Nackte Haut, extreme Falten, überdimensional grosse Ohren und kurze Stummelbeine: Die sogenannte Bullycat, eine Kreuzung der Sphynx- und der Munchkin-Katze, sorgt in den sozialen Medien für Aufsehen. Auf Tiktok erreichen Bullycat-Videos Hunderttausende Aufrufe. Doch so bizarr ihr Aussehen, so bedenklich ist auch ihre gesundheitliche Situation: Bei den Tieren liegt Qualzucht vor. Sie sind anfällig auf gesundheitliche Probleme, leiden unter den Folgen ihrer gezielt herbeigeführten Defekte und werden meistens nicht älter als sechs Jahre. Tierschutzorganisationen auf der ganzen Welt sind alarmiert.

«Durch die Vermischung der Gene der haarlosen Sphinx und der kurzbeinigen Munchkin-Katze zeichnen sich die Tiere durch kurze Beine aus, was ihre Gelenke sehr belasten kann sowie zu schmerzhafter Arthritis und Problemen mit der allgemeinen Beweglichkeit und weiteren gesundheitlichen Einschränkungen, die für die Rasse typisch sind, führen kann», erklärt Yasmine Wenk, Kampagnen-Koordinatorin Haustiere bei Vier Pfoten Schweiz.

Das fehlende schützende Fell mache Nacktkatzen besonders anfällig für Sonnenbrand, Unterkühlung und dermatologische Erkrankungen. Wie ihrer Elternrasse, der Sphynx-Katze, fehlen einer Bullycat die Schnurrhaare – ein für Katzen sehr wichtiges Sinnesorgan, welches zur räumlichen Orientierung, Jagd und Kommunikation dient. So schreibt die Stiftung TBB Schweiz: «Ohne Schnurrhaare sind die Tiere in ihren Bewegungen und Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt.»

Tierschutzorganisationen warnen

Doch warum trendet eine Katze auf Social Media, die weder als schön noch als süss bezeichnet werden kann? «Leider entscheidet bei der Auswahl eines Haustieres oft der eigene Wunsch nach einer bestimmten Rasse. Meistens ist dabei das Aussehen entscheidend», erklärt Yasmine Wenk von Vier Pfoten Schweiz. «Weiter gelten Tiere oder bestimmte Rassen auch als Statussymbol. Je exotischer, desto besser.»

[IMG 2]

Trends könnten zu Impulskäufen führen, bei denen Menschen spontan entscheiden, eine Katze anzuschaffen, ohne sich gründlich über die Rasse und in diesem Fall über die Qual, die ein solches Tier erleiden muss, zu informieren. «Vier Pfoten Schweiz rät, sich nicht dazu verleiten zu lassen, eine Katze oder ein anderes Heimtier nur wegen seines Aussehens oder eines Trends zu kaufen.»

Auch die Stiftung TBB Schweiz «erinnert daran, dass jedes Tier das Recht auf ein Leben ohne unnötiges, durch den Menschen verursachtes Leid hat». Ein Umdenken sei zwingend nötig, um diesen fragwürdigen Trends entgegenzuwirken. Auch die Tierschutzorganisation Peta setzt sich gegen Qualzucht ein. «Wir fordern vom Gesetzgeber ein Handels- und Zuchtverbot für Tiere mit Qualzuchtmerkmalen. Dazu gehören ganz eindeutig auch Nacktkatzen wie die Sphynx-Katze und die Bullycat.»