Die jüngste Schweizer Hunderasse
Zwinger vom Fluehberg in Wisen: Wie Janine Christ die Continental-Bulldog-Zucht mitprägt
Sie gelten als freundlich, verspielt und neugierig und sind die jüngste Schweizer Hunderasse: Obwohl es Continental Bulldogs noch keine dreissig Jahre gibt, erobern sie die Herzen von Hundefans auf der ganzen Welt. Auch Janine Christ, die mit ihrer Familie den Zwinger vom Fluehberg führt, hatte sich sofort in die «Contis» verliebt. Der TierWelt erklärt sie, warum.
Schon die Dekoration in Form von Hunde-Silhouetten im Vorgarten eines Mehrgenerationenhauses in Wisen (SO) lässt erahnen, dass hier eine hundeliebhabende Familie wohnt. Tatsächlich ist das Gebäude nicht nur die Heimat der Familie Christ, sondern auch Sitz des Zwingers vom Fluehberg – benannt nach der prägnanten Felsformation, die hoch über der 400-Seelen-Gemeinde thront.
Im Gegensatz zu früher sind es nicht mehr Labradore, welche die Familie in ihrem Alltag begleiten, sondern Beagles und Continental Bulldogs, umgangssprachlich liebevoll «Contis» genannt. Dabei handelt es sich um die jüngste Schweizer Hunderasse, die erst seit drei Jahren von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) provisorisch anerkannt wurde. Janine Christ ist die erste Züchterin der Schweiz, die einen von der FCI anerkannten Continental-Bulldog-Wurf züchten konnte.
Die Geschichte des Continental BulldogsDer Conti ist die jüngste Hunderasse in der Schweiz. Gezüchtet wurde sie als gesunde und qualzuchtfreie Alternative zur Englischen Bulldogge. In Anbetracht der Entwicklung des English Bulldogs und der Diskussionen über verschärfte Tierschutzgesetze und Zuchtbestimmungen in der Schweiz entschloss sich Imelda Angehrn, um die Bewilligung zur Einkreuzung einer anderen Rasse zu ersuchen. Nachdem die Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG) die Bewilligung erteilt hatte, fiel 2001 der erste Kreuzungswurf zwischen English Bulldog und Olde English Bulldog. Diese Hunde wurden unter der Bezeichnung Pickwick Bulldogs Old Type geführt. Das eigentliche Ziel war, die Hunde später wieder als English Bulldogs zu züchten. Dies erwies sich jedoch aus verschiedenen Gründen als schwierig. Da die inzwischen geborenen Old Type Pickwick Bulldogs auf ganzer Linie überzeugten, erteilte die SKG 2004 die Bewilligung zur Schaffung einer neuen Bulldog-Rasse. Am 30. März 2022 folgte mit der weltweiten provisorischen Anerkennung der Rasse durch die FCI ein entscheidender Meilenstein. Weitere Informationen: cbcs.ch
Doch von vorne: Christ ist mit vielen Tieren aufgewachsen. Sie habe früh gemerkt, dass sie kein Katzenmensch sei, erzählt die Hundezüchterin. «Schon im Kindesalter wusste ich, dass ich einmal Hunde haben möchte.» Das sei auch das erste Tier gewesen, welches sie sich im Alter von 20 Jahren angeschafft habe.
Doch warum gerade ein Conti? «Ein früherer Arbeitskollege, der mit mir im Sicherheitsdienst gearbeitet hat, besass einen Conti namens Emilio, der damals aber noch Englische Bulldogge im Stammbaum hatte. Ich hütete ihn und ging mit ihm spazieren», schildert Christ. Die Liebe zu dieser Hunderasse sei schnell da gewesen. «Es war klar, dass für mich nur ein Conti in Frage kommt. Also bin ich zu Imelda Angehrn nach Gossau gereist.»
