August 2024: Amazon-Gründer Jeff Bezos investiert Millionen in die Zürcher Firma Swiss-Mile, ein Spin-off der ETH Zürich. Der Grund: ein Roboterhund namens Milo. Ausgestattet mit Rädern an den Beinen, kann dieser nicht nur Treppen hochsteigen oder sich auf die Hinterbeine stellen, sondern auch seine Vorderbeine wie Arme benutzen – beispielsweise, um Pakete zu heben oder Knöpfe zu drücken. In Räumen oder in freiem Gelände bewegt sich Milo mühelos – wenn nötig auch mit Lasten bis zu 60 Kilogramm. Der Clou: Dank künstlicher Intelligenz lernt er autonom von seinen Erfahrungen; Hindernisse erkennt der Roboterhund von selbst.

Laut eigenen Angaben von Swiss-Mile-Mitgründer und CEO Marko Bjelonic werde Milo vor allem in Gebieten eingesetzt, welche die Digitalisierung mit sich bringen – beispielsweise für Sicherheits-Patrouillen oder die Überwachung von Maschinen. Bjelonic sieht aber auch riesiges Potenzial in Einsatzbereichen wie Baustellen oder eben der Logistik.

Möglichkeiten, die wohl auch Jeff Bezos nicht mehr aus dem Kopf gingen. Im Rahmen einer Frühfinanzierungsrunde sammelte Swiss-Mile im August rund 22 Millionen Dollar. Angeführt wurden die Investoren vom reichsten Mann der Welt, vor allem durch seine Investmentfirma Bezos Expeditions. Durch diese Einlage wurde das im April 2023 gegründete Unternehmen Swiss-Mile prompt millionenschwer. Das US-Unternehmen Bloomberg schätzte seinen Wert letzten August auf über 100 Millionen Dollar.

Roboterhunde bewachen Trumps Residenz

Mit Milo hat das Unternehmen Swiss-Mile den ersten Roboterhund geschaffen, der auf Rädern unterwegs ist. «Der auf den Beinen gehende Mensch nimmt sich im täglichen Leben diverse Objekte auf Rädern zu Hilfe, um gewisse Arbeiten zu erledigen. Also entwickelten wir einen Roboter mit Beinen und Rädern», erklärte CEO Marko Bjelonic im Juni.

Allerdings ist Milo längst nicht der erste Roboterhund auf Beinen. Von Boston Dynamics, einem der am weitesten fortgeschrittenen Robotik-Unternehmen der Welt, stammen mehrere von Hunden inspirierte Roboter.

Der wohl berühmteste dürfte Spot sein. 2016 der Öffentlichkeit präsentiert, eroberte Spot zwei Jahre später in einem Video, in dem er einem «Artgenossen» eine Tür öffnet, mit über 2 Millionen Views kurzzeitig Platz 1 auf Youtube. Spot misst 83 Zentimeter Körperhöhe, wiegt 29,5 Kilogramm, bewegt sich agil mit bis zu 4,8 Kilometern pro Stunde und ist mit einer 360-Grad-Kamera ausgestattet. So kann er für Inspektionen oder zu Überwachungszwecken auch an schwer zugängliche Orte gesendet werden. Seit 2020 ist Spot kommerziell erhältlich – für rund 75 000 US-Dollar gibt es den Roboterhund im Handel zu kaufen. Ein Angebot, das sich auch der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump zunutze machte: Im November wurde Videomaterial publik, das einen patrouillierenden Spot-Roboterhund auf seinem 35 000 Quadratmeter umfassenden Privatanwesen Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida, zeigt. Dieses Exemplar, an seinen Beinen mit dem Vermerk «Nicht streicheln» beschriftet, gehört allerdings nicht dem designierten US-Präsidenten persönlich, sondern dem Secret Service. Ein Sprecher bestätigte den Einsatz: «Auch wenn wir nicht auf die spezifischen Fähigkeiten eingehen können, sind die Roboterhunde mit Überwachungstechnologie und einer Reihe fortschrittlicher Sensoren ausgestattet, die unsere Schutzoperationen unterstützen.»

Ein weiterer, mit Spot vergleichbarer Roboterhund stammt wiederum von hierzulande. Mit «Anymal» entwickelte das Robotic Systems Lab der ETH Zürich, aus dem später das Spin-off-Unternehmen Anybotics entstanden ist, einen weiteren vierbeinigen Roboter, der speziell in industriellen Umgebungen eingesetzt wird. Auf einem im Oktober veröffentlichten Youtube-Video ist ersichtlich, wie Anymal sogar Leitern erklimmt: Dank speziell entwickelten Hackenpfoten kann sich der rund 30 Kilogramm schwere Roboterhund an Sprossen festhalten. Auch Anymal wird bereits zwecks Inspektion von Industriebetrieben oder in der Katastrophenhilfe eingesetzt.

Schlagkräftige Schweizer Start-ups

Beispiele wie Milo und Anymal zeigen, dass die Schweiz im Entwicklungsbereich Robotik eine gewichtige Rolle einnimmt. «Aufgrund des vielen Geldes, das in der Schweiz vorhanden ist, können sich hierzulande schlagkräftige Start-ups entwickeln, aus denen auch marktfähige Produkte entstehen», erklärt Prof. Dr. Christian Bermes, der als Studienleiter des Fachbereichs Mobile Robotics an der Fachhochschule Graubünden tätig ist. Nebst der ETH Zürich sei die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) der zweite Robotik-Hotspot hierzulande. An diesen Schulen würden Professorinnen und Professoren unterrichten, die zur weltweiten Spitze in der Robotik-Forschung gehören, führt Bermes aus. «Die Schweiz hat sich zum Silicon Valley of Robotics entwickelt.»