasserschildkröten gerne. Die Auswahl an tierischen Proteinlieferanten ist gross und reicht von Würmern über Bachflohkrebse und Heuschrecken bis zu Fischstückchen. Als Ergänzung kann man den Tieren spezielle Futtersticks anbieten, die insbesondere den Bedarf an bestimmten Vitaminen decken helfen. Zur Kalzium-Versorgung müssen immer ein Stück Sepia oder Schalen von Hühnereiern im Aquarium schwimmen.
Da Wasserschildkröten gerne Grünzeug fressen, ist eine dauerhafte Bepflanzung von Aquarien oft nicht möglich. Die Tiere würden jede Zierpflanze sofort anknabbern. Kunstpflanzen können zumindest optisch das fehlende Grün ersetzen, allerdings müssen diese dick sein, damit die Schildkröten sie nicht aus Versehen verschlucken.
Leider setzen viele Schildkrötenhalter ihre Wasserschildkröten aus, wenn diese zu gross oder zu alt werden. Dadurch wurde die ursprünglich aus Nordamerika stammende Rotwangen-Schmuckschildkröte in vielen anderen Teilen der Erde zu einer der problematischsten invasiven Tierarten, indem sie einheimische Wasserschildkröten verdrängt. Die Lebenserwartung von Wasserschildkröten beträgt je nach Art bis zu 70 Jahre und stellt daher eine besonders hohe Anforderung an eine lebenslange Verpflichtung des Besitzers zur artgerechten Haltung.
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