Angehrn ist die Begründerin der Rasse Continental Bulldogs und war über lange Zeit die einzige Schweizer Adresse, wenn es um Fragen rund um Contis ging. «Von ihr holte ich Ellynor, genannt Elly.» Die Liebe zu der gestromten Vierbeinerin sei sofort da gewesen, erzählt Christ. «Sie hat mich überallhin begleitet – sogar zur Arbeit im Altersheim. Es war so toll, wie sie mitgemacht hat.»
Auch als Janines Kinder Luis und Nela zur Welt kamen, habe Elly sie sofort akzeptiert. Doch als die Hündin zehn Jahre alt war, traf die Familie ein Schicksalsschlag. «Elly starb genau an unserem Hochzeitstag. Das war sehr schlimm für uns. Eigentlich wollte ich dann keinen Hund mehr.» Doch noch schlimmer sei es für sie und ihre Familie gewesen, keinen Hund zu haben, erzählt Janine Christ. «So habe ich wieder bei Imelda Angehrn angerufen und so kam Kira Daisy zu uns.»
Erfolgreiche Zucht
Da Rassegründerin Imelda Angehrn Kira Daisy als besonders schöne Hündin bezeichnete, entschloss sich Familie Christ, einen Zuchtversuch zu wagen. Die dafür notwendigen Tests für die Ankörung, bei der die Eignung des Hundes für die Zucht bewertet wird, hat die Vierbeinerin mit Bravour bestanden. Durch Janines Mann Stephan, der die Jagd als Hobby betreibt, vervollständigte wenig später Beagle-Dame Cleo die Familie.
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Zwischen 2019 und 2025 wurden zehn Würfe unter dem Zwinger vom Fluehberg geboren, darunter vier Conti-Würfe. «Man kann nicht alle Rassen zusammenhalten, aber das Zusammenspiel zwischen Contis und Beagles funktioniert super», sagt Janine Christ. Sogar so gut, dass Conti-Dame Kira Daisy auch bei der Beagle-Aufzucht mitgeholfen hat. «Bei unserem Beagle-D-Wurf hatte Kira sogar Milcheinschuss und säugte die Beagle-Welpen. Das war eine besondere Erfahrung!»
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Sowieso sei es als Züchterin einer so neuen Hunderasse schön, mitzuerleben, wie sich der Conti gewandelt hat. «Ellynor, meine erste Hündin, hatte noch eine kurze Rute. Heute sieht man ein anderes Resultat.» Die Conti-Rute ist im offiziellem Rasse-Standard von 2022 als «idealerweise bis zu den Sprunggelenken reichend» beschrieben.
Die Schnellsten seien Continental Bulldogs nicht, erzählt Christ. «Rufe ich all unseren Hunden, kommen immer die Beagles zuerst, die Contis hinterher. Wenn ich Schweissfährten mache, sind die Contis jedoch schneller als die Beagles.» Ihr guter Geruchssinn habe sie selbst überrascht.
Auch wenn das Tempo eines Contis nicht mit anderen Hunderassen mithalten kann: Fit sei die Rasse allemal, sagt die Züchterin. «Mit Continental Bulldogs kann man diverse sportliche Aktivitäten ausüben. Ob Joggen, Agility oder Nasenarbeit – sie sind sehr interessiert und lernwillig.»
Für einen Conti sei es das Schlimmste, einfach ignoriert zu werden. «Man muss mit ihnen arbeiten und die nötigen Erziehungskurse absolvieren.» Ein unerzogener Conti könne sehr unangenehm werden. Denn: «Ihre Kraft ist nicht zu unterschätzen.»
Vom Wesen her gäbe es natürlich Unterschiede im Charakter. «Aber generell sind es sehr lustige, neugierige und liebevolle Hunde, die sich wunderbar für Familien eignen.» Doch auch ein Conti liege gerne mal auf der faulen Haut, schildert Christ. «Unsere lieben es, mit uns auf dem Sofa zu sitzen und einfach nur zu kuscheln.»
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