Katzen werden seit Jahrhunderten zur Schädlingsbekämpfung gehalten. Ihr Jagdverhalten dient nicht nur dazu, ihren Hunger zu stillen, sondern ist ein wesentlicher Bestandteil des kätzischen Wesens. So müssen Halter von Freigängerkatzen jederzeit damit rechnen, dass ihre Lieblinge Beute mit nach Hause bringen. Nicht immer ist diese tot, sondern oft noch quicklebendig, und die Frage stellt sich: Was tun mit dem zappelnden Opfer?

«Bringt eine Katze ein noch lebendes Opfer nach Hause, sollte Kontakt mit einer Fachstelle aufgenommen werden», rät Sandra Sacher, Biologin und Tierpflegerin auf der Wildtierstation Landshut. Von den 2560 in Not geratenen, einheimischen, geschützten Wildtiere, die im Jahr 2023 in der Station aufgenommen wurden, waren 334 nachweisliche Katzenopfer (13 Prozent). Meistens sind Vögel betroffen. Die wichtigste Massnahme bei solchen Tieren ist es, einer möglichen Infektion vorzubeugen. Trotzdem sind die Überlebenschancen leider schlecht. «Die meisten nach einer Katzenattacke eingelieferten Tiere müssen sofort von der Stationstierärztin erlöst werden», berichtet Sacher. Gut drei von vier Katzenopfern versterben. Bei jenen Patienten, bei denen eine Therapie in Betracht gezogen werden kann, sind die Erfolgsaussichten jedoch weitaus höher, so Sacher. «Von den Jungvögeln beispielsweise, bei denen eine Prognose auf mögliche Genesung gegeben war und eine Therapie gestartet werden konnte, überlebten 2023 immerhin 62 Prozent.»

Bringt eine Katze also das nächste Mal ein verletztes, lebendes «Geschenk» nach Hause, so gehört es in die Hände fachkundiger Personen. Eine Ausnahme bilden die Eidechsen. Diese haben einen eingebauten Abwehrmechanismus, der nicht nur Katzen oft einen Schrecken einjagt: Bei Gefahr werfen sie ihren Schwanz ab, der zuckend von der eigentlichen Beute – dem Eidechsenkörper – ablenkt. Oft gelingt den Reptilien dann die Flucht. Unverletzte Eidechsen, die lediglich den Schwanz eingebüsst haben, dürfen also ohne medizinische Massnahmen sofort wieder in die Freiheit entlassen werden und haben dann gute Überlebenschancen.

Regionale Ansprechpartner

Ansprechpartner für verletzte Wildtiere ist die kantonale Wildhut oder je nach Kanton die Jagdaufsicht. Zudem geben die Wildstation Landshut (Tel. 032 665 38 93), die Vogelwarte Sempach (Tel. 041 462 97 00) und das Tierspital Zürich (Tel. 044 635 81 12) über regionale Fachstellen Auskunft.