Herr Strobl, wie funktioniert das Konzept von Wildbiene + Partner?

Das Unternehmen Wildbiene + Partner ist vor allem für seine Wildbienenhäuschen bekannt. Diese können bei Privatpersonen im Garten, auf dem Balkon oder auf der Terrasse angebracht werden. Die kostenlose Startpopulation an Mauerbienen, die mitgeliefert werden und im Frühling schlüpfen, bestäuben Pflanzen und Bäume in der Nähe.

Was wollen Sie mit Ihrem Unternehmen erreichen?

In einer Zeit, in der die Wildbienen- und Insektenpopulationen schwinden, braucht es starke Zeichen für die Biodiversität in der Schweiz. In erster Linie ging es am Anfang darum, einheimische Mauerbienen zu vermehren, um diese für eine nachhaltige Bestäubung unserer Nahrungsmittel einzusetzen. Schnell hat sich aber gezeigt, dass diese friedlichen und effizienten Bestäuber die perfekten Botschafter für unsere Wildbienen sind. Unser Ziel ist es, Menschen und Unternehmen zu befähigen, die Artenvielfalt zu fördern, indem wir unsere Leidenschaft für Wildbienen durch Aufklärungsarbeit und überzeugtes Tun teilen.

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Warum eignen sich Mauerbienen besonders gut?

Aufgrund ihres Lebenszyklus und eines relativ breiten Pflanzenspektrums können sie unkompliziert bei den meisten Menschen erfolgreich angesiedelt werden. Da sie in einem Kokon fertig entwickelt überwintern, können sie in diesem Zustand problemlos versendet werden und schlüpfen dann einige Tage bis Wochen später vor Ort.

Finden sich andere Arten in den Bienenhäuschen ein?

Unser sogenanntes BeeHome wurde speziell für eine grosse Anzahl an hohlraumnistenden Wildbienen entwickelt. So gibt es auch diverse Arten wie zum Beispiel die Wollbiene oder verschiedene Blattschneiderbienen, welche das Häuschen spontan besiedeln.

Wie unterscheiden sich die BeeHomes zu den im Laden gekauften Bienenhotels?

Zum einen kommen unsere BeeHomes mit der Startpopulation an Mauerbienen. Zum anderen sind unsere Häuschen von höchster Qualität und werden in Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen in der Schweiz unter fairen Bedingungen produziert. Auf dem Markt findet man aber leider viel zu oft Produkte, welche eher Bienenfallen sind, als dass sie Insekten fördern. Zudem besitzt unser BeeHome Classic ein transparentes Dach, das die Bienen vor Feuchtigkeit schützt, aber trotzdem die Sonnenstrahlen durchlässt. Denn Wildbienen haben es gerne trocken und warm. Aus diesen Gründen haben wir 2019 mit diesem Modell im Kassensturz den 1. Platz belegt.

 

Wo hänge ich ein Bienenhotel auf?- Der Standort sollte sonnig sein, denn neben der benötigten Wärme beugen die Sonnenstrahlen Pilzbefall und Fäulnis am Häuschen vor. 
- Das Bienenhotel muss vor Regen und starker Witterung geschützt sein, damit keine Nässe eindringen kann.
- Ein frei hängendes und im Wind schwankendes Insektenhotel wird von Wildbienen nicht angeflogen.
- Das Bienenhotel sollte hoch genug aufgehängt werden, um unerreichbar für Katzen zu sein, die die Bienen gerne mit Spielzeug verwechseln.
- Steht das Hotel am Boden, kann Feuchtigkeit von unten eindringen.
- In der direkten Umgebung des Bienenhotels müssen genug einheimische Pflanzen wachsen, damit die Bienen Nahrung finden. 

 

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Um Wildbienen langfristig zu fördern, braucht es genügend Nektarpflanzen sowie geeignete Lebensräume. Setzt sich Wildbiene + Partner auch dafür ein?

Auf jeden Fall! Uns ist bewusst, dass Nisthilfen nur der Einstieg in die faszinierende Welt der Wildbienen sind, und wir begleiten unsere Kunden auf dem Weg, ihren Balkon oder Garten zu einem Wildbienenparadies umzugestalten. Letztes Jahr haben wir beispielsweise rund 20 000 Quadratmeter Wildblumenwiesen zusammen mit unseren Kunden pflanzen können. Zudem schaffen wir Wildbienenhabitate, die sich durch Niststrukturen und ein vielseitiges Blüten- und Nektarangebot über eine möglichst lange Zeit im Jahr auszeichnen.

Das Unternehmen feiert dieses Jahr sein 10-jähriges Jubiläum. Wie hat es sich in dieser Zeit entwickelt?

Es hat sich viel getan. Am Anfang mussten wir vielen Menschen noch erklären, dass nicht alle Bienen Honig machen. Heute, und ich denke auch dank unserer Aufklärungsarbeit, hat sich das Wissen deutlich verbessert. Wir haben zu zweit als ETH-Spin-off gestartet und zählen heute 15 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es waren nicht immer einfache Zeiten. Umso stolzer sind wir, dass es uns noch gibt und wir die Herausforderung der Coronazeit überstanden. Und vor allem bin ich unglaublich dankbar, dass wir in den letzten zehn Jahren viele Tausend Quadratmeter Land mit der Hilfe unserer Community wildbienenfreundlich gestalten konnten.

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Haben Sie Tipps, was ich als Privatperson für den Wildbienenschutz beitragen kann?

Lassen Sie es erblühen. Einheimische Wildpflanzen, egal, ob im Topf oder grossflächig im Garten – jede Blüte zählt. Bei einem Garten sollte man unbedingt darauf achten, dass dieser möglichst vielseitige Bereiche hat. Geben Sie der Unordnung etwas Platz und lassen Sie Pflanzenstängel im Winter stehen. Sorgen Sie für vielfältige Strukturen wie Totholz, Trockenmauern, offene Böden oder Abbruchkanten. Das sind rare und wertvolle Nistplätze für Wildbienen. Und verzichten Sie vor allem auf die Verwendung von Giften